Preston North End vs. AFC Bournemouth: packender Pokalfight vor fast leeren Rängen

F Updated 02 Oktober 2015
Preston North End vs. AFC Bournemouth: packender Pokalfight vor fast leeren Rängen

PrestonDer Football League Cup ist das Stiefkind des englischen Fußballs; er wird nach Liga und dem FA Cup sehr niedrig priorisiert, vor allem die Erstligisten schicken oft nur Reserve- oder Jugendspieler ins Rennen, um diesen Spielpraxis zu geben. Dabei riskieren sie auch gerne ein so genanntes „Giant Killing“, das Aus gegen ein unterklassiges Team. Doch auch wenn das Preisgeld recht gering ist, gibt es aber mit dem Titel immerhin einen UEFA Europa League Startplatz. Der geringe Wert, den die Clubs dem Wettbewerb zumessen und die generelle Übersättigung durch eine hohe Anzahl Spiele pro Saison führen auch dazu, dass sich viele Fans den Weg ins Stadion sparen. Bei den Top-Teams sind League Cup Spiele daher immer eine gute Gelegenheit, überhaupt an Tickets zu gelangen. Bei den kleineren Teams wird es mitunter recht übersichtlich.

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PrestonUnd so kamen zum Spiel Preston North End gegen den AFC Bournemouth in der dritten Runde dieses Wettbewerbs auch nur 5.643 Zuschauer in das Stadion Deepdale, das eigentlich Platz für 24.525 Personen bietet. In der zweiten Liga wird das Stadion zwar auch selten voll, aber da sind es im Schnitt immerhin über 13.000. Mit Bournemouth war immerhin ein Erstligist zu Besuch, der Aufsteiger hält sich momentan auf Platz 14 der Premier League. Und auch Preston konnte in der letzten Saison einen erfolgreichen Spielklassenwechsel feiern, fremdelt aber noch mit der Championship und belegt den drittletzten Platz. Aber solche Platzierungen sind ja im Cup nebensächlich: bei Bournemouth waren nur zwei Spieler aus der Starformation des letzten Premier League Spiels von Beginn an auf dem Platz, bei Preston immerhin noch sechs.

PrestonDoch diese zusammengewürfelten Truppen sollten den Fans im Stadion ein spannendes Spiel bieten. Man sah dem Erstligisten schon die reifere und überlegtere Spielanlage an, die Jungs gingen gezielter nach Balleroberung nach vorn und störten energischer nach Ballverlust. Torchancen gab es zunächst wenige, doch eine der ersten nutzten die Gäste in Minute 23, um per Kopfball in Führung zu gehen. Preston musste jetzt aus der Deckung kommen, lief sich aber immer wieder an den Außenbahnen fest. 

Bei der beschriebenen Kulisse konnte natürlich keine Hexenkessel-Atmosphäre entstehen, zudem sind wir ja in England, dem Land des eher unterkühlten und spontanen Supports. Dennoch gab es ein unter den Umständen angenehmes akustisches Grundrauschen durch eine kleinere Gruppe Preston Fans, die immer wieder kürzere Gesänge anstimmten und diese durch rhythmisches Klatschen, unterstützt von einer Trommel, untermauerten.

PrestonIn der zweiten Halbzeit erhöhten die Hausherren das Tempo, doch trotz druckvoller Aktionen wurde es um den Gäste-Kasten nicht oft gefährlich. Bournemouth spielte das locker und routiniert runter. Wohl etwas zu locker, denn sechs Minuten vor Schluss passierte es dann doch: nach Flanke aus dem Halbfeld köpfte auch Preston sein Tor, und stand das Stadion Kopf – in dem bescheidenen Rahmen in dem das eben möglich war.

Das Spiel ging in die Verlängerung. Und dort beerdigte Bournemouth zunächst alle neu gefassten Hoffnungen des Zweitligisten, als es, aus deutlicher Abseitsstellung, in der 96. Minute erneut in Führung ging. Resignation und Stille jetzt auch auf den Rängen, nur von den etwa 300 mitgereisten Gästefans kamen nun einige fröhliche Rufe. Von einem echten Mob konnte man auch nicht wirklich sprechen – zu verteilt saßen sie in eher kleinen Grüppchen im Auswärtsblock.

PrestonIm weiteren Verlauf der ersten Hälfte der Verlängerung (zu der es drei Minuten Nachspielzeit gab) behielt Bournemouth die Kontrolle über das Spiel, erst in der zweiten Hälfte erhöhte Preston wieder den Druck. Und als sich schon alle Fans mit dem Ende abgefunden hatten, passierte es doch noch: Elfmeterpfiff nach Handspiel! Sah nach großzügiger Konzessionsentscheidung des Schiedsrichters aus – der Spieler hatte seine Hände hinter dem Rücken und bekam den Ball an die Schulter. Preston nahm das Geschenk an und glich erneut aus – die Fans hinter dem Tor standen jetzt alle und plötzlich kribbelte es wieder im ganzen Stadion, alle Heimfans hatten ihre Stimme und ein Fünkchen Hoffnung wiedergefunden. 

PrestonNach erneut großzügiger Nachspielzeit ging es dann zum Elfmeterschießen, auch auf das Tor der Heimfans. Bei diesem konnte sich dann jedoch der Gästekeeper Bestnoten abholen und fischte gleich drei Elfmeter aus seiner rechten Ecke. Da dies seinem Gegenüber nur einmal gelang, zog der Erstligist mit Ach und Krach in die vierte Runde ein. Für die Bournemouth Anhänger hatte sich die 4,5-stündige Reise unter der Woche dann doch gelohnt aber auch die Heimfans konnten das Stadion mit erhobenem Haupt verlassen – ihr Team war nah dran am „Giant Killing“.

Fotos: Felix

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in England

Artikel wurde veröffentlicht am
25 September 2015
Spielergebnis:
2:2
Zuschauerzahl:
5.643

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