Die Falken machten wieder Beute: HFC Falke beim SC Nienstedten

M Updated 05 November 2015
Die Falken machten wieder Beute: HFC Falke beim SC Nienstedten

HFC„Was andere mit Füßen traten, wollen wir in Ehren seh’n. Wollen stolz und doch bescheiden Vorbild sein, zusammensteh’n.“. So lautet ein Vers aus der Hymne der Falken. Zur Geschichte der Falken muss ich nicht viel erzählen. Die Geschichte hat sich von der Elbe bis zur Isar herumgesprochen. Es fing alles an mit der Ausgliederung der Profi-Abteilung. Falke, das ist ein Zusammenschluss aus HSV-Fans, die für die Ideale stehen, für die der Sport einmal stand. Sie stehen auch heute an diesem ersten Novembertag in großer Zahl beim HFC Falke, um zu zeigen, dass es auch anders geht. Niemand muss diese Transformationsverhältnisse im Sport mitmachen, wenn er es nicht möchte. 

HFCEs gibt viele, die gegen diese Kommerzialisierung wettern, aber die Reaktionsfreudigkeit besitzen jedoch nur relativ wenige. Neu ist der Weg des HFC Falke nicht. Es gab schon andere, die einen ähnlichen Weg einschlugen. Der Weg des HFC Falke führt zu Zielen. Ein Ziel wurde an diesem Spieltag erneut besungen.  „Denn wir haben einen Traum - Oberliga zu schauen!“ - der Weg zur Oberliga wird garantiert steinig werden. Jeder, der sich in einem Vorstand engagierte, weiß, dass es viel Arbeit und Zeit kostet, einen Verein zu führen.  Oberliga – das heißt Duelle mit Altona, Victoria oder vielleicht auch St. Paulis Amateuren. Höher wird es vermutlich erst einmal nicht gehen. Für die Regionalliga benötigt man schon ordentlich Zaster. Die Falken singen in Richtung SCN „Ihr werdet nie deutscher Meister!“, was ein Spieler mit „Ihr aber auch nicht!“ kommentiert. 

HFCDer Erfolg scheint für’s Erste begrenzt zu sein. Laut dem Fangesang sollen Investoren nicht die Begleiter des Erfolgs werden. Wo wir auch schon bei den anderen Zielen wären. Diese lassen sich alle in der Hymne finden. „Niemals sollen Gier und Mammon uns’re Freundesbande stör’n.“ Starke Worte! Berliner kennen die „Verhandlungen“ um Aufwandsentschädigungen ja nur zur Genüge. Aber wie soll es denn auch anders sein in Zeiten von Lohndumping und dem Vorleben von merkwürdigen Werten? Da kann man doch auch für die „Arbeit“ auf dem grünen Felde was verlangen. Es ist doch egal, wie der Verein das Geld aufbringt. Und gibt es einen Gönner, dann will der auch das Spieler xy spielt. Eine Elf aus Freunden ist das nicht mehr. Das ist erkaufter Erfolg nach dem Vorbild der großen Fußballwelt. Profi-Fußball – das Spiegelbild der westlichen Gesellschaft. 

HFCAusnahmen bestätigen die Regel. Der heutige Gastgeber überraschte mich sehr. Während bei uns z.B. ein Hürtürkel die Tennis Borussen ordentlich mit hohen Eintrittspreisen melkte, so sieht man das hier im Quellental des SC Nienstedten viel fairer. Am Eingang entrichte ich zwei Euro. Zwei Euro sind für das, was ich zu sehen bekommen werde ein guter Preis. Aber vergleicht mal das mit Berlin! Wer würde freiwillig für ein Kreisklasse-Spiel zwischen BSC Rehberge III und Wacker Lankwitz III zwei Euro berappen? Also wurde nachgefragt. Und tatsächlich. Nienstedten verlangt sonst auch „nur“ zwei Euro. Es gibt keinen Top-Zuschlag, nur weil der HFC Falke heut weit über 200 Zuschauer mitbringt. Sonst schauen hier um die 30 Leute dem Treiben auf dem Kunstrasen zu. Interessant ist es auch heute. 

HFCGleich mit der ersten Chance steht es nach wenigen Sekunden 0:1. Schnell folgen Tore zwei und drei. Am Ende hat Falke derer fünf auf dem Konto, unter welchen auch ein Eigentor der wunderschönen Art dabei war. Der SCN-Spieler will klären, der Ball rutscht ihm über den Spann und er bugsiert den Ball voller Wucht in das eigene Netz. Amateur-Fußball pur! Nichts Aalglattes oder Künstliches. Das ist einfacher romantischer und authentischer Fußball. Es gibt nicht einmal Ordner. Unter dem Motto „Fähren und Falken“ zog ein Teil der Anhängerschaft zum Sportplatz. In anderen Verhältnissen hätte man das schon zu einer Bedrohung der öffentlichen Sicherheit ausgerufen. Vieles wirkt wie bei anderen Vereinen auch. Ungefähr so haben auch die Spiele vom SV Blau Weiss Berlin in der Kreisliga der 90er Jahre ausgesehen. Die Schlachtrufe heben sich nicht sonderlich von denen anderer ab.  

HFCDie Besonderheit des HFC Falke kommt dennoch durch. „Wir sind die Falken, wir können saufen!“, aha gut, gut. Kennt man. „Wir spielen Fußball und sind nicht zu verkaufen!“ – und da ist es wieder, was den HFC Falke zu einem Rebellen macht. Bei den Bannern ist es noch eindeutiger. „Hamburger FC Falke – dankbar rückwärts - mutig vorwärts“, so steht es auch auf den Trikots! Auch hier starke Worte. Dankbar geht es einen Schritt zurück. Zurück aus der zu schnellen Welt des Profi-Fußballs mit seinen Superlativen. Zu schnell macht krank. Daher werden Geist und Seele es danken, wenn man nun wieder mutig und gestärkt in der Kreisklasse seinen Weg gehen wird. „Lebe lieber ungewöhnlich“, geht es weiter. 

HFCDaneben hängt ein Banner auf dem Horaz Worte „Nunc est bibendum“ zu lesen sind. „Nun ist zu trinken“ wortwörtlich, also jetzt ist die Zeit für’s Saufen gekommen. Klingt für das Fußball-Milieu nicht ungewöhnlich. Und das ist das, was den HFC Falke ausmacht. Auf der einen Seite ist man hier nichts anderes als ein ganz gewöhnlicher Verein, den man so kennt. Aber in dieser größen-Ordnung sucht man in unseren Breiten schon ziemlich lange nach Äquivalenten. Daher wird an das Festhalten an alten Werten appelliert. Sonst würde da auch kein „Making friends Not Millionaires“ hängen. Es wird interessant sein, ob es der HFC Falke vermag, den Niederungen zu entkommen. 

Aktuell stehen die Falken ohne Punktverlust an der Spitze der 5. Kreisklasse-Staffel. Was passiert, wenn der Erfolg ausbleibt? Die Fahrten „aufs Land“ fehlen auch. Die kommen erst ab der Regionalliga. Ich bin mir sicher, dass das Feuer im HFC Falke nicht vergehen wird. Im Vorstand sitzen kluge Köpfe, die Ahnung von dem haben, was sie tun. Sie agieren mit Herz und Hand. Das erkennt man schon an der Professionalität, die an den Tag gelegt wird. Die personifizierten Falken – mutig und mit scharfen Augen. Das Wappen strahlt vor Stolz und steht für Identität. Die Falken werden mit Sicherheit auf ihren Wegen noch einige Konstrukte rupfen! 

Fotos: Michael

> zur turus-Fotostrecke: HFC Falke

Artikel wurde veröffentlicht am
03 November 2015
Spielergebnis:
1:5
Zuschauerzahl:
258

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Inhalt über Liga
Bezirksliga

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Sehr guter Bericht!
R
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Mal abwarten wie es sich mit der Ausdauer verhält...
K
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Gegen Union 03 III kamen Ende September 621 Zuschauer in die Waidmannstraße. Wir sprechen von der Kreisklasse.
Im Pokal gegen Buchholz waren es 630. Welcher Hamburger Oberligist außer Altona 93 kriegt schon so viele Zuschauer angezogen?
BM
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Zu viele Leuten quatschen nur. Das ist das Problem und die deutsche Mentalität. Falke ist eigentlich eine super Sache. Vom Auftreten her ansprechender als so mancher von Investoren bestimmter Neu-Verein. Falke wirkte am Sonntag für mich als Außenstehenden als eine Instanz, die für Vernunft, Menschlichkeit und Mitbestimmung also echte Demokratie steht.

M
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Mein Jott, solln se machen. In zwei Jahrn kräht keen Hahn mehr nach. Alle rennen se in die Arena und glotzen Bundesliga. Für nen Ticket nen Fuffi. Für Beschissbier 4 Öcken. Bei den Falken müssten 3000 kommen, dann wär dit ne Ansage. Aber so??!!
KA
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