Magdeburg vs. Hansa? Szczecinek vs. Koszalin ist härter! Die EM 2012 ist noch nicht vorbei!

R Updated 07 März 2016
Magdeburg vs. Hansa? Szczecinek vs. Koszalin ist härter! Die EM 2012 ist noch nicht vorbei!

DarzbórWährend in Deutschland aktuell wieder heiß über Teilausschlüsse diskutiert wird, hat Fußball-Polen noch immer mit den Nachwirkungen der Europameisterschaft 2012 zu kämpfen. Eine spürbare Auswirkung ist der aktuelle Fall in der Kreisstadt Szczecinek in der Region Pommern. Über Jahre gab es dort mit Wielim und Darzbór zwei rivalisierende Klubs. Für das Rathaus war die Situation in der sanft-touristisch genutzten Region unerträglich und daher verschwanden beide urplötzlich von der Bildfläche. In der 5. Liga steht nun seit dieser Saison ein MKP Szczecinek in der Tabelle. Das Wappen ähnelt sehr dem von Darzbór Szczecinek.

Im Prinzip ist es eine eindeutige Sache. Im Hintergrund kämpfte damals die Stadt verbissen mit dem durch Fans organisierten KS Wielim. Offiziell gab es unüberwindbare Lizenzprobleme. Wielim existiert noch immer als Tischtennisverein und auch das Projekt mit der Kinderstation des Krankenhauses wird am Leben gehalten. Diese Situation ist für die Fans natürlich alles andere als schön. Die Fans von Darzbór dagegen halten zum neuen MKP.

GwardiaIm regionalen Pokalwettbewerb trifft nun MKP am Samstag auf Gwardia Koszalin. Gwardia spielt in der 4. Liga. Einen Gästeanhang suchte man bei den Auswärtsspielen von Gwardia vergeblich. Die Fanszenen im gesamten pommerschen Gebiet haben Probleme verschiedenster Art. Das aktuelle Verhalten der Gwardia-Fans interessiert anscheinend die Behörden nicht und so wird dieses Spiel seit dem 12. Februar als Risikospiel eingestuft. Die aktuelle Pokalrunde wurde am 9. Februar ausgelost. Der Anhang von MKP/Darzbór beruft sich auf das 2009 in Kraft getretene Gesetz über die Ausrichtung von unsicheren Massenveranstaltungen. Zwischen Austragung und Deklarierung müssen 30 Tage liegen.

Im Vergleich zur Lage in Deutschland ist dieses Gesetz ziemlich scharf. Für kleinste Vergehen kann es Haftstrafen für Fans und sogar Organisatoren geben. Bis zu acht Jahre Haft wären möglich. Außerdem ermöglicht das Gesetz ein Erfassen von vielen persönlichen Daten zum Ausstellen einer Fancard bzw. eines Tickets in den unteren Ligen. Mit diesem Gesetz wurde auch der Einsatz einer Fußballfan-Datei legitimiert. Es geht dabei um das Anlegen eines Verhaltensprofils durch das Erfassen und Auswerten von persönlichen Daten im Zusammenhang mit Fußballspielen. Unterschrieben hat das Gesetz (gegen die „Stadionbanditen“, Zitat der Präsidenten-Seite) übrigens noch Lech Kaczyński (2010 gestorben). 

SzczecinekUnter starker Mithilfe der Fans haben nun die Konservativen die Macht im Land. Die Steine, die man ihnen in den Weg legt, sind aber noch ziemlich groß. Noch im Oktober lockerte nun der neue Präsident Andrzej Duda (Partei „Recht und Gerechtigkeit“) teils geringfügig dieses Gesetz über das Ausrichten von Risikospielen. Auf den Fancards müssen nun keine Fotos mehr zu sehen sein. Auch Stehplätze sind in der Ekstraklasa wieder erlaubt. Hinsichtlich des Zeitraums des Deklarierens von Risikospielen wurde jener um zwei Wochen verkürzt. Im Fall von MKP Szczecinek wurde sich an die neuen Richtlinien gehalten. Vom Terminlichen her ist alles korrekt, nur spricht das Deklarieren dieses Spiels gegen das Einsetzen des logischen Menschenverstands. Die Darzbór-Fans, die zahlenmäßig in die Kategorie „sehr überschaubar“ fallen und die außerdem in Polen einen Ruf der „Polizei-Freunde“ innehaben, stellen nun wirklich keine Gefahr dar.

Gwardia besuchte kein einziges Auswärtsspiel und stellte nicht einmal beim Prestige-Duell gegen Gryf Słupsk einen Fanblock. Auch eine Fahrt zu einem MKP Szczecinek sorgt eigentlich auch nicht für hohe Luftsprünge in der Ostseestadt. Jedenfalls findet das Spiel am Samstag ohne Heim- und Gästesektor statt! Das gab MKP Szczecinek am Montag bekannt. Wir sprechen hier von einem Spiel, was ohnehin wahrscheinlich nur 200 Zuschauer angelockt hätte. Logisch ist das alles nicht. Für Deutsche dürfte es aber ein interessanter Blick über den Tellerrand sein nach den Diskussionen um Teilausschlüsse und Verschärfung der Lage.

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Polen

Artikel wurde veröffentlicht am
04 März 2016

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G
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G
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Ein Sinn ist hier eindeutig nicht erkennbar. Vielleicht ist es wirklich Inkompetenz, denn wir hatten schon brisante Spiele, wo keine Polizei und nur ein paar Opas als Ordner anwesend waren, obwohl das Dinger mit Ansage waren.
M
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Was für ein Problem haben die eigentlich? Worum geht es unter dem Strich? Um sicheren Fußball? Um irgendwelche Befindlichkeiten? Was ist das Ziel? Ein blutleerer Fußballbetrieb? Und das bei leeren Rängen? Lässt sich damit Geld verdienen? Lokalpolitiker schmücken sich doch gern mit vollen Stadien?! So hat doch keiner was von.
J
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[Zitat von turus-FB: "Genau. In Deutschland geht es meist um wirklich relevante Spiele, in Polen zieht sich das noch weiter runter bis in die untersten Ligen. Völlig absurd. Und ja, es ist nur ein Beispiel von vielen..."]

Vor allem darf es nie in Deutschland solch ein Massenveranstaltungsgesetz geben. Das dann noch gepaart mit Inkompetenz bzw. Machtgeilheit der Institutionen wäre fatal.

Im Stadion in Szczecinek wurden auch schon Junioren-Länderspiele ausgetragen. Man verfügt schon über die nötigen Sicherheitsstandards. Das Stadion ist zugelassen für die 4. Liga.

An Überbelastung der Beamten kann es nicht liegen und Ferienzeit ist auch nicht. Solche Faxen veranstaltet man speziell z.B. an Ostern. Aber das ist ja noch nicht dran.
M
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G
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