Die Rufe des Muezzin kreisen weit über die Gemäuer der historischen Altstadt Skopjes, der Hauptstadt der Republik Mazedoniens. Mit mehr als 6000 Jahren Besiedlungsgeschichte hat die Stadt nicht nur an verschiedensten religiösen Einflüssen, Basaren und Brücken einiges zu bieten. Allein das Bergpanorama ringsherum Skopjes ist traumhaft. Skopje beherbergt jedoch nicht nur touristische Attraktionen, auch ist es Heimat des bekanntesten und beliebtesten Fußballvereiens Mazedoniens – FK Vardar Skopje. Diese Bekanntheit besteht unlängst seit den Auftritten in der 1. jugoslawischen Liga, welche bis 1992 bestand.
Englische Woche in Mazedonien: FK Vardar Skopje gegen FK Turnovo
Dass sich der Fußball im 21. Jahrhundert einer nicht mehr ganz so großen Beliebtheit erfreut, macht sich an Gesprächen mit einheimischen Fans sowie dem Stadionbesuch am gestrigen Mittwochabend in dem Nationalstadion Mazedoniens, der Philip-II-Arena, deutlich. Für über 33.000 Zuschauer ausgelegt, verirren sich zum Heimspiel Vardars gegen den FK Turnovo nur knapp eintausend Zuschauer. Es sei wie überall, stehe ein großes Spiel im internationalen Wettbewerb an (wie zum Beispiel in der Champions League Qualifikation 2012/13 gegen Bate Borissow ), so kann das Stadion mit über 20.000 Menschen gefüllt werden. Ein Spiel in der englischen Woche in der 1. mazedonischen Liga, noch dazu bei Temperaturen von 30 Grad, ist wenig attraktiv. Obwohl Ticketpreise von 100 Denar (ca. 1,70 Euro) auch für Einheimische wohl noch in den erschwinglichen Bereich fallen.
So kommt es, dass das Spiel in Langeweile versinkt und es nach dem tristen 0:0 auch einige Pfiffen unter den wenigen Augenzeugen gibt. In der Kurve mühen sich 150 Ultras rund um Komiti Skopje redlich ab, der Rest ist still und Gästefans sind keine auszumachen. Auch einige Schalker Melodien sind im weiten Rund zu vernehmen, besteht zu den Ultras Gelsenkirchen aufgrund mazedonischer Wurzeln einiger Schalker Mitglieder doch eine Freundschaft. Laut Mazedonier besuchten im letzten Jahr zirka einhundert Schalker Skopje für ein feuchtfröhliches Freundschaftsspiel gegen Komiti auf dem Nebenplatz der Arena.
Weiterhin erwähnenswert ist eine Drohne, die 90 Minuten im Rund kreist und sämtliche Tätigkeiten überwacht. Auch in Mazedonien sei in Sachen Sicherheit ein kritikgefüllter Prozess zu beobachten, Strafen für Fehlverhalten von Fans im vierstelligen Bereich seien keine Seltenheit, so ein Vardar Fan.
Mittelfristig will sich Vardar auch dank des Einstiegs eines neuen russischen Investors mit Verbindungen zu Gazprom in der Champions League etablieren. Der erste Schritt ist mit der Verpflichtung von drei Spielern aus dem krisengebeutelten Donezk getan. Die Drohne wird den Weg Vardars mit Sicherheit im Blick behalten.
Fotos: Eric K.
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