Um 13:12 Uhr traf vor dem Sportforum „Sojus 31“ auf dem Gästeparkplatz die Berliner Reisebus-Kolonne ein, kurz vor Anpfiff strömten die zahlreichen BFC-Fans schließlich in den Gästekäfig und verteilten sich auf dem Gerüst und dem abschüssigen Rasenstück. Gut dass man frühzeitig notgedrungen auf die Anreise auf der Straße gesetzt hatte (ein Sonderzug war nicht mehr zu haben), denn somit ging man etwaigen Problemen im Bahnverkehr (Stichwort GDL-Streik) aus dem Wege. Exakt 800 Berliner Fußballfreunde durften nach Zwickau reisen, mehr Karten konnten nicht zur Verfügung gestellt werden. Verständlich, denn das gesamte Stadion fasst derzeit gerade mal rund 3.000 Zuschauer. Die BFC-Fans quittierten das Provisorium mit einem „Wir hab´n ein Stadion und ihr nicht!“
BFC Dynamo erkämpft im Zwickauer Sojus 31 einen Punkt
Immerhin hat der FSV Zwickau eine überaus aktive Fan- bzw. Ultrà-Szene, die auch in dieser provisorischen Spielstätte für gute Fußballatmosphäre sorgen kann. So präsentierte Red Kaos zu Spielbeginn in seinem Block ein rot-weißes Fahnenmeer. Darunter war groß zu lesen: „Außenseiter – Spitzenreiter“. Zuletzt konnte der FSV Zwickau wahrlich überzeugen. Gegen den 1. FC Magdeburg wurde vor ausverkauften Rängen mit 1:0 gewonnen, der Platz an der Sonne wurde gefestigt. Während auf der Gerüsttribüne von Red Kaos die Fahnen wehten, wurde auf der Tribüne des A-Blocks eine Rauchbombe gezündet. Großartig in den Support eingeschaltet wurde sich dort jedoch weitgehend nicht. Eher still schauten sich die dortigen Fans – unter ihnen der eine oder andere kantige Haudegen – das Geschehen auf dem Rasen an.
Im Gästeblock war anfangs die Stimmung eher bescheiden, nur ein kleiner Teil der Anhänger stimmte in den Gesang und die Schlachtrufe ein. Das sollte sich allerdings in der zweiten Halbzeit ändern, als Urgestein Klasen im Innenraum zum Megafon griff und den Mob anheizte. Was nun folgte, war in der Tat sehens- und hörenswert. Osteuropa ließ grüßen. Support vom feinsten. Und somit hatte das Ganze von beiden Fanseiten den passsenden Rahmen bekommen. Denn schließlich handelte es sich um ein echtes Spitzenspiel. Im Falle eines Sieges hätte der Aufsteiger aus Berlin-Hohenschönhausen zu den Westsachsen aufgeschlossen. Beide Vereine hätte dann nur noch ein mageres Pünktchen getrennt.
Mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein (vier Siege in Folge wurden eingefahren) ging das Team des BFC Dynamo in das Spiel. Shala setzte sich mal gleich auf der linken Seite durch und versuchte sein Glück beim Abschluss. Allerdings egalisierten sich beide Mannschaften in der Folgezeit zunehmend, offensive Bemühungen wurden jeweils im Keim erstickt. Der Einsatz stimmte, doch Tormöglichkeiten blieben absolute Mangelware. In der 38. Minute dann eine Schrecksekunde beim FSV Zwickau. Manuel Stiefel wurde von einem Mitspieler angeschossen und musste mit einer Gehirnerschütterung vom Platz getragen werden. Für ihn kam Patrick Grandner in die Partie.
Mehr Offensivkraft war im zweiten Spielabschnitt zu sehen. Beide Mannschaften versuchten nun mehr und kamen zu besseren Aktionen vor dem gegnerischen Gehäuse. So köpfte Zwickaus Offensivkraft Genausch nach einer Ecke kraftvoll über die Latte. Und auch auf der Gegenseite ergab sich nach einem Eckstoß eine Möglichkeit. Brendel wuchtete ebenfalls das Spielgerät über den Querbalken. Anschließend fast das 1:0 der Hausherren. Röhr arbeitete sich sehenswert nach vorn und spielte mustergültig den Ball zu Oliver Genausch, der allein vor dem BFC-Keeper Flauder auftauchte. Dieser war indes achtsam und konnte die Situation entschärfen, so dass es beim 0:0 blieb. Heftige Zwickauer Proteste in der Schlussphase, als ein prima Spielzug nach vermeintlichem Offensivfoul von Genausch an Steinhauer abgepfiffen wurde. Ein knifflige Situation, gezerrt und gedrückt hatten beide.
Wenig später nochmals eine hervorragende Chance der Zwickauer. Toni Wachsmuth kam mit der Fußspitze an den hereinsegelnden Ball, doch dieser ging nur an den linken Pfosten. Am Ende blieb es beim 0:0. Die besseren Möglichkeiten hatte der Tabellenführer aus Westsachsen, doch aufgrund des Einsatzes war der Punktgewinn der Berliner nicht unverdient. Angemessen gefeiert wurde das Remis beim Berliner Anhang. Die Spieler wurden abgeklatscht, unten am Zaun brannten eine gezogene Zwickauer Fahne und ein Shirt. Als das trockene Gras plötzlich Feuer fing, eilte eine Ordner herbei und tätigte mal kurz den Feuerlöscher. Inmitten der weißen Staubwolke gab BFC-Kapitän Brunnemann unaufgeregt ein Interview. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht traten die Weinroten schließlich die Heimreise an. Am kommenden Wochenende steigt das nächste Spitzenspiel. Zu Gast im Jahn-Sportpark ist Wacker Nordhausen, das von vielen Experten als diesjähriger Staffelfavorit angesehen wird. Und die Zwickauer? Für sie steht eine Reise zur U23 von Hertha BSC an.
Fotos: Michael, Marco Bertram
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Benutzer-Kommentare
700 oder sogar weniger. Man kann ja mal die Köpfe zählen.