Olympiakos Piräus vs. Levante UD: Wenn Hoffnung nach neun Minuten stirbt!

CW Updated

OlympiakosPiräus, Stadio Georgios Karaiskakis. Es ist 22.14 Uhr. Der Ball landet im Tor und es ist auf einmal mucksmäuschenstill im vorher lauten Fußballstadion. Was ist passiert? Levante UD geht in der neunten Spielminute nach einem Kopfball durch Martins mit 1:0 in Führung. Dieses Tor ist gleichbedeutend mit dem Ausscheiden der Griechen. Richtig, nach neun Minuten könnte man eigentlich nach Hause gehen, denn an ein Wunder glaubt hier scheinbar niemand mehr. Das Hinspiel eine Woche zuvor im spanischen Valencia verlor Olympiakos deutlich mit 0:3 und müsste bei dieser Konstellation bereits fünf Tore schießen. Das scheint einfach unmöglich, zumal schnell deutlich wird, dass Olympiakos einfach die spielerischen Mittel fehlen. 

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OlympiakosDie Uhr um 75 Minuten zurückgedreht. Es ist 21.00 Uhr und die beiden Heimkurven sind bereits bestens gefüllt und stimmen sich gesanglich auf den Rückspielfight ein. Noch glaubt man, eine kleine Chance zu haben. Die Spanier ja nicht vor das Tor kommen lassen, lange die Null halten - so war sicherlich der Plan des Trainers mit dem klangvollen José Miguel Gonzales Martin del Campo. Man singt sich ein, bereits jetzt erreicht die Stimmung eine großartige Lautstärke und es hallt nicht nur einmal ein lautes „Olympiacos“ durch das reine Fußballstadion in der Hafenstadt Piräus. Der eigene Torwart kommt zum Warmmachen auf das Grün, die Fans springen auf, strecken die Hände in die Luft und feiern ihren Torwart lautstark. Ja, die Hoffnung ist da! Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt!

Nun kommen die Gäste auf das Spielfeld. Ein Pfeifkonzert wie man es nur selten hört ist die darauf folgende Aktion. Man gestikuliert wild, wirft die allseits bekannten griechischen Schimpfwörter um sich. Levante? Wir schaffen das heute, Olympiacos wird weiter kommen!

OlympiakosDie Uhr nähert sich dem Anpfiff um 22.05 Uhr. Die Tribünen füllen sich, die fliegenden Händler verkaufen fleißig Cola, Chips und natürlich Sonnenblumenkernen. Viele kauen scheinbar nervös auf ihren Fingernägeln und zerreißen die gerade erworbenen Sonnenblumenkerne. Die UEFA-Hymne ertönt, es geht los, die Mannschaften kommen auf das Spielfeld. Die Griechen, im Übrigen waren keine Spanier erkennbar im Stadion, feiern ihr Team und feuern es an. Auf eine der beiden Hintertorseiten (es gibt zwei Heimbereiche für Olympiacos-Fans) hängt ein Spruchband mit der Botschaft „Respect UEFA - Respect the 5 German butchers of Levante“, die auf die Schiedsrichterleistung von Manuel Gräfe und seinen Assistenten im Hinspiel anspielt, bei dem es neben einer frühen Gelb-Roten Karte auch viele Fehlentscheidungen gab.

Anpfiff. Olympiacos ergreift direkt die Initiative und scheint den Sechszehnmeterraum der Spanier im Sturm nehmen zu wollen. Doch eines wird schnell klar: Olympiacos fehlt schon jetzt das richtige Konzept. Levante steht gut und sicher und wehrt bisher jeden wütenden Angriff der Griechen ab. Aber anstatt Olympiacos einfach den Ball hält, geordnet angreift und sich Freiräume erspielt, versucht man wütend den Ball mit der Brechstange zum Tor zu bringen. Doch dies klappt bisher nicht ein einziges Mal. Levante spielt auf Zeit, was bereits nach fünf Minuten erkennbar ist. Torwart Navas braucht bereits jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit, um den Ball vom Balljungen zu bekommen, ihn sich zurecht zu legen und den Abstoß auszuführen. Bereits nach fünf Minuten kocht hier der Kessel bedenklich. 

Ein Angriff von Levante in der achten Spielminute wird gut zu Ende gespielt. Ecke für die Gäste. Wir haben es nun 22:14 Uhr. Die Ecke wird getreten. Kopfball. Tor! Levante führt in Piräus mit 1:0. Das Stadion verstummt. Schaut man in die Gesichter seiner Sitznachbarn, erkennt man den Schock dieses Tores. Das war es wohl. Oder? Ja, das war es. Olympiacos müsste fünf Tore erzielen, um in der Europa League weiterzukommen. Aber wie ist dies anzustellen? Keiner weiß es, scheinbar auch nicht Trainer Míchel, der ebenfalls Spanier ist. Das Stadion ist noch immer geschockt, nur langsam machen sich einige wenige Fans daran gesanglich ihre Mannschaft anzufeuern. 

OlymoiakosWenn man noch vor wenigen Minuten von einer tollen, stimmungsvollen Kulisse sprechen konnte, so kann man nun fast eine Nadel fallen hören. Es wird geschimpft, doch die meisten sind eher geschockt, enttäuscht und in sich gekehrt. Fehlpässe oder sinnlose Aktionen der eigenen Mannschaft werden nicht oder nur mit einem einfachen „Malaka“ kommentiert. Sind wir hier wirklich noch im temperamentvollen Griechenland? Keine Frage, noch immer befinden wir  uns im berüchtigten Stadio Georgios Karaiskakis. Allerdings wurde die Hoffnung der Rot-Weißen begraben. Auf Heimseite konnte sich niemand vom Schock des frühen Gegentores erholen. Nicht die Fans und nicht die Mannschaft.

Olympiacos hat letztendlich einen Ballbesitz von 66 Prozent und dennoch konnten nach 90 Minuten gerade einmal drei Torschüsse verbucht werden. Dass Olympiacos in der griechischen Liga die offensivstärkste Mannschaft, erscheint an diesem Abend ein wenig abstrus.

23.55 Uhr. Noch zwei Minuten Nachspielzeit. Abpfiff. Aus, Ende, vorbei. Jasu Olympiacos. Levante DU wird im Achtelfinale im Hinspiel am 7.3.2013 das starke Team von Rubin Kazan empfangen. Olympiacos kann sich nun voll und ganz auf die Liga und die erneute Meisterschaft (16 Punkte Vorsprung auf das zweitplatzierte Asteras Tripolis) konzentrieren.

Fotos: Christopher Wode

> zur turus-Fotostrecke: Impressionen aus Piräus


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