SV Babelsberg 03 vs. BFC Dynamo: warm up für den Pokalkracher gegen Cottbus
Im Vorfeld des Regionalligaduells zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem BFC Dynamo gab es auf beiden Seiten jeweils nur ein Thema. Bei den Filmstädtern stand das mit Spannung erwartete Pokalhalbfinale gegen den FC Energie Cottbus, das am kommenden Mittwoch um 19 Uhr angepfiffen wird, bereits im Fokus. Man glaubt es kaum, es ist das erste Aufeinandertreffen der ersten Mannschaften im Rahmen eines Pflichtspiels. Auch in der 3. Liga gingen sich die beiden Vereine stets aus dem Weg. Entweder spielte Energie in der 2. Bundesliga oder Nulldrei war in der Regionalliga zugange. Besonders für Babelsberg 03 geht es um verdammt viel. Vom Prestige mal abgesehen, winkt im Fall des Landespokalsieges und dem damit verbundenen Einzug in die erste DFB-Pokalrunde das große Geld. Geld, das der chronisch klamme Verein aus der Filmstadt bitter nötig hat. Mit einer hitzigen, prickelnden Atmosphäre darf am 01. April gerechnet werden, auch wenn im Vorfeld die Diskussionen über die erhöhten Eintrittspreise die Freude ein wenig getrübt hatten.
Auf Seiten des BFC Dynamo gab es am gestrigen Nachmittag in der S-Bahn und den Kneipen auch nur ein Thema. Gemeint sind die hässlichen Zwischenfälle im Rahmen des Ü40-Spiels zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem BFC Dynamo auf einem Kleinfeld am Stadion der Köpenicker. Aus der nahen Fankneipe heran eilende Anhänger des 1. FC Union attackierten Spieler und mit angereiste Begleitpersonen. Zu beklagen waren mehrere Verletzte, die im Krankenhaus medizinisch behandelt werden mussten. Die Augenzeugenberichte gehen auseinander. Von Union-Seite aus wird von vorherigen Provokationen gesprochen, die Reaktion sei erwartbar gewesen. Man bedauere, dass man die Provokationen nicht rechtzeitig unterbinden konnte, allerdings distanzierte sich der Verein klar und deutlich von der von den 30 Vermummten ausgegangenen körperlichen Gewalt. Dass dieser Vorfall in BFC-Kreisen überaus emotional diskutiert wurde, war zu erwarten. „In Zukunft gibt es kein Pardon mehr!“, war immer wieder zu vernehmen.
Doch zurück zum gestrigen RL-Aufeinandertreffen im KarLi. Die polizeilichen Einsatzkräfte waren auf Zack und zogen rund eine Stunde vor Anpfiff kurzzeitig Stellung vor dem Treff der heimischen Szene. Der Grund war das Vorbeigehen mehrerer sportlich motivierter Anhänger des BFC Dynamo. Es blieb jedoch ruhig und die behelmten Polizisten konnten wieder abrücken. Vergleichsweise entspannt ging es auch im Stadion zu. Die Hitze früherer Zeiten - 2004 wurde beispielsweise der Rasen gestürmt und ein 03-Banner gezogen - ist in der Gegenwart nicht mehr zu spüren. Beide Seiten haben sich nicht mehr allzu viel zu sagen. Von einem wirklich brisanten Derby kann nicht mehr gesprochen werden. Babelsberg? Viele BFC-Fans haben diesbezüglich das Last-Minute-Tor von Jörn Lenz beim letzten Aufeinandertreffen am Ende der Oberliga-Saison 2006/07 im Kopf. Was für eine Party im Gästeblock! Die eher verkorkste Saison hatte damals einen versöhnlichen Abschluss gefunden. Nulldrei war damals in die Regionalliga aufgestiegen und seitdem gingen die beiden Vereine - bis zur laufenden Saison - sportlich getrennte Wege.
Auf Heimseite verzichtete man - sicherlich auch in Hinblick auf den besagten Pokalkracher gegen Energie Cottbus - auf eine aufwändig gestaltete Choreo. Für einen Hingucker wurde in der Nordkurve trotzdem gesorgt. Hinter einem gemalten „Forza Nulldrei“ regnete es mächtig Papier. Die Ordner hatten anschließend ordentlich was wegzuräumen. Im Gästeblock beließ man es im ersten Spielabschnitt allein beim verbalen Support. Dass diesbezüglich noch viel Luft nach oben ist, dürfte kein Geheimnis sein.
Besser wurde es in der zweiten Halbzeit. Einer mächtigen Portion Rauch sei Dank. Nachdem in der jüngeren Vergangenheit weitgehend auf Pyrotechnik verzichtet wurde, sorgte die dynamische Fanszene in Babelsberg für einige Überraschungen. Fetter weißer und weinroter Rauch stieg auf und nebelte den halben Block ein. Wie aus dem Nichts wurde zudem eine Batterie gezündet. Nach einem Knattern und Funkensprühen stiegen einige Leuchtkugeln in den Himmel. Etliche neutrale Fußballfreunde, die auf der Haupttribüne saßen und hofften, dass bei diesem Duell „was gehen würde“, wurden somit besänftigt. Zuvor war schon mal ein mauliges „Hmmm, richtige Derby-Atmosphäre ist das aber nicht …“ zu vernehmen.
Um die Sache am Samstagnachmittag rund zu machen, fehlte jedoch eine entscheidende Sache: Tore! Nur zu klar: Ein knackiges Fußballspiel ohne Torjubel ist wie guter Sex ohne, hm ja, nennen wir es es ruhig Abschuss. Nachdem der BFC nach gut einer Viertelstunde die erste gute Möglichkeit hatte, kamen die Babelsberger immer wieder gefährlich über die Flügel. Einmal konnte Albrecht nicht den Ball am BFC-Keeper Flauder vorbeibringen, zwei-, dreimal rettete Flauder mit Bravour. In der zweiten Halbzeit kamen die Gäste besser ins Spiel und verbuchten optische Vorteile. Zu einer richtig fetten Doppel-Chance kam „Dieter“ N Diaye. Zuerst rettete 03-Torwart Gladrow reaktionsschnell, danach klatschte der Ball nur an den Pfosten. Ärgerlich zudem für die Berliner: Ein Treffer wurde wegen angeblicher Abseitsstellung nicht gegeben.
Doch auch in Überzahl - in der 71. Minute musste Prochnow nach Handspiel am Mittelkreis mit Gel-Rot vom Platz - gelang es dem BFC Dynamo keinen Treffer zu erzielen. In den Schlussminuten legte Nulldrei noch einmal ein Schippchen drauf und kam gefährlich über die Flügel, doch nutzte dies nichts, da nur ein einziger Spieler in die Spitze vorgerückt war. Man wollte nichts mehr riskieren. Bloß keine Verletzung mehr vor dem wichtigen Spiel gegen Cottbus. Und wie wichtig diese Partie ist, machten die Babelsberger Fans nach dem Spiel noch einmal deutlich: „Holt den Derbysieg!“ war blau auf weiß unübersehbar zu lesen.
Anmerkung: Nach dem Spiel soll es auf dem S-Bahnhof Babelsberg zu einem Übergriff gekommen sein, bei dem ein Babelsberger Fans mit einem Messer am Bein verletzt wurde. Wir haben bislang keine genauen Infos dazu und können aus diesem Grund noch nichts genaues dazu schreiben.
Fotos: Marco Bertram
