BSG Wismut Gera vs. FSV Wacker 03 Gotha: Heimsieg und große Kulisse zum Saisonabschluss

MB 15 Juni 2014
BSG Wismut Gera vs. FSV Wacker 03 Gotha: Heimsieg und große Kulisse zum Saisonabschluss

WismutIm bezahlten Fußball ist längst Sommerpause, doch nicht nur deswegen war es mal wieder Zeit, in der Thüringer Landesliga vorbeizuschauen. Die Begegnung diesmal: BSG Wismut Gera gegen den FSV Wacker 03 Gotha. Die Geraer hatten vor längerer Zeit mal mit einer Choreo mit dem Titel "Geh zum Fußball in Deiner Stadt" auf sich aufmerksam gemacht. Selten hat dieser Spruch so gepasst wie jetzt, in Zeiten der Fußball-WM. Schließlich ist ja plötzlich jeder Fan, der sonst nicht viel mit Fußball am Hut hat und viele verfolgen die Spiele "live" im Fernsehen. Was die meisten von ihnen nicht wissen: "Live" gibt´s nur im Stadion und eine tolle Atmosphäre hat man oft auch in der eigenen Region, sogar in den sogenannten "unteren Ligen".

Es war jedoch nicht nur das Spiel, das heute das Stadion am Steg füllen sollte. Nachdem im letzten Jahr das Vereins- und Familienfest durch eine Aufräumaktion aufgrund des Juni-Hochwassers ersetzt werden musste, stand diesmal wettertechnisch nichts im Weg. Lediglich ein paar dunkle Wolken zeigten sich am Himmel und so war alles angerichtet für einen prall gefüllten Fußball-Tag.

Auf dem Weg vom Südbahnhof zum Steg entdeckt man immer wieder Hinweise darauf, dass auch fantechnisch etwas geboten wird. Graffitis und sonstige Kunstwerke sucht man trotz der günstigen Lage, abseits von befahrbaren Straßen, zunächst vergebens. Stattdessen Aufkleber an jeder Ecke. Dabei deutet sich schon an, dass es auch heute noch freundschaftliche Kontakte zum Beispiel nach Dresden oder Zwickau gibt.

GeraAbseits des Weges, der die Fußgänger zum Stadion führt, kann man dann doch das eine oder andere Gemälde erblicken. "Halt die BSG in Ehren", daneben die zwei gekreuzten Hämmer oder ein schlichtes "Wismut Gera" zeigen ziemlich deutlich, in welcher "Zone" man sich befindet. In Stadionnähe musste man an diesem Tag nur den Ohren folgen. Wenn die Kapelle gerade eine Pause eingelegt hatte, dann waren es die Kinder, die man schon Weitem hörte, wie sie sich an der Hüpfburg erfreuten.

Zum Anpfiff des vorläufigen Höhepunktes waren jedoch alle an ihren Plätzen und während die Mannschaften begleitet von den Klängen der Kapelle das Spielfeld betraten, wurde im Heimbereich eine Choreo präsentiert. "Dieses Heilige Trikot trägt keiner einfach so" war die Aussage. Dazu gab es in der Mitte ein großes oranges Trikot mit dem Gründungsjahr als Rückennummer, umrandet wurde das Ganze von orangen Luftballons.

Auch die Gegner aus Gotha hatten Unterstützung dabei. In ruhigen Phasen konnte man die Jungs, wahrscheinlich allesamt Nachwuchsspieler des FSV, gut vernehmen. Für ihre Spieler ging es heute um nicht weniger, als den Klassenerhalt, während die Wismut mit einem Sieg den zweiten Platz hinter dem FC Eisenach sicher hätte. Die Motivation war also auf beiden Seiten mehr als hoch.

Der Anpfiff war noch nicht richtig verklungen und die Choreo kaum beendet, als sich Marcel Hartmann stark auf der linken Seite durchsetzte, selbst den Abschluss suchte und somit schon in der 2. Minute das 1:0 für die Gastgeber besorgte. Gotha hatte nun einige Male hinten ganz schön zu kämpfen, aber vorne aggressive Leute, die immer wieder Fehler provozierten. Die Wismut-Abwehr, die bei sämtlichen Situationen versuchte, spielerisch den Ball aus der Gefahrenzone zu bringen, geriet dadurch einige Male unter Druck. Wirklich gefährlich wurde es allerdings nicht. Die zweite wirklich dicke Chance der ersten Halbzeit hatte Rico Heuschkel, der aber vom Schlussmann der Gothaer elfmeterreif vom Ball getrennt wurde. Eben dieser Rico Heuschkel war es auch, der schon im Vorfeld als bester Torschütze der Liga feststand. Für ihn ging es nur noch darum, die Sache mit einem Tor in diesem Spiel etwas runder zu gestalten. Ganze 40 Treffer hätte er dann in der Liga erzielt.

WismutIn der zweiten Halbzeit waren es aber überraschenderweise erst einmal die Gothaer, die das Heft in die Hand nahmen und so kam es, dass es plötzlich 1:2 aus Sicht der Gastgeber stand. Die Gesänge des kleinen Gästehaufens wurden zunehmend lauter, schließlich hatte man in diesem Moment den Klassenerhalt gepackt. Aber wer das Spiel ernsthaft verfolgt hatte, konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass die Wismut an diesem Tag kein Tor mehr erzielen sollte. Dafür offenbarten sich in der Gästeabwehr zu oft extrem große Lücken. Jeweils nach Ecken und einem Freistoß war es Marcel Peters, der am stark reagierenden Wacker-Schlussmann scheiterte. Im weiteren Verlauf wurde der Druck für die Gothaer Verteidigung immer größer und so war es nur eine Frage der Zeit, bis der auffällige Marcel Peters zweimal goldrichtig stand und somit das Spiel wieder zu Gunsten der Hausherren drehte.

Es entwickelte sich eine Partie mit vielen kleinen Fouls und Nicklichkeiten zwischen den Spielern. Ständig musste wegen Behandlungen unterbrochen werden. Ein Zeichen für diese umkämpfte Phase war das Trikot des Kapitäns von Wismut Gera, das die letzten 20 Minuten reichlich zerfetzt aussah. Eben dieser Kapitän, nämlich der oben erwähnte Rico Heuschkel, wollte nun unbedingt noch seinen 40. Saisontreffer erzielen. Zweimal scheiterte er dabei am Aluminium, dabei einmal nach einem lässig getretenen Freistoß aus ca. 18 Metern. Nach einem Eckball scheiterte er zunächst, wie schon in der ersten Halbzeit am Torwart der Gäste, versenkte dann aber doch noch den Nachschuss.

Auf den Rängen herrschte nun ein klares Bild. Während die Jungs aus Gotha dem Abstieg ins Auge blickten, stimmten sich die Heimfans um Ultras Gera auf den kommenden Abend ein. Neben ohrwurmverdächtigen Melodien, wurden die Gäste aus Dresden, Zwickau und Almelo noch einmal in aller Förmlichkeit begrüßt und somit die letzten Minuten der Saison gefeiert. Pünktlich um 16:45 Uhr wurde das Spiel dann auch abgepfiffen und währen Wacker Gotha nun als Absteiger feststand, feierte man auf Geraer Seite die Vizemeisterschaft, was für den Verein übrigens den größten Erfolg seit 1999 darstellt.

Die Mannschaft bedankte sich dann noch per Transparent und ein Spieler, der vor Kurzem noch selbst in der Kurve stand, stimmte die Uffta an. In diesem Moment war auch sehr schön zu sehen, wie stark die Abneigung, auch der Spieler, gegen den nicht mehr existierenden FC Gera 03 auch heute noch ist.

WismutAlles in Allem bleibt für die Wismut von diesem Tag mit dem Sieg und dem damit verbundenen 2. Platz ein toller sportlicher Erfolg. Auch die 350 Zuschauer können sich sehen lassen, wobei sicher keiner was dagegen hätte, wenn es immer so viele Leute an den Steg bzw. ins Stadion der Freundschaft zieht. Wie es mit der Mannschaft an sich weitergeht, ist für den Außenstehenden nicht leicht zu beantworten. Offiziell wurde zwar mit Robert Schakau nur ein Spieler verabschiedet, aber wenn höherklassige Vereine nicht zumindest beim einen oder anderen Spieler nachgefragt haben, dann muss da schon etwas gewaltig schief laufen. Abzuwarten wäre dann, wie zum Beispiel ein Abgang von Top-Stürmer Heuschkel kompensiert werden kann.

Dafür von unserer Seite viel Glück und alles Gute für die Zukunft!

Foto: Mia B, Glenn D., Danny N.

> zur turus-Fotostrecke: BSG Wismut Gera

Spielergebnis:
4:2
Zuschauerzahl:
350

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