Mit "Vollgas" das gestrige Spiel zwischen dem VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf zu beschreiben reicht eigentlich nicht. Ein "geniales" Match von der ersten bis zur 92. Spielminute und eine "Hammerstimmung" von beiden Seiten trifft es genauer: Eine fast volle Hütte (27.561 Zuschauer / 4.000 Gästefans) an der Castroperstr. spielerische Chancen in Hülle und Fülle für beide Seiten, breiter Support auch während der Halbzeitpause (Top: Düsseldorf) sowie Spruchband-Aktionen und am Ende - wenn auch für den VfL bitter aufgrund der Spielzeit - ein gerechtes 1:1 Unentschieden.
Bochum vs. Düsseldorf: Vollgas auf Rasen und Rängen, Protest gegen Bild und DFL
Trotzdem, die Bochumer können sich in dieser Saison sehen lassen. Immer noch ungeschlagen in Liga 2 und zumindest bis Mitte der Woche weiter Tabellenführer. Fortuna Düsseldorf hat den freien Fall nach dem Liga-Fehlstart mit dem Sieg letzte Woche gegen 1860 und dem Unentschieden im "Westschlager" wohl entgültig gestoppt. Zumal die Düsseldorfer von Beginn an im "Ruhrstadion" groß aufspielten und früh hätten in Führung gehen können. Aber die Nummer "1 mit *" - Torwart Andreas Luthe - hielt Bochums Kasten sauber. Mehrere 100prozentige Chancen vereitelte der Schlußmann, so dass Fortuna Düsseldorf auf seiner Webseite resümierte: "Dem VfL Luthe einen Punkt abgetrotzt". In Führung gingen die Bochumer in der 26. Spielminute durch Tim Hoogland und hätten durchaus erhöhen können. Aber in der Nachspielzeit köpfte Mike van Duinen die viel umjubelte Erlösung der Düsseldorfer.
Aufregung gab es vor dem Spiel aufgrund einer unrühmlichen Aktion der "BILD" Zeitung. Wunsch des Boulevardblattes war es die Deutsche Fußball Liga (DFL) und seine Klubs für eine eigene Flüchtlingsaktion vor den eigenen Karren zu spannen. Die Bundesliga Klubs sollten anstatt des reinen Logos des Logistikdienstleisters "Hermes" eine Abbildung mit dem Spruch "#refugeeswelcome Wir helfen" und den Logos von Hermes und der Bild auf dem Hemdarm tragen. Nachdem der FC St. Pauli bekanntgab sich nicht an der Aktion zu beteiligen und der Bild-Chefredakteur Kai Diekmann im Umkehrschluss daraus einen Angriff gegen den Hamburger Klub startete (Unter dem Motto: "Wer nicht für die Bild Kampagne ist, ist gegen Flüchtlinge"), entbrannte sich ein "Shitstorm" / "PR-Gau" gegen das Blatt und die DFL.
Fans forderten ihre Vereine auf sich nicht an der Aktion zu beteiligen. Auch der VfL Bochum weigerte sich umgehend an der Aktion teilzunehmen. "Uns hat die scharfe Reaktion seitens der BILD-Chefredaktion ob der Absage eines anderen Clubs an die Aktion dazu gebracht, sich mit diesem Verein solidarisch zu zeigen. Es darf unserer Ansicht nach nicht sein, dass jemand einem Verein die Solidarität mit Flüchtlingen abspricht, nur weil dieser nicht bereit ist, eine u.a. von der BILD initiierte Aktion zu unterstützen", erklärten die VfL-Vorstände Christian Hochstätter und Wilken Engelbracht am 17. September auf der Klubwebseite. Fortuna Düsseldorf lief dagegen mit dem Aktionslogo auf, überklebte aber das Logo der "Bild". Die Fans taten ihr übriges. Auf beiden Seiten wurden Spruchbänder mit den Wortlauten "Diekmann Halts Maul #BildNotwelcome!" und "Bild vertreiben. Geflüchtete bleiben #BILDnotwelcome" gezeigt.
Auch die DFL bekam ihr Fett weg, aber aufgrund einer anderen Thematik: Spieltagsansetzungen. Das Aktionsbündnis ProFans vergibt monatlich den SAM (SpielAnsetzungs-Monster) an Klubs deren Fans aufgrund der Ansetzungen weite Reisen aufnehmen müssen. Ein künftiger Kandidat wäre auch Fortuna Düsseldorf. Die Fans zeigten mit Spruchbändern warum: "Freitags Leipzig. Montags St. Pauli. Dienstag Karlsruhe. Freitags Kaiserslautern. DFL wollt Ihr uns verarschen?". Andere Spruchbänder lauteten: "Vor Prinzipien weggeduckt. Den Fans ins Gesicht gespuckt. Schämt Euch". Auch die VfL Bochum Fans zeigten ähnlich lautende Spruchbänder. Zwar ist die Aktion 15:30 längst nicht mehr durchsetzbar, aber die DFL tickt halt anders. Möglicherweise denkt sie: Je weniger Fans im Stadion, desto mehr vor dem Fernseher und der kostenpflichtigen Fußballübertragung.
- Vonovia Ruhrstadion