Im Ostpreußen-Lied heißt’s „Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen“ und in der Uckermark braucht man demnächst nur die „dunklen“ durch „Windrad“ ersetzen, dann passt’s. Nahezu unbemerkt wechselte im Januar 2015 Rot-Weiß Prenzlau den Namen in Blau-Weiss Energie Prenzlau. Ein Windpark-Betreiber aus Niedersachsen kam auf die Idee, den Klub umzugestalten. Windparks und Uckermark? Da war doch was. Das ist hier ein Reizthema. An einigen Stellen leisteten die Uckermärker erbitterten Widerstand gegen neue Windparks und gewannen sogar teilweise! Die Region gilt als strukturschwach. Unter normalen Umständen dürften die Zustände hier gar nicht so derbe sein, aber es ist mittlerweile ein offenes Geheimnis, woran das liegt. Flächen ohne Ende stehen daher für Windparks zur Verfügung. Das Unternehmen, welches in Prenzlau in den Klub eingestiegen ist, hat dabei einen großen Anteil an diesen Anlagen in der Region. Es hätte einem Wunder geglichen, wenn man in Prenzlau das Angebot ignoriert hätte. Prenzlau ist Kreisstadt und kann bald über die Dörfer des Kreises fahren. Einst spielten die Rot-Weißen in der Amateur-Oberliga, zu DDR-Zeiten war man gar Zweitligist. Nun ist man in Liga 8 angekommen. Man braucht hier den Erfolg und der kommt wahrscheinlich nur durch diesen Investor.
Der Westen macht einen auf Osten: Das Prenzlauer Spiel der Farben
Inzwischen wurde auch die Tribüne des Ucker-Stadions erneuert, sodass hier auch locker Regionalliga gespielt werden könnte. Die soliden Grundlagen für ein Vordringen auf höhere sportliche Ebenen sind vorhanden. Infrastruktur und sportlicher Erfolg - in der Regel sind das keine Probleme für durch Investoren oder Politiker gesteuerte Klubs. Das Identitätsproblem können diese Leute mit ziemlich großer Sicherheit häufig nicht verstehen, da sie keine Ahnung von dieser Sphäre haben. Hier in Prenzlau wurde nun wirklich einmal versucht ernsthaft an das Thema zu gehen. Irgendwann trug der Prenzlauer Fußball schon einmal die Farben Blau und Weiß. Blau und Weiß sind natürlich auch die Farben des Windpark-Betreibers. In der DDR gab es diese Zusatznahmen für die Vereine. Jeder kennt die Namen Dynamo, Chemie, Stahl und weiß, wofür sie stehen. Hier wählte man „Energie“. Also, so eine plumpe Hauruck-Aktion liegt hier definitiv nicht vor. Auch die Gestaltung des Wappens orientiert sich am DDR-Stil. Der Großteil des Publikums machte noch ein paar DDR-Jahre mit. Die Idee ist eigentlich gar nicht so schlecht. Dennoch gab es Widerstand.
Die Argumente sprechen immer für eine Übernahme eines Klubs durch „höhere“ Mächte, da diverse Leute profitieren, andere gar nicht wissen, dass im Ort noch Fußball gespielt wird und auf solchen niedrigen sportlichen Ebenen die Kontrollfunktion durch Hooligans und Ultras nicht erfolgt, da es keine gibt. Was passierte hier in Prenzlau? Im Januar wurde in einer Nacht- und Nebelaktion die Änderung des Vereinsnamens durchgedrückt, ohne die Fans zu fragen. Das ist das, was diesen Leuten aus Wirtschaft und Politik berechtigterweise immer wieder vorgeworfen wird – sie sind sehr volksfern.
Jetzt liegt es an dem Windpark-Betreiber Wort zuhalten und die bisher gezeigte Bodenständigkeit zu bewahren. Am Ende ist der Erfolg das Maß aller Dinge. Am Samstag schlug man Aufbau Jatznick schon mal mit 6:2. Aufbau gegen Energie – das klingt wie ein gutes altes Ost-Duell.
Fotos: Michael
Ligen
Benutzer-Kommentare
Hier versucht doch nur ein Unternehmen Lobby im Kleinen zu betreiben. Ein Unternehmen mit fadenscheinigen Öko-Argumenten und am Ende zählt nur die staatliche Subvention. Wie die Landschaft aussieht, das fragt keiner, hauptsache die Subventionen fließen egal ob Energie-Bedarf besteht, oder nicht.
Am Ende ist es aber wie immer - ein subjektives Thema, es gibt kein falsch und richtig :)
Hätte mir im Artikel aber ein wenig mehr Hintergrundinfos zum "Sponsoren" gewünscht...
VG Kai-Uwe
Namen geht in Ordnung. Ausnahmsweise kein FC xyz, wie es so oft passiert und beim Wappen zeigte man sich kreativ und orientierte sich an der DDR. Passt also. Ich bin gespannt, ob sie das Niveau halten können.