An den Schotten lag es nicht: Fans und Mannschaft gaben alles auf dem Rasen und auf den Rängen. Schon am gestrigen Nachmittag bevölkerte die Tartan Army den Alten Markt in Dortmund und stimmte sich gesangfreudig und friedlich auf das erste Spiel zur Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 ein. Die schottischen Fans zählen neben den Irischen bekanntlich zu den stimmungsfreudigen bei Spielen ihrer Nationalmannschaften. Einen Umstand mit dem die deutsche Nationalelf nicht verwöhnt wird.
RTL kann kein Fußball & wieder keine Stimmung DFB
Mehr als das Hochhalten von Material für die durchorganisierte Choreographie des DFB eigenen Fanklubs Nationalmannschaft ist vom Publikum, das zu den Länderspielen geht, nicht zu erwarten. Was auf Klubebene weltmeisterlich bis in die unteren Ligen funktioniert, erreicht bei Deutschland-Spielen ein Kreisliga-Niveau: Deutsche Klatschpappen-Atmosphäre vs. Schottischer Dauersupport. Schon alleine dafür hätte Schottland einen Punktgewinn verdient gehabt, denn auch spielerisch konnten die Jungs von Gordon Strachan vor allem in der zweiten Hälfte gut mithalten.
Mithalten ist das Stichwort – bzw. nicht mithalten: Zum ersten Mal übertrug ein nicht öffentlich-rechtlicher Sender ein Qualifikationsspiel der deutschen Elf. RTL konnte sich über eine Einschaltquote von 11,71 Millionen Zuschauern freuen, aber das Gebotene war mau. Schon Stunden bevor der Ball endlich rollte, ließ der Kölner Privatsender sowohl seine nicht immer in Sachen Fußball kompetente Moderatoren-Meute, als auch seine Werbeblöcke auf die Zuschauer los. Bereits nach vier Minuten Vorberichterstattung klingelte bei RTL erstmals die Werbekasse unter dem Motto „Fußball muss bezahlbar sein“. Zwischen den Werbebotschaften lief langweiliges Beiwerk. RTL machte sich nicht einmal die Mühe ein eigenes Konzept auf die Beine zu stellen, sondern kopierte Altbewährtes aus der GEZ-geförderten Wohlfühlzone. Ein Moderator (Florian König) versucht mit einem Experten (Jens Lehmann) den Zuschauer das Geschehen näher zu bringen: Gähn. Wir kritisierten ja in der Vergangenheit oft die Übertragungspeinlichkeiten von ARD und ZDF, das es aber noch schlimmer geht hätten wir nie gedacht.
Aber vielleicht muss das so, schließlich hat RTL auch die Formel 1 und Boxen mit entsprechenden TV-Formaten populär gemacht. Ob aber der Fußball ohne den bisherigen journalistischen Anspruch noch populärer geht? Es scheint so. Wir warten darauf, dass Jogi Löw irgendwann vor dem Interview zwischen König und Lehmann neben seinen Espresso auch eine Ankündigung von Michael Buffer bekommt. Aber bis es soweit ist … noch kurz ein Werbeblock.