Sowohl für die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden als auch für die Himmelblauen aus Chemnitz war es das zweite Nordost-Duell innerhalb weniger Tage. Während Dresden auswärts einen Punkt beim Halleschen FC erbeuten konnte, verlor der Chemnitzer FC daheim gegen den FC Energie Cottbus mit 0:1. Verloren hatten die Himmelblauen unter der Woche jedoch nicht die Tabellenführung in der 3. Liga, diese galt es nun in der Höhle der Löwen – sprich im Stadion der SG Dynamo – zu verteidigen. Es ist bereits ein Weilchen her, dass die beiden Vereine im Ligabetrieb aufeinander trafen. In der Regionalliga Nordost wurde in der Saison 2003/04 gegeneinander gespielt. Am 27. September 2003 bekamen 8.150 Zuschauer im alten Rudolf-Harbig-Stadion einen 2:0-Erfolg der Dresdner zu sehen. Das 2:0 erzielte in der 89. Minute per Elfer ein alter Bekannter: Maik Wagefeld. Auch das Rückspiel in Chemnitz konnten die Dynamischen für sich entscheiden. Vor 8.340 Zuschauern im Stadion an der Gellertstraße netzte Christian Fröhlich kurz vor der Pause zum Treffer des Tages ein.
SG Dynamo Dresden vs. Chemnitzer FC: Packendes Sachsen-Duell vor eindrucksvoller Kulisse
Am 20. August 2012 kam es zum Aufeinandertreffen im Rahmen der ersten Runde des DFB-Pokals. 14.500 Zuschauer bildeten damals eine würdige Kulisse. Die Partie, die von diversen Aktionen auf den Zuschauerrängen von sich reden machte, konnte die SG Dynamo klar und deutlich mit 3:0 gewinnen. Mit Hochspannung wurde das Sachsen-Duell am gestrigen Samstagnachmittag erwartet. Zweiter gegen Erster. Dazu ein komplett ausverkauftes Haus. Besser konnten die Rahmenbedingungen nicht sein. 2.700 himmelblaue Schlachtenbummler reisten gen Elbflorenz, um ihr Team lautstark zu unterstützen. 670 von ihnen nutzten einen Sonderzug. Der Rest verteilte sich auf mehrere Busse, private Autos, Kleintransporter und den regulären Bahnverkehr.
Ordentlich was zu sehen gab es beim Einlaufen der Mannschaften. Im oberen Bereich des Gästeblocks wurden zahlreiche gelbe und blaue Luftstangen nach oben gehalten. Auf Heimseite ließ es der Block K optisch wieder krachen. Teil 1 der umgesetzten Choreo sah wie folgt aus. Auf dem Schriftzug am Zaun war zu lesen: „Ob asozialer Chemnitzer, Schachter oder Leipzig-Schweine - In Sachsen regiert Dynamo alleine!“ Dazu wurden grüne und weiße Zettel in die Höhe gehalten. Beim zweiten Teil der Choreo wurde schließlich der Schriftzug „Und auch im Wappen ist es dargestellt: Sachsen erstrahlt in schwarz und gelb!“ präsentiert. Passend dazu gab es gelbe und schwarze Zettel. Im Zentrum des Ganzen wurden die Wappen der Sportgemeinschaft, der Stadt Dresden und des Freistaates Sachsen präsentiert.
Flott los ging es auch auf dem Rasen. Die Hausherren drückten sogleich auf die Tube. Top-Torschütze Eilers tankte sich gleich mal sehenswert durch und hämmerte nach wenigen Minuten den Ball an den linken Pfosten. Die nun ertönten Dynamo-Schlachtrufe waren wahrlich brachial. Die Bude kochte, das Heimpublikum wollte die Mannschaft zum Sieg brüllen. Die Konkurrenten aus dem einstigen Karl-Marx-Stadt sollten schließlich vom Thron gestoßen werden. Die sportliche Antwort der himmelblauen Gäste? Schmuckes Kurzpassspiel. Allerdings starb man zuletzt in eigener Schönheit. Immerhin hatte der CFC nun kurzzeitig mehr vom Spiel. Was fehlte, waren die echten Tormöglichkeiten. Fink zog mal ab, doch sein Schuss war zu harmlos. Dynamo-Keeper Kirsten ohne Probleme. Dresden wirkte zielstrebiger, doch auch der Chemnitzer Schlussmann Pentke war stets auf dem Posten. Nach einer Ecke köpfte Comvalius den Ball aufs Chemnitzer Gehäuse, doch dieser landete direkt in Pentkes Armen.
Insgesamt handelte es sich um ein packendes, spannendes Spiel, wenngleich relativ wenige hochkarätige Chancen zu verbuchen waren. Die Stimmung auf den Rängen wurde der eines Sachsen-Duells gerecht. Bemerkenswert war, dass es kaum Schmähgesänge gab. Der eigene Verein stand jeweils im Fokus. Wenn die Dresdner Fans mal kurzzeitig schwiegen bzw. deren Vorsänger ein neues Lied anstimmte, waren die Gästefans, die ihr Gesangrepertoire konsequent durchzogen, sehr deutlich zu vernehmen. Für erstaunte Gesichter und Erheiterung sorgte ein gezeigtes Spruchband mit der Aufschrift „Chem-Cat - Die sauberste Muschi in Karl-Marx-Stadt!“
Nachdem es mit dem Spielstand von 0:0 zum Pausentee ging, blieben die himmelblauen Spieler in der zweiten Halbzeit ihrer spielerischen Linie treu und versuchten sich Chancen zu erarbeiten. Im K-Block wurde derweil das Spruchband „sympathie zum erBFeind? niCht mit uns!“ in die Höhe gehalten. Im Gästebereich stieg indes ein wenig Rauch auf. Auf dem Rasen zog inzwischen Fink aus zirka 20 Metern ab, doch Kirsten war auf dem Posten. Zudem köpfte Poggenberg frei stehend nach einer Garbuschewski-Ecke weit über den Kasten. Auf der Gegenseite war es Eilers, der das 1:0 für die SG Dynamo aus spitzem Winkel auf dem Fuß hatte. CFC-Torwart Pentke konnte sich hierbei auszeichnen. Zu sehen gab es auch wieder etwas auf den Rängen. Über dem Banner „Dresden-Ost“ wurde fix die Zaunfahne „FC Kellig“ präsentiert und anschließend zerrissen. Wenig später legte die dynamische Anhängerschaft nach. „Fans des Chemnitzer FC = mehr Bier am Tag als Zähne im Maul“, war auf einem Spruchband zu lesen.
Es lief derweil die 86. Spielminute. Vrzogic schlug einen Flankenball weit nach vorn zum Elfmeterpunkt. CFC-Keeper Pentke, der bis dato fehlerfrei hielt, eilte aus seinem Tor heraus und wollte klären. Allerdings hatte er nicht mit Comvalius gerechnet, der eher am Ball war und diesen in Richtung Tor köpfte, wo das Spielgerät von der Unterkante der Latte letztlich im Gehäuse landete. Danach begann der wilde Lauf des Torschützen. Trikot vom Leib und ab in den Block gesprungen, um mit den Fans, die vor Freude kollektiv ausrasteten, zusammen zu feiern. Allerdings hatte Comvalius dabei die Rechnung ohne die Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, die nicht ihren besten Tag erwischt hatte, gemacht. In dieser Situation entschied sie jedoch regelkonform. Es gab jeweils eine gelbe Karte für das Trikotausziehen sowie den Blocksprung. Unter dem Strich: Ampelkarte. Platzverweis. Dresden war damit die letzten Minuten, in denen der Chemnitzer FC alles nach vorn warf, in Unterzahl. Und beinahe wäre der Ausgleich noch gefallen. Marco Endres' Schuss, nach Vorlage vom eingewechselten Cincotto, konnte aber von Jannik Müller mit dem Fuß geklärt werden.
Dank des 1:0-Heimerfolges übernahm die SG Dynamo Dresden nun die Tabellenführung in der 3. Liga. Der Chemnitzer FC rutschte indes auf Rang vier ab. Kurze Konfusion gab es nach dem Spiel, da unter anderen ein Bus defekt war und sich einige polizeiliche Einsatzkräfte nicht immer einig zu sein schienen. Unter dem Strich war es jedoch ein friedliches Sachsen-Derby, das auf alle Fälle Werbung für den (Ost-)Fußball machte. Am kommenden Samstag muss Dynamo Dresden auf die Alm zu Arminia Bielefeld reisen, der Chemnitzer FC empfängt daheim den SC Preußen Münster.
Text: Marco Bertram in Zusammenarbeit mit Marcus Hengst
Fotos: Marcus Hengst
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Benutzer-Kommentare
VG Jörg-Peter
Support bei beiden nur Mittelmaß. CFC nur bei Gassenhauer und Schmähgesänge brachial, die dann doch etwas öfters auftauchten.
Dynamo hatte beim Support nur aufgrund der Masse Übergewicht, Viele Pausen, wenig Vielfalt. Für ein Derby etwas mangelhaft mMn.
Choreos waren super. Bei Dynamo sehr beeindruckend und natürlich ein Augenschmaus. Jedoch mit einem Minuspunkt, weil die Choreo zum Teil Pöbelei war, siehe der Spruch dazu.
Alles im allem konnte dieses Derby meine Erwartungen nicht erfüllen. Auf dem Feld und sowohl auf den Rängen nicht. Da war viel Luft nach oben.