Ein Testspiel bei einem Landesligisten an einem Mittwochabend?! In der Regel nicht wirklich eine Angelegenheit, welche die Massen hinter dem Ofen hervor, oder besser gesagt vom Badesee und vom Biergarten weg locken würde. Anders lief das beim gestrigen Freundschaftsspiel zwischen dem aus der Berlin-Liga abgestiegenen SV Sparta Lichtenberg und dem F.C. Hansa Rostock. Bereits beim Vorverkauf an der Geschäftsstelle der Lichtenberger gingen sämtliche Tickets innerhalb von wenigen Stunden über den Tisch. 800 Karten durften unter die Leute gebracht werden, die Tageskasse musste geschlossen bleiben. Bei einem Umzug ins Zoschke-Stadion des Bezirksrivalen Lichtenberg 47 hätte man ganz gewiss gut und gern 2.000 bis 3.000 Eintrittskarten verkaufen können, doch diese Spielstätte stand am gestrigen Mittwochabend nicht zur Verfügung. So aber hatte es auch sein Gutes, die Spieler des SV Sparta konnten somit den Drittligisten auf heimischem Terrain auf dem sattgrünen, extrem weichen Rasen empfangen.
Sparta Lichtenberg vs. Hansa Rostock: Heiteres Testspiel mit Rauchzeichen vom Hügel
Hintergrund der Veranstaltung: Der SV Sparta Lichtenberg ist der ans Herz gewachsene Heimatverein der beiden Techno-Musiker / DJs Paul Kalkbrenner und K-Paul. Im März dieses Jahres spielten Paul Kalkbrenner und K-Paul im Rostocker Ostseestadion beim Benefizspiel „Marteria & Friends vs. Paule & Friends“ für das Team des Rappers Marteria (auch als Marsimoto bekannt). Und nicht nur das. Paul Kalkbrenner spendete im Rahmen dieses ausverkauften Benefizspiels 10.000 Euro für das Projekt „Für Hansas neue Helden“. Vor dem Einlaufen der Mannschaften hatte Kalkbrenner, der auch als Produzent international erfolgreich ist, dem Vorstandsvorsitzenden Michael Dahlmann und dem Nachwuchstrainer Paul Kuring den Scheck überreicht. Ziel des Projektes ist es, nahe der Geschäftsstelle des F.C. Hansa einen neuen Kunstrasenplatz für den Nachwuchs entstehen zu lassen.
Nach dem Benefizspiel wurde recht schnell klar, dass es im Gegenzug ein Freundschaftsspiel des F.C. Hansa Rostock beim SV Sparta Lichtenberg geben würde. Als der Termin bekannt gegeben wurde, kam richtig Bewegung auf. Die Zusagen auf der Veranstaltungsseite konnten sich sehen lassen. „Bleibt mal locker, kommt eh nur die Zweite!“, versuchte jemand die Euphorie zu bremsen. Allerdings wurde bestätigt, dass Hansa mit der ersten Mannschaft auflaufen würde. Da der Verein auch im Berlin-Brandenburger Raum zahlreiche Anhänger hinter sich weiß, gingen die Tickets beim Vorverkauf weg wie warme Semmeln. Rund einhundert Hansa-Fans, die keine Karte mehr bekommen hatten, lösten das Problem ganz einfach, indem sie sich auf dem Hügel, der sich direkt neben dem Platz befindet, niederließen. Ziemlich sicher hatte sie sogar den allerbesten Blick auf das Spielgeschehen.
Viel Bier, viele Gespräche, sehr viele Erinnerungsfotos. Die Atmosphäre auf dem Gelände des SV Sparta war bereits vor der Partie äußerst gelöst. Kurios: Der Sprecher gab noch die Aufstellungen durch, da klingelte es bereits im Lichtenberger Gehäuse. Wenige Sekunden nach Anpfiff tauchte der vom VfB Oldenburg gekommene Marcel Gottschling allein vor dem Sparta-Tor auf und machte die erste Bude des Abends. Da auch der Spaß nicht zu kurz kommen sollte und es nicht knüppelhart auf die Socken gab, schließlich spielten gute Freunde gegeneinander, kam auch der SV Sparta zu einzelnen Möglichkeiten. Aber klar, unter dem Strich hatten die Profis von der Ostseeküste keine Probleme und konnten in der 22. Minute zum 2:0 nachlegen. Kai Schwertfeger hatte locker flockig einlochen dürfen. Und auch die nächsten beiden Treffer zum 3:0 und 4:0 des F.C. Hansa wurden vor der Pause von zwei weiteren neuen Spielern - Hasan Ülker (von der TSG Sprockhövel gekommen) und Julius Perstaller (zuvor beim SV Ried) - in lockerer Form erledigt.
„Auswärtssieg, Auswärtssieg!“. ertönte es nun vom Hügel. Eine Portion grauer Rauch erhob sich gen Abendhimmel. Die Laune wurde immer besser. Unten am Geländer hielten ein paar Zuschauer ein Spruchband hoch. „Sparta?! This is Hansa!!! Hansa Fans Berlin!“ Dazu wurden zwei blaue Rauchtöpfe gezündet. Erheiterung in allen Ecken. Und auch der Support wurde nun phasenweise aufgenommen. Dank der Spielfreude des F.C. Hansa machten Lukas Scherff und Marcel Gottschling in der zweiten Halbzeit innerhalb von sieben Minuten vier weitere Treffer klar. Wechselgesänge ertönten, eine La Ola wurden zum Rollen gebracht. Hinter einem Tor ließ jemand blauen, weißen und roten Rauch aufsteigen. Dazu als optischen i-Punkt einen Blinker. Und als Alexander Fialkovskyy in der 59. Minute den Ehrentreffer zum 1:8 für den Gastgeber klar machen konnte, wurde es noch lauter. Aus der Drehung folgte wenig später das 9:1 für die Rostocker. Getroffen hatte Nachwuchsspieler Seref Özcan.
Um 20 Uhr kam schließlich der größte Moment des Abends. Die erste Mannschaft des SV Sparta Lichtenberg verließ den Platz und stattdessen lief die vereinseigene Ü32 auf. Mit dabei Paul Kalkbrenner und K-Paul. Und schau an, die Truppe ging energisch zu Werke und kam in der Endphase sogar zu einigen guten Möglichkeiten. Zwar machten zuerst Tommy Grupe und Maik Baumgarten (von Rot-Weiß Erfurt gekommen) zwei weitere Tore für den FCH, doch unmittelbar vor Abpfiff haute K-Paul den Ball zum 2:11 in die Maschen. Komplettes Freidrehen in der Sparta-Ecke. Ein Bierbecher segelte durch die Luft, der Rasen wurde geküsst. Ein wirklich angenehmer Fußballabend fand seinen maßgeschneiderten Abschluss. Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto wurde der Tag bei einem weiteren kühlen Blonden entspannt ausklingen gelassen.
Viel Zeit bleibt der Mannschaft des F.C. Hansa Rostock nicht mehr, der Saisonauftakt in der 3. Liga rückt immer näher. Am ersten Spieltag wird im Ostseestadion die U23 des SV Werder Bremen empfangen. Es zeichnet sich eine ansprechende Kulisse ab - und auch wir von turus.net werden dann vor Ort sein.
Fotos: Marco Bertram
Ligen
Benutzer-Kommentare
Beste Grüße
Marco