1. FC Union Berlin vs. FC St. Pauli: Spannendes 3:3 sorgt für Achterbahn der Gefühle

MB Updated 19 Oktober 2015
1. FC Union Berlin vs. FC St. Pauli: Spannendes 3:3 sorgt für Achterbahn der Gefühle

LienenDas erlebt man wahrlich nicht oft! Gleich zweimal kam es in dieser Zweitligapartie zu dem Fall, dass ein Treffer fiel und danach sofort abgepfiffen wurde. Zum einen unmittelbar vor der Halbzeitpause, als Maximilian Thiel mit seinem Tor zum 2:1 die Union-Fans in Ekstase versetzt hatte, zum anderen in der 90.+4. Minute, als Benjamin Kessel mit seinem Ausgleichstreffer zum 3:3 wiederum das Stadion in ein rot-weißes Tollhaus verwandeln konnte. Sprachlos schauten die Fans des FC. St. Pauli, die teilweise bereits auf der Zaunkrone saßen und den sicher geglaubten Sieg feiern wollten, auf den Rasen. Wahnsinn, in wirklich allerletzter Sekunde war das Spielgerät zu Kessel gelangt und dieser hatte keine Mühe, den Ball aus fünf Metern Entfernung unterzubringen. Ein klarer Punktgewinn für die Eisernen, ein bitterer Verlust indes für die Sankt Paulianer. Ewald Lienen hatte mächtig mit den Emotionen zu kämpfen. So wie seine Spieler. Nach kurzem Verschnaufen liefen sie in Richtung Gästebock und ließen sich feiern bzw. Mut zu sprechen. „Weiter so! Immer weiter so!“, riefen die Fans. Lienen stand vor dem Block und zeigte festentschlossen den Finger. So nicht! Noch einmal würde man sich nicht auf diese Art und Weise die Punkte wegschnappen lassen.

Werbung:

UnionBereits vor der Pause führten kuriose Spielzüge dazu, dass die durchaus verdiente 1:0-Führung aus der Hand gegeben wurde. Doch starten wir beim Rückblick mit dem Anpfiff. Rekordkulisse im Stadion An der Alten Försterei. Die Ränge waren komplett ausverkauft, und da im Gästebereich die Sitzplätze entfernt wurden - was auch Sinn macht -, erhöhte sich die Gesamtkapazität noch einmal leicht. 22.012 Zuschauer kamen gestern somit in den Genuss dieses Spiel zu sehen. Auf Union-Seite wurden auf der Gegengerade eine große Blockfahne sowie rot und weiße Bänder ausgerollt. Weiß auf Schwarz war indes auf Waldseite zu lesen: „Gegen Einschränkungen für Gästefans in der Alten Försterei - Gleiches Recht für alle“. Gut möglich, dass sich dies auf diverse Materialien bezog, denn im Gästeblock waren kaum welche zu sehen. Nur wenige Fahnen wurden geschwenkt, von Folien und Doppelhaltern war so gut wie keine Spur. Aber auch generell war anfangs die Stimmung im proppenvollen Gästeblock sehr mau. Wie meist immer hat man beim Auftritt in Berlin mit vielen Exil-Fans zu „kämpfen“, die sich eher sporadisch am Support beteiligten. Da das Spiel jedoch im späteren Verlauf mächtig Fahrt aufnahm, wurde diese im zweiten Spielabschnitt deutlich besser.

PauliDie Anfangsviertelstunde riss jedoch noch keinen Fan wirklich vom Hocker. Und somit war auf den Rängen nur eine Art Grundrauschen zu vernehmen. Gerade hatten die Heimfans in der 19. Minuten mit einem Eisern-Union-Wechselchor ein Schippchen draufgelegt, da gingen die Gäste in einer plötzlich aufkommenden Sturm- und Drangphase folgerichtig mit 1:0 in Führung. Buballa hatte von der linken Seite aus den Ball hineingebracht. Nach einer nicht gewollten Kopfballverlängerung von Puncec konnte Waldemar Sobota in der 22. Minute den Ball unterbringen. „Hier gewinnt nur einer, Sankt Pauli und sonst keiner!“, ertönte es nun aus dem Gästeblock, in dem jetzt auch die St. Pauli-Touristen und Mode-Fans erwacht waren. 

FCUIn der Folgezeit nahm der Tabellendritte aus Hamburg St. Pauli auf dem Rasen das Heft in die Hand. Nachdem die Gäste in der 4.1 Minute die Möglichkeit hatten, auf 2:0 zu erhöhen, riefen die ersten Union-Fans „Aufwachen! Aufwachen!“ Das hätte sich auch die Hintermannschaft und vor allem der Keeper des FC St. Pauli zu Herzen nehmen sollen, denn in der 42. Minute war der Ball plötzlich drin. Zejnullahu flankte den Ball in den Strafraum und da niemand rangehen wollte bzw. konnte, flutschte er rechts unten hinein. Der erschrockene Keeper Himmelmann konnte nicht mehr zugreifen. 1:1. Und noch war nicht Schluss! In der 45. Minute passte Parensen zu Thiel - und schon stand es 2:1! Ein Ausbruch der Gefühle auf den Rängen. Das verhallende Jubelgeschrei ging direkt in die Pausenmusik über, denn angepfiffen wurde vor den Kabinenansprachen nicht mehr.

PauliNa, so aber nicht! Ewald Lienen hatte seine Jungs ganz gewiss aufgemuntert. Bereits in der 47. Minute hatten die Gäste eine fette Möglichkeit. Sieben Minuten später war es schließlich soweit. Nach einer von links hereingebrachten Flanke konnte Hornschuh den Ball von der Strafraumgrenze mit straffem Schuss zum 2:2 unterbringen. Nun war das Spiel richtig eröffnet. Mit offenem Visier ging es zur Sache, auf den Rängen gab es die passende Stimmung. Mit einem Spruchband erinnerte das Wuhlesyndikat an die Pokalhelden von 1968 Ulrich Prüfke und Jimmy Hoge und gratulierten diesen zum 75. Geburtstag. Auf einen weiteren Geburtstag wurde wenig später ebenfalls per Spruchband aufmerksam gemacht: „Die 10 Jahre fest im Blick - Alles Gute Team Spirit Köpenick!“

PauliAuf dem Rasen näherte sich der FC St. Pauli der Führung. Wie bereits in der 47. Minute klatschte in der 64. Minute - dieses Mal nach einem Freistoß - an den rechten Pfosten. Allerdings ging es auch auf der Gegenseite heiß zur Sache, Kreilach hatte in der 67. und 70. Minute das 3:2 für Union auf dem Fuß. Nur zwei Minuten später gab es Getümmel im Strafraum der Eisernen. Nach einer Ecke von Rzatkowski konnte Union-Torwart Haas den Ball nicht packen, stattdessen prallte er gegen den Rücken von Dudziak und rollte von dort aus hinter die Linie. Ekstase nun im Gästeblock, rauf auf den Zaun und fröhlich Dampf ablassen!

UnionSpieler und Fans des 1. FC Union gaben sich jedoch keineswegs auf. Noch blieb Zeit. Schließlich hat das Spiel 90 Minuten und in der Regel sogar zwei, drei oder sogar vier Minütchen mehr. Und diese wussten die Eisernen zur nutzen. In der 90.+4. Spielminute fiel das eingangs erwähnte 3:3. Und wieder pfiff der Schiedsrichter direkt ab. Die Union-Fans feierten, die St. Pauli-Fans schauten erst einmal ungläubig drein. Manch einem Fußballfreund war dies alles zu viel. So kam es auf der Gegengerade zu einer kleinen Rangelei und an der Plexiglaswand zum Gästeblock hin kam es zu einigen Provokationen, so dass Ordner anrücken und für Ruhe sorgen mussten. Bei solch einem emotionalen Spielverlauf war es jedoch nicht verwunderlich, dass bei manch einem die Sicherungen glühten. Auch wenn im Allgemeinen das Verhältnis zwischen den beiden Vereinen recht entspannt ist, so wird es immer welche geben, die heiß laufen.

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

> zur turus-Fotostrecke: FC St. Pauli

 

Artikel wurde veröffentlicht am
18 Oktober 2015
Spielergebnis:
3:3
Zuschauerzahl:
22.015

Ligen

Inhalt über Liga
2. Bundesliga

Benutzer-Kommentare

5 Kommentare
Hast du schon ein Konto?
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 2 0
A
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 3 0
Woher kommt eigentlich immer die Mär vom entspannten Verhältnis? Ich war jetzt fünfmal auswärts bei Union und viermal gab es massive Provos bis hin zu massiven körperlichen Attacken bei An- und Abreise. Mich nervt das einfach nur, dass von Medien aller Art ständig eine Sympathie zwischen beiden Lagern herbeifantasiert wird, nur weil unser Club dort mal ein (medial stark ausgeschlachtetes) Benefizspiel absolviert hat. Sogar damals schon hat es übrigens vorm Stadion vereinzelt "gekracht". Dass es auch Leute beiderseits gibt, die gut miteinander können, stellt doch niemand in Abrede. Die gibt es - zum Glück - aber bei nahezu jedem Gegner. So lange man als St. Paulianer an allen möglichen Ecken aufgelauert wird, so lange versucht wird, Fanutensilien zu zocken, so lange alle Nase lang "Zeckenpack" und "Scheiß St. Pauli" zu hören ist, kann von einem angeblich entspannten Verhältnis nicht die Rede sein. Im Gegenteil.

Ansonsten netter Bericht.
Z
Kommentar melden Kommentare (1) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 8 2
H
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 3 0
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 3 0