Hansa Rostock geht im Erfurter Regen komplett baden

MB Updated 14 Dezember 2014
Hansa Rostock geht im Erfurter Regen komplett baden

HansaEin Blick zurück. 20. September 2014. Nach dem 4:2-Erfolg gegen Arminia Bielefeld war der F.C. Hansa Rostock mit 11 Punkten auf Rang 13 zu finden. Als dolle konnte zu jenem Zeitpunkt die bisherige Saison ganz gewiss nicht bezeichnet werden, doch es bestand Hoffnung, dass sich das Ganze schon irgendwie einrenken würde. Über zwei Monate später verlor Hansa Rostock zum x-ten Mal in dieser Spielzeit ein Ligaspiel. 0:2 gegen den SC Preußen Münster. Gerade einmal sechs magere Pünktchen waren seit dem Sieg gegen die Jungs von der Alm dazugekommen.  17 Punkte auf der Habenseite. Vorletzter Platz. Schlimmer konnte es kaum noch kommen. Und doch! Es ging! Konnte man bei den mit eigenen Augen gesehenen Auftritten in Cottbus und gegen Dresden der Rostocker Mannschaft durchaus bescheinigen, dass sie sich redlich abmühte, so kann man dies beim gestrigen Spiel im Erfurter Steigerwaldstadion nicht wirklich unterschreiben.

RegenSchlimm, schlimmer, der Rostocker Auftritt beim FC Rot-Weiß Erfurt. Was phasenweise abgeliefert wurde, ging auf keine Kuhhaut. Mag sein, dass einzelne Spieler durchaus bemüht waren, doch als Mannschaft war dies ein kollektives Totalversagen! Bei auf gut Deutsch gesagt echtem Dreckswetter hatte sich trotz all der Enttäuschungen der vergangenen Monate ein recht ansehnlicher Rostocker Mob in der Gästekurve eingefunden. Wieder einmal wurden all die mitgebrachten Banner und Zaunfahnen befestigt. Die beiden Vorsänger nahmen ihr Plätzchen ein, bei permanentem Nieselregen wurde der Gesang angestimmt. Gewiss nicht mehr so brachial wie sonst gewohnt, doch durchaus ansehnlich war das Ganze auf jeden Fall. Zumindest in den ersten zehn Minuten.

TorEs wurde für Rostock ein richtiger – ja nennen wir es beim Namen – Scheißtag. Zuerst gerieten einige Rostocker Anhänger bei der Hinfahrt in einen Konflikt mit nach Berlin fahrenden Dortmunder Fans, und dann – die letzten Hansa-Fans betraten gerade den Block – hieß es bereits nach zehn Minuten 0:2 aus Sicht der Jungs mit der Kogge auf der Brust. Das Erstaunliche: Erfurt hatte ja zuletzt im Stadion Rote Erde bei den Amateuren des BVB 09 II bei der Offensivarbeit auch nicht gerade den besten Eindruck gemacht. Gegen die schwachen Rostocker flutschte es jedoch locker flockig. Sogleich Chaos in der Rostocker Hintermannschaft. Es waren gerade mal drei Minuten gespielt, da bediente Andreas Wiegel den bereit stehenden RWE-Kapitän Carsten Kammlott. Wie beim Training wurde von der letzten Reihe aus über die rechte Seite der Ball nach vorn gespielt. Auf der letzten Station hatte Kammlott viel Platz und Raum, um zum 1:0 für Erfurt einzulochen. Gute Laune auf der ausverkauften Sitzplatztribüne und in der windigen Old-school-Heimkurve. 

ErfurtUnd es ging weiter. Wenig später hatte Wiegel das 2:0 auf dem Fuß, doch der Ball wurde zur Ecke abgelenkt. Diese wurde in der 10. Minute gekonnt reingebracht und kein Rostocker Abwehrspieler gelangte an das Spielgerät. Am hinteren Pfosten lauerte Kammlott und konnte einfach mal so völlig unbedrängt einköpfen. Krasse Sache. So was darf nicht mal beim Trainingsspielchen passieren. Da passte in der Rostocker Abwehr auch wirklich gar nix. Das war´s. Wie hätte Hansa in Anbetracht der in den vergangenen Wochen gezeigten Leistung dieses Spiel noch drehen können?  Viel eher roch es nach einer derben Packung. Die Hansa-Fans in der Kurve waren restlos bedient. Bei solch einer gezeigten (Nicht-)Leistung vergeht auch wirklich dem letzten Fan die Lust auf Gesang und Support. Manch eine Ultrà-Gruppierung hätte vielleicht auch dann noch weiter das Programm durchgezogen und mit den Fähnchen gewedelt. In diesem Fall war der Support beendet. 

HansaErfurt ließ den Ball weiter locken laufen und hatte bis zur Pause einige gute Möglichkeiten, das Ergebnis weiter auszubauen. Allein Hansa-Keeper Brinkies war es zu verdanken, dass bis zur Halbzeitpause der Spielstand gehalten werden konnte. Na ja, vielleicht würde es ja doch noch ein Wunder geben. Mal eine richtige gepfefferte Ansage des neuen Trainers Karsten Baumanns. Eventuell ein fixer glücklicher Anschlusstreffer direkt nach Pause. Und dann … Der Hansa-Mob hatte in der Pause bereits sämtliche Fahnen abgenommen. Manch einer verließ bereits die ungemütliche Kurve. Einsam detonierte ein Böller auf der Tartanbahn. In der 46. Minute bereits der nächste Rückschlag. Gelb-Rot für Kai Schwertfeger. Er hatte im Mittelfeld beim Zweikampf den Gegner am Bein getroffen. Keine große Sache, aber eben – je nach Auslegung – eine gelbe Karte wert.

ErfurtWenig später fast das 3:0 der Gastgeber. Ein Freistoß von Menz streifte links am Gehäuse vorbei. In der 57. Minute klingelte es dann wirklich. Erfurt über links, der Ball gelangte in den Strafraum, wieder einmal herrschte Abwehrchaos, die Kugel wurde rüber zu Sebastian Tyrala geschoben und dieser konnte ohne Probleme aus kurzer Distanz einnetzen. Das Erstaunliche: Eine Reaktion der Gäste. Hansa eroberte im Mittelfeld den Ball, arbeitete sich über rechts nach vorn und als Erfurt den Ball nicht wegbekam, drosch Marcel Ziemer das Spielgerät in das Gehäuse. Zaghafter Jubel bei den verbliebenen Hansa-Fans. Das wär es ja gewesen, jetzt noch ein Treffer und ein Wunder könnte geschehen. Aber Pustekuchen. Der FC Rot-Weiß ließ sich nicht beirren und bestimmte nach kurzer Phase wieder die Partie. In der 68. Minute schließlich der endgültige K.O.-Schuss. Hinten rum wurde das Ganze aufgebaut, technisch sauber gelangte der Ball nach vorn. Schließlich stand Andreas Wiegel parat und lochte ein. 4:1 für Erfurt. Fassungslosigkeit in der stillen Gästekurve. Keine Wutausbrüche, einfach nur noch Niedergeschlagenheit. Der Erfurter Ultrà-Block feierte gegenüber unter dem Dach auf der Haupttribüne. Der FC Rot-Weiß schnuppert nach diesem Sieg wieder an den Aufstiegsrängen. 

HansaBeim F.C. Hansa gehen indes die Lichter aus. Etwas erstaunlich war es, dass die Spieler nach Abpfiff wie begossene Pudel zu den wenigen verbliebenen Fans trabten. Das sei ja nun das Mindeste, meinen sicherlich nicht wenige Fußballfreunde. Allerdings haben wir alle in unserem Fußballleben bereits genügend Mannschaften „ohne Eier in der Hose“ gesehen, die sich nach solch einer Klatsche wortlos in der Kabine – ja sagen wir es ruhig so – verpisst haben. Die Hansa-Spieler liefen allerdings zum Block, blieben nicht fünf Meter entfernt stehen, sondern stellten sich direkt an den Zaun und hörten sich das an, was die zutiefst enttäuscht Fans zu sagen hatten. Woche für Woche würde diese Mannschaft den F.C. Hansa und seine Fans blamieren, war unter anderen zu vernehmen.

HansaWas sollten die Spieler dazu auch sagen? Sie standen da und ließen es minutenlang über sich ergehen. Es kam dann doch noch zum vereinzelten Abklatschen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Zwei Siege gegen Holstein Kiel und später im Februar gegen Schlusslicht Jahn Regensburg und die Wende könnte geschafft werden. Die Wenigsten glauben jedoch dran. Untergangsstimmung in den sozialen Netzwerken und Foren. Insolvenz, Absturz in die Oberliga oder vielleicht sogar in die Verbandsliga. Ein Neuanfang – wo auch immer. Die letzten Jahren hinterließen tiefe Narben und nicht wenige meinen, dass sie jetzt einfach nur noch „die Schnauze voll“ haben … 

Fotos: Marco Bertram 

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock

> zur turus-Fotostrecke: FC Rot-Weiß Erfurt

Artikel wurde veröffentlicht am
14 Dezember 2014
Spielergebnis:
4:1
Zuschauerzahl:
7.378
Gästefans
1300

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Inhalt über Liga
3. Liga

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3 Kommentare
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Neubeginn. Was anderes hilft nich mehr. Der totale schnitt.
G
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G
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G
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