MSV 19 Rüdersdorf vs. FC Energie Cottbus: Fußballfest vor großer Kulisse im Stadion Glück auf

Steigermarsch2. Bass in C, ihr Auftritt bitte! Andante gab es den „Steigermarsch“ (Glück auf!) zu hören. Gespielt von einer Kapelle auf dem Übungsschotterplatz vor der Haupttribüne des Rüdersdorfer Stadions. Dass solch ein Lied vor dem heutigen Landespokalspiel des Landesligisten MSV 19 Rüdersdorf gegen den Drittligisten FC Energie Cottbus gespielt wurde, hat einen guten Grund. Rüdersdorf bei Berlin ist bekannt für seinen Kalksteinbruch. Seit dem 13. Jahrhundert wurde dort Bergbau betrieben, ab dem 17. Jahrhundert wurde auch Branntkalk hergestellt. Die letzte Schachtofenbatterie war bis 1967 in Betrieb, das neu errichtete Zement- und Kalkwerk Herzfeld - zu DDR-Zeiten berühmt berüchtigt aufgrund der grauen Staubschicht auf Häusern, Straßen und Bäumen im näheren Umfeld - löste die Rüdersdorfer Anlage ab. Seitdem ist diese Bestandteil des nun existierenden Museumsparks Rüdersdorf.

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MSVKein Wunder also, dass der MSV 19 Rüdersdorf einst im Jahre 1919 als SC Kalkberge ins Leben gerufen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verein in den 50er Jahren als BSG Chemie Rüdersdorf geführt. Eine gold eingerahmte Ehren-Urkunde im Vereinsheim zeugt vom größten damaligen Erfolg der Betriebssportgemeinschaft. So wurde 1952/53 die Bezirksmeisterschaft gewonnen. Auf einem daneben hängenden Wandteller ist zudem zu lesen: „1. Mai 1952. Unsere Verpflichtung: Durch unbürokratische Arbeitsmethoden helfen wir den Werktätigen. Zum Freundschafts-Fußballspiel gewidmet von den Kollegen des Staatssekretariats Chemie, Steine und Erden.“ 

RüdersdorfEin rot-blauer Wimpel aus späterer Zeit erinnert zudem daran, dass aus der BSG Chemie Rüdersdorf die BSG Aufbau Rüdersdorf wurde. Gespielt wurde etliche Jahre in der Bezirksliga Frankfurt/Oder, ausgetragen wurde die Heimspiele in den 50er und 60er Jahren vor bis zu 2.000 Zuschauern auf dem Sportplatz am Grundsteig. In den 70ern wurde schließlich das heutige Stadion an der Puschkinstraße errichtet. Mit seiner Kapazität von 5.000 Zuschauern ist es eines der größten Stadion der Region. Nach dem Fall der Berliner Mauer wurde aus der BSG Aufbau der Märkischer Sportverein Rüdersdorf. Nachdem 2002 in die Landesliga aufgestiegen wurde, konnte die Spielklasse gehalten werden, mehrfach war man knapp am Aufstieg in die Brandenburgliga gescheitert.

MSVDas Los bescherte dem MSV 19 Rüdersdorf im laufenden Landespokalwettbewerb die ganz große Nummer. Die Profis des FC Energie Cottbus zu Gast im Stadion „Glück auf“. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren und all der Aufwand hatte sich gelohnt. Knapp 1.000 Zuschauer fanden den Weg ins Stadion, unter ihnen rund 200 Fans des FC Energie Cottbus, die auf der Gegengerade ihre Plätze einnehmen durften. Der Heimbereich konnte sich wahrlich sehen lassen. Die Sitzbänke waren gut belegt, es wurde beflaggt und auf einem Podest versuchten ein paar Fans mit Trommel und Fahnen ihre Mannschaft zu unterstützen. Beim Einlaufen der Mannschaften spielte die Blaskapelle den „Steigermarsch“, ein paar Meter höher versuchte man sein Bestes, die Durstigen mit Bier zu versorgen. Während das Spielen des Musikstücks problemlos vonstatten ging, hakte es ein wenig beim Zapfen des Hopfensaftes. Unter dem Strich ist dies jedoch Jammern auf hohen Niveau, denn der MSV 19 Rüdersdorf erwies sich unter dem Strich als überaus guter Gastgeber. 

MSVAlles prima also? Nicht ganz! Etwas spannender hätte das Spiel auf dem Rasen sein können. Bereits nach nicht einmal vier Minuten stand es bereits 0:2. Philipp Knechtel und Frederick Kyereh lochten absolut problemlos ein und hatten somit bereits quasi alles klargemacht. Als Torsten Mattuschka in der 13. Minute zum 3:0 für die Lausitzer nachlegte, war der Drops endgültig gelutscht. Zu groß war der Klassenunterschied, zu eklatant war der Leistungsunterschied auf dem grünen Rasen. Ohne Mühe spulte der FC Energie sein Spiel ab. Und dabei verlief alles absolut fair ab. Keine Frustfouls, keine gelben Karten. Hatte der Schiedsrichter überhaupt einmal unterbrechen müssen? 

Tusche0:7 stand es zur Pause, das 0:8 folgte sogleich in der 47. Minute, erzielt durch Richard Sukuta Pasu. Doch dann, der große Moment des Gastgebers! In der 53. Minute machte Bledar Mahmuti den Ehrentreffer zum 1:8 klar. Jubel auf den Rängen. Vielleicht würde es ja doch nicht zweistellig werden, zumal die Rüdersdorfer ganz kurz aufbäumten. Am Ende hieß es dann doch 1:12 und die Ballkinder bestaunten die manuelle Anzeigetafel. Nach Abpfiff gab es großes Getümmel auf dem Rasen. Erinnerungsfotos, Interviews. Und klar, ganz besonders begehrt war Torsten Mattuschka. Inmitten einer großen Traube musste er immer wieder in eine Handykamera schauen. Bei angenehmen spätsommerlichen Temperaturen wurde der Abend mit etwas Live Musik vor dem Stadion ausklingen gelassen. Mit der alten Tram Nummer 88 konnte anschließend von der markanten Rüdersdorfer Kalksteinkirche aus gemütlich in Richtung Friedrichshagen getuckelt und in alten Erinnerungen geschwelgt werden. 

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: MSV 19 Rüdersdorf

> zur turus-Fotostrecke: FC Energie Cottbus

Artikel wurde veröffentlicht am
03 September 2015
Spielergebnis:
1:12
Zuschauerzahl:
984
Gästefans
200

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Landespokal

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