Hertha BSC II vs. 1. FC Lok Leipzig: Spannung bis zum Schluss, Reibereien nach Abpfiff

1. FC LokDas war wahrlich nichts für schwache Nerven! Spannung bis zur letzten Sekunde – fast hätte der 1. FC Lok Leipzig kurz vor Abpfiff das 2:1 gemacht und somit den Klassenerhalt gepackt. Doch eben nur fast, es blieb beim 1:1. Für die Leipziger Fußballfreunde war es zum Haareraufen. Es wurde am Zaun gerüttelt, auf diesem gesessen. In den letzten zehn Minuten des Spiels gingen bei manch einem fast die Pferde durch. Die ersten sprangen in den Innenraum, ein Breslauer landete auf dem Rasen und wurde von einem Lok-Spieler kurzerhand hinter die Torauslinie gefeuert. Dort traf dieser fast das Bein eines Ordners. Feuerzeuge flogen. Und eine Plastikflasche. Ein Hertha-Spieler ließ sich fallen, obwohl dieser nicht getroffen wurde. Glücklicherweise konnte die mit großer Spannung erwartete Regionalliga-Partie zwischen der U23 von Hertha BSC und dem 1. FC Lokomotive Leipzig dann doch noch zu Ende gebracht werden.

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Lok3.789 Zuschauer hatten sich im Amateurstadion eingefunden, unter ihnen über 2.500 Lok-Fans. Einige Leipziger saßen sogar im äußeren Bereich der Sitzplatztribüne. Die meisten bevölkerten die komplette Gegengerade und die halbe Stehplatztribüne hinter dem Tor. Eine gewaltige blau-gelbe Kurve. Eine Kulisse, dir für solch ein entscheidendes Spiel angemessen war. Die Loksche lebt, so viel ist mal klar. Nach dem totalen Durchhänger in den ersten zwei Dritteln der laufenden Saison lief es zuletzt auch sportlich recht gut. Die Mannschaft des 1. FC Lok Leipzig, trainiert von Heiko Scholz, kämpfte sich wieder ran und hatte am letzten Spieltag die Sache sogar selbst in der Hand und war nicht mehr auf Schützenhilfe angewiesen. Allerdings mussten auch die Hertha-Bubis dieses Spiel ernst nehmen und benötigten ein Pünktchen, um in der Regionalliga zu bleiben.

LeipzigAlle nach Berlin – und zwar im Trikot! Immer wieder erfolgten in Leipzig im Vorfeld dieser Partie Aufrufe. Die ersten 1.000 Tickets gingen innerhalb von fünf Stunden weg und auch weitere 500 Karten wurden fix abgesetzt. Die restlichen angereisten Lok-Fans mussten vor Ort am Stadion eine Eintrittskarte erwerben. Gesammelt wurde sogar eine Nichtabstiegsprämie für die Spieler. Unterstützung bekamen die Lok-Fans von etlichen befreundeten Erfurtern und Hallensern sowie einigen Anhängern des BFC Dynamo. Auf Heimseite fand sich im Eckbereich der Haupttribüne ein kleines Grüppchen ein, das die U23 der Hertha nach Kräften unterstützte, jedoch gegen die Stimmgewalt des Leipziger Fanmobs nicht ankam. Eine Stunde vor dem Spiel hätte man auf dem Vorplatz des Olympiastadions meinen können, in Kürze stünde ein Spiel im großen Stadion auf dem Programm. Blau-Gelb soweit man schaute. Der Gäste-Einlass stieß gewaltig an die Grenzen, so dass nicht wenige Lok-Fans erst während des Spiels ihren Platz im Gästeblock einnehmen konnten. Auch die „Gauner“ mit ihren Vorsängern und der mitgebrachten Trommel konnten erst ab der 35. Minute richtig durchstarten und die Masse zum geschlossenen, knackigen Support animieren.

LokNachdem in der ersten Spielhälfte keine Tore fielen, wurde die Angelegenheit im zweiten Spielabschnitt weitaus intensiver. Kevin Stephan brachte die Berliner in der 53. Minute in Führung und Lok benötigte nun zwei Tore, um die Klasse aus eigener Kraft zu halten. Die Hertha-Bubis standen gut und machten es den Leipzigern nicht leicht. Als jedoch Patrick Grandner eine Viertelstunde vor Schluss ausgleichen konnte, stand der langgezogene Gästeblock Kopf. Alles war wieder offen. In den letzten 15 Minuten gaben die Fans alles, manch einem brannte jedoch die Sicherung durch. Aufs Spielfeld geworfene Pyrotechnik, Feuerzeuge und Plastikflaschen können schon mal schnell einen Spielabbruch herbeiführen. Gut, dass Schiedsrichter Eugen Ostrin bei der hitzigen Atmosphäre den Überblick bewahrte, nicht auf das Fallen des einen Hertha-Spielers reinfiel und das Spiel fortsetzen ließ. Einwürfe der Herthaner vor dem Gästeblock wurden eine kuriose Sache, zwischen all den postierten Ordnern mussten die Spieler ein Plätzchen suchen, um diesen auszuführen. Aufgrund der Enge des Stadions fühlte sich das Ganze weitaus intensiver an als beispielsweise im Jahn-Sportpark oder gar im Berliner Olympiastadion.

LokKurzum: Lok hatte in der emotionalen Schlussphase noch zwei richtig fette Chancen, konnte jedoch nicht das 2:1 klarmachen. Nach einer fair bemessenen Nachspielzeit war dann Schluss. 1:1. Das Heimpublikum jubelte, bei den über 2.500 Leipzigern kehrte Stille ein. Die Lok-Spieler ließen sich auf den Rasen fallen, absolute Niedergeschlagenheit. Trainer Heiko Scholz flüchtete sogleich auf die Haupttribüne. Nach zwei, drei Minuten gewisser Ratlosigkeit enterten zahlreiche Lok-Fans den Rasen. Und das in Seelenruhe. Gemütlich, aber bestimmt liefen sie über das Spielfeld in Richtung Haupttribüne. Begleitet wurden sie von einigen Ordnern. Schlagartig wurde es dann hektisch, die Spitze nahm Fahrt auf, bog in Richtung Hertha-Ecke ab und rannte auf den Zaun zu. Ehe sich die dort stehenden Fans versahen, wurden zwei, drei Hertha-Fahnen abgerissen. Kurios, hatten die dortigen Heimfans zuvor alle Zeit der Welt gehabt, diese in Ruhe abzunehmen. Spätestens in jenem Moment, als die ersten Leipziger den Innenraum betraten.

LokZwischen ein paar Berlinern und Leipzigern gab es am Zaun einen kurzen Schlagabtausch. Der Kampf um den letzten Fetzen Stoff. Als Sekunden später die behelmte Staatsmacht auf das Spielfeld strömte, trat der Leipziger Anhang rasch den Rückzug an. Ein paar Leipziger wurden festgenommen, der Rest rannte quer über den Platz zurück zum Gästeblock. Dabei passte einem jungen Leipziger die Berichterstattung nicht, zog sich die Mütze ins Gesicht und langte beim Vorbeirennen kräftig zu (eine Schramme an der Nase durfte der Autor als Andenken mitnehmen). Zwei Minuten später beruhigte sich die Situation. Die Polizeikette war postiert. Der erste Schock war verdaut. Bei den Fans, bei den Spielern. Gesang wurde wieder angestimmt, die Spieler kamen zum Abklatschen. Keine bösen Worte für die Lok-Spieler, die in den letzten Wochen alles gegeben hatten.

LokStattdessen Aufmunterung, Umarmungen und Schulterklopfen. Hoffen und Beten. Es wird schon klappen. Die TSG Neustrelitz wird sicherlich in die 3. Liga aufsteigen und der 1. FC Lokomotive wird auch in 2014/15 viertklassig sein. Kumpel Brdaric wird das schon machen, meinte auch Heiko Scholz nach dem Spiel. Vielleicht aber muss Babelsberg runter. Manch einer munkelt, dass es bei Nulldrei finanziell eng wird. Wird nicht der Brandenburger Landespokal gewonnen (Stichwort Startgeld im DFB-Pokal), könnte ein Rückzug in die Oberliga erfolgen, so zumindest war es hier und dort zu vernehmen. Abwarten und schauen, was die nächsten zwei Wochen bringen...

Foto: Marco Bertram

> ein Video vom Spiel auf der turus-FB-Seite

> zur turus-Fotostrecke: Bilder vom Duell Hertha II vs. 1. FC Lok Leipzig

Artikel wurde veröffentlicht am
25 Mai 2014
Spielergebnis:
1:1
Zuschauerzahl:
3.789
Gästefans
2500

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Regionalliga

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