„Löwen geben niemals auf!“ lautete das Motto der Anhänger von Hessen Kassel vor dem Aufstiegsrunden-Rückspiel gegen Holstein Kiel. Die KSV-Fans riefen zum gemeinsamen Szene-Treff am Rathaus mit abschließendem Mobfoto und Marsch zum Stadion auf. Diesem Aufruf folgten etwa 350 Löwenfans, welche geschlossen und lautstark zum Auestadion marschierten. Trotz der 0:2-Niederlage in Kiel war die Stimmung unter den Fans recht gut. Eine Mischung aus Optimismus, Hoffnung, aber auch Angst war zu spüren. Der KSV verkaufte bereits jede Menge Karten im Vorverkauf und begrüßte respektable 17.000 Zuschauer zu diesem mit Spannung erwarteten Duell.
Hessen Kassel vs. Holstein Kiel: Nachbetrachtung des Fangeschehens
Hot„Löwen geben niemals auf!“ lautete das Motto der Anhänger von Hessen Kassel vor dem Aufstiegsrunden-Rückspiel gegen Holstein Kiel. Die KSV-Fans riefen zum gemeinsamen Szene-Treff am Rathaus mit abschließendem Mobfoto und Marsch zum Stadion auf. Diesem Aufruf folgten etwa 350 Löwenfans, welche geschlossen und lautstark zum Auestadion marschierten. Trotz der 0:2-Niederlage in Kiel war die Stimmung unter den Fans recht gut. Eine Mischung aus Optimismus, Hoffnung, aber auch Angst war zu spüren. Der KSV verkaufte bereits jede Menge Karten im Vorverkauf und begrüßte respektable 17.000 Zuschauer zu diesem mit Spannung erwarteten Duell.
Diese sahen zu Beginn sehr aggressiv spielende Nordhessen und absolut abgezockte und clevere Kieler. Wenn man beide Spiele zusammen nimmt, steigt Holstein Kiel definitiv zurecht auf, wobei das Rückspiel nicht so deutlich war wie das Spiel in Kiel wenige Tage zuvor. Dort war Holstein mindestens eine Klasse besser. In Kassel spielten beide Teams auf Augenhöhe und schenkten sich nichts. Kiel war auch im Auestadion unfassbar clever und effizient.
Die Stimmung auf Heimseite war insgesamt recht gut. Zu Beginn wurden Folienschals und Papierschlangen in den Vereinsfarben präsentiert. Obwohl viele „Eventfans“ zugegen waren, konnten die Ultras öfters auch andere Teile der Kurve mit einbeziehen. Nach dem 0:1 war die Anhängerschaft kurz schockiert, doch schon bald ging es weiter. Das 2:1 der Kieler war dann der Genickschuss - ab nun war die Stimmung im Eimer. Es wurde zwar noch was versucht, doch Enttäuschung, Wut und Trauer überwogen nun.
Auf Gästeseite gab es zu Beginn eine kleine Choreo. Stoffbahnen, in den Vereinsfarben, im Block, dazu eine kleine Blockfahne und eine Botschaft am Zaun („Ganz Kiel steht hinter euch“) konnte der geneigte Stadiongänger begutachten. Die Ausführung wirkte etwas verunglückt, denn die Folien wurden im linken Teil des Blockes nicht hoch genug gezogen. Support gab es auch hier, jedoch durfte der neutrale Beobachter ein wenig enttäuscht sein. Da steigt man auf, der Block ist voll und dann solch ein niedrige Mitmachquote?!
Ich stand zu Beginn der zweiten Spielhälfte zirka 25 Minuten vor dem Block der Kieler und die einzigen die richtig aktiv wurden, waren die Jungs der „Supside“ und deren Umfeld. 50 aktive Fans unter 1.800. Da geht aber noch deutlich mehr! Etwa 30 Minuten vor Ende stieg dann allerdings die Stimmung an, ab nun machten fast alle mit. In Halbzeit eins überzeugten die Wechselgesänge mit den „Sitzern“ am meisten. Ansonsten ist das Stadion alles andere als förderlich für guten Support, so hörte man die jeweils auf der anderen Seite befindliche Kurve kaum.
Nach dem Abpfiff durften die Kieler Fans in den Innenraum, allerdings war beabsichtigt, diese nur bis zu den Werbebanden zu lassen. Dies ging erwartungsgemäß nach hinten los, relativ schnell wurde der Platz gestürmt. Da es zwischen Kiel und Kassel lange eine Freundschaft innerhalb der Szene gab, kann man über die Art und Weise des Platzsturms sicherlich streiten. Da wurde Richtung Heimkurve gerannt und es gab Provokationen in Richtung Löwenfans, welche nun auch im Innenraum waren und mit zirka 70 bis 80 teils vermummten Jungs den Kielern entgegen liefen. So gab es einige handfeste Auseinandersetzungen, welche jedoch schon bald von der Staatsmacht unterbunden wurden.
Kurzvorstellung „Szene Kassel“:
Die Kasseler Fanszene hat eine lange Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen. In den erfolgreichen 80er Jahren stellte die Kasseler Szene nicht selten imposante Mobs. Die Auswärtsfahrerzahlen waren recht hoch und deutschlandweit machte eine starke Hooliganszene auf sich aufmerksam. Einige Jahre später, als es sportlich bergab ging, war die Szene am Boden. Im Jahre 2008 entstand die heutige Hauptgruppe der Kurve, die „Scena Chassalla 913“ (Ultras Kassel). Kleinere Gehversuche in Sachen „Ultra“ gab es schon etwas früher durch Gruppen wie die „Amigos Kassel“, „Lost Boiz“ und „Young Lions“, welche sich später alle in der „Scena Chassalla 913“ wiederfanden.
Zur aktiven Szene Kassel kann man neben der Ultra- und Hooliganszene noch unter anderen die „Red White Stars ‘82“ als aktiven traditionellen Fanclub dazu zählen. Dieser Fanclub setzt sich aus vielen „Alt-Kasselern“ zusammen, welche oft seit 25, 30 Jahren zum Verein gehen und innerhalb der Szene die verschiedensten „Karrieren“ durchlaufen haben. Auch einige junge Fanatiker gehören zu ihnen, diese sind sehr oft mit dabei, wenn der KSV spielt. Innerhalb der Szene gibt es einen großen Zusammenhalt und vor allem der harte Kern der Hooligans und Ultras sind eng miteinander vernetzt und befreundet.
Die Szene hat aktuell etwa 30 Stadionverbote zu beklagen, wobei jedoch einige unter ihnen durch das Hausrecht des Vereins und einem gemeinsam ausgearbeiteten „Konzept zur Behandlung von Stadionverboten“ die Heimspiele besuchen können. Etwa ein Drittel der SVs betrifft die „Scena Chassalla 913“ und deren Umfeld. Freundschaften gibt es innerhalb der Ultraszene nicht, Kontakte einzelner Ultras bestehen allerdings durch die gesamte Republik. Einzig die Freundschaft zu den Fans vom FC Homburg wird von allen Teilen der Szene akzeptiert. Die Alt-Hools leben diese Freundschaft, welche noch aus Zweitligazeiten stammt, noch immer. Verfeindete Fanszenen sind nahezu alle aus Südhessen, vor allem jene von Darmstadt 98. Ebenfalls sehr hoch auf der „Unbeliebtheits-Skala“ steht die Szene des SV Waldhof Mannheim. Wie es weitergeht innerhalb der Szene wird sich, auch wegen der sportlichen Tristesse, in Zukunft zeigen.
Fotos: Sandy Hartenstein & Ricardo Lichtenfeld
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