200 Fans feiern Punktgewinn in Wiedenbrück: Wie ist der Stand bei Rot Weiss Ahlen?

AhlenWas fällt einem ein zu Ahlen? Wer schon etwas länger beim Fußball dabei ist, dem werden bezüglich des Fußballs zwei Dinge sofort einfallen. Zum einen die Irrfahrt einiger Nürnberger Fans, die statt zum Auswärtsspiel nach Ahlen ins baden-württembergische Aalen düsten. Zum anderen die Sache mit dem Unternehmen LR International. Die eine Sache war für den Außenstehenden Erheiterung pur, die andere Sache hatte einen eher faden Beigeschmack. Als im Juni 1996 durch die Fusion der beiden Traditionsvereine TuS und Blau-Weiß Ahlen der neue Verein LR Ahlen ins Leben gerufen wurde, war man landesweit skeptisch. LR? Offiziell „Leichtathletik Rasensport“, doch angelehnt war die Abkürzung selbstverständlich an das hinter dem Verein stehende Unternehmen LR International, das in Ahlen ansässig ist und 1985 von Helmut Spikker und Achim Hickmann gegründet wurde. Dass das Logo (was die beiden Buchstaben betrifft) gewisse Ähnlichkeiten zum Firmenlogo aufwies, machte das Ganze für Außenstehende noch schlimmer.

Ein Werksklub? Zudem klang Ahlen in den Ohren der meisten Fußballfans so richtig muffig nach westfälischer Provinz. Da LR Ahlen auch in der 2. Bundesliga nicht gerade eine große Fangemeinschaft hinter sich hatte, war dieser Verein nicht wirklich beliebt. Zwar wurde LR Ahlen von vielen Fans nicht dermaßen gehasst wie RasenBallsport Leipzig in der gegenwärtigen Zeit, doch mehr als eine graue Maus wurde LR Ahlen nicht angesehen. Aus den Augen verloren hatten zahlreiche Fußballfreunde diesen Verein, als er in die Regionalliga abrutschte. Im Mai 2006 zog sich das Unternehmen LR als Hauptsponsor zurück - und obwohl das LR ja offiziell „Leichtathletik Rasensport“ bedeutete, untersagte das Unternehmen dem Verein, das „LR“ weiter zu tragen. Ab dem 01. Juli 2006 ging es nun als Rot Weiss Ahlen ins Rennen.

AhlenRelativ still und leise kehrte Ahlen trotz der finanziellen Engpässe am Ende der RL-Saison 2007/08 zurück in die 2. Bundesliga. Nachdem 2008/09 im Mittelfeld gespielt wurde, ging es in der Folgesaison als abgeschlagener Letzter (nur fünf Siege in 34 Spielen) runter in die neu 3. Liga. Es kam noch bitterer. Trotz drei Punkten Abzug (Verstöße beim Zulassungsverfahren) konnte sportlich der Klassenerhalt gepackt werden, doch Rang 20 war am Ende der Stand der Dinge. Aufgrund des eröffneten Insolvenzverfahrens wurde Rot Weiss Ahlen vom DFB auf den letzten Platz zurückgestuft. 2011/12 wurde in der NRW-Liga (Oberliga) ein sportlicher Neubeginn in Angriff genommen. Gleich zum Start jener Saison musste im DFB-Pokal eine derbe 0:10-Schlappe gegen den SC Paderborn 07 verschmerzt werden. Was folgte? Vier Jahre in der NRW-Liga bzw. Oberliga Westfalen. 

ahlenAm Ende der vergangenen Saison wurde schließlich als Tabellenzweiter hinter TuS Erndtebrück der Aufstieg in die Regionalliga West gepackt. Ahlen zurück auf größerer Bühne. Gleich am ersten Spieltag war mit Alemannia Aachen ein echter Brocken zu Gast. Vor 5.112 Zuschauern im Wersestadion konnte Aachen das Auftaktspiel knapp mit 1:0 für sich entscheiden, Löhden schoss bereits in der 7. Minuten das Tor des Tages. Am Spieltag darauf konnte der U23 des FC Schalke 04 vor 1.565 Fußballfreunden immerhin ein 1:1 abgerungen werden. Ein 0:2 gab es indes gegen Rot-Weiß Oberhausen vor 2.352 Zuschauern. Der erste Sieg konnte schließlich am vierten Spieltag eingefahren werden, beim FC Kray konnte Ahlen nach Rückstand die Partie mit 2:1 für sich entscheiden. 

ahlenNachgelegt werden konnte unter der Woche vor 2.817 Zuschauern gegen Borussia Dortmund II mit einem satten 5:1-Erfolg. Allerdings gab es trotzdem auf Heimseite nicht nur fröhliche Gesichter. Der Grund: Im gut gefüllten Gästeblock wurden zuvor gezogene Ahlener Materialien präsentiert. Verständlicherweise versuchten einige Ahlener Fans in Richtung Gästebereich vorzudringen, doch war dies aufgrund der gut vorbereiteten Polizei nicht möglich. Mund abwischen und an den nächsten Spieltag denken. Was blieb der Ahlener Fanszene auch anderes übrig? Das Ziel der Reise am vergangenen Samstag: Das rund 30 Kilometer entfernte Wiedenbrück. Um überhaupt als Außenstehender im Geiste eine Orientierung zu haben: Die Stadt Ahlen liegt zwischen Dortmund und Bielefeld, Wiedenbrück befindet sich gleich neben Gütersloh. 

ahlenMehr als 200 Fans von Rot Weiss Ahlen hatten sich auf den Weg gemacht. 60 von ihnen wählten die Bahn, nach Ankunft wurden sie mit einem Shuttlebus zum Stadion gebracht. Ebenfalls vor Ort waren zirka 15 befreundete Ultras aus Lippstadt, die mit vier Autos angereist waren. Sowohl die Compadres Ultras Ahlen als auch die Wersestadt Ultras beflaggten in Wiedenbrück ordentlich den Zaun hinter dem Tor. Angetrieben von einem guten Trommler wurde sich erstaunlich gut ins Zeug gelegt und vor allen Dingen mit melodischen Liedern die eigene Mannschaft unterstützt. 

ahlenZur Melodie von Nenas „Leuchtturm“ wurde „Ich fahr für dich wohin du willst! Auch bis ans Ende dieser Welt! Bist unsere Droge, machst uns high! Oh Rot Weiss Ahlen, mein Verein!“ zum Besten gegeben. In Bezug auf die bereits seit sechs Jahren bestehende Freundschaft zwischen Ahlen und Lippstadt (seit vier Jahren gibt es zudem freundschaftliche Verknüpfungen mit den Fanatico Boys aus Heidenheim) gab es folgendes zu hören: „Ob getrennt oder zusammen, wir sind immer für euch da! Heute und in 1000 Jahren! Lippstadt und der RWA!“ Noch ganz andere Töne waren in der Halbzeitpause am Bierstand zu vernehmen: „Wir müssen aufhör´n weniger zu trinken! Wir brauchen viel mehr Alkohol! Wenn wir nicht aufhör´n weniger zu trinken, dann werden wir heut nicht mehr voll!“

AhlenGejubelt werden durfte in der 56. Spielminute. Nach gutem Zuspiel von Yildirim konnte Felix Backszat aus rund 20 Metern zum 1:0 für Rot Weiss Ahlen einlochen. Jedoch bereits vier Minuten später konnte der SC Wiedenbrück vor insgesamt 825 Zuschauern zurückschlagen. Nach einem Konter war es Massih Wassey, der das 1:1 erzielte. In der Folgezeit gab es noch Chancen auf beiden Seiten, doch am Ende bliebt es bei der durchaus gerechten Punkteteilung. Und was die Ahlener Fanszene betrifft, dürfte man überrascht sein. Von grauer Maus keine Spur. Es hat sich was getan im Wersestadion. Auch wenn zahlenmäßig die Ahlener Szene nicht mithalten kann gegen Aachen und Essen, doch so überzeugt die Truppe durch einen 1a Support - ganz zur Freude unserer vor Ort gewesenen Fotografen.

Fotos: Los Misenas (zum Blog der Fotografen), Karsten Höft 

> zur turus-Fotostrecke: Rot Weiss Ahlen 

Artikel wurde veröffentlicht am
31 August 2015
Spielergebnis:
1:1
Zuschauerzahl:
825
Gästefans
250

Ligen

Inhalt über Liga
Regionalliga

Benutzer-Kommentare

4 Kommentare
Hast du schon ein Konto?
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 1 0
Unvergessen die Aufstiegsrunde gegen Union Berlin! Lang ist´s her. Die Zeit vergeht. Schön daß Ahlen wieder zurück in der Regionallliga ist.
P
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 2 0
Mehr Alkohol! :-D
R
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 3 0
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 3 0