Volleyball CL Krimi: Berlin Volleys bringen Zenit Kazan an den Rand einer Niederlage

MB Updated

gebt alles!Es war zum Haare raufen. Zumindest aus Berliner Sicht. Selten konnte ein Team das russische Volleyball-Topteam VK Zenit Kazan dermaßen viel abverlangen wie die Berlin Recycling Volleys. Und nicht nur das! Die Berliner hatten den Sieg bereits vor Augen. Matchball für die BR Volleys im Tie-Break (fünfter Satz). Diesen konnte das russische Team jedoch abwehren. Der Tie-Break ging in die Verlängerung, die Russen behielten die Nerven und brachten diesen mit 18:16 und somit auch das Spiel mit 3:2 gut über die Runden. Trost für die Berliner nach dem 2:3 im Hinspiel: Immerhin hatten sie es geschafft, als erstes Team den russischen Riesen aus Kazan in der laufenden CL-Saison zwei Satzverluste zu bescheren.

BR VolleysMit lupenreiner Weste zog der amtierende Titelverteidiger VK Zenit Kazan in die Play-offs der CEV Champions League ein. In der Gruppe A konnte Zenit Kazan – auch Kasan geschrieben – sechsmal mit 3:0 gewinnen. Knack Randstad Roeselare (Belgien), Hypo Tirol Innsbruck und auch der amtierende Deutsche Pokalsieger VfB Friedrichshafen hatten gegen das fast rein russische Starensemble keine Chance. Die Berlin Recycling Volleys hatten es in der Vorrunde in der Gruppe B indes mit VK Lokomotiv Nowosibirsk, OK Budvanska Rivijera (Montenegro) und Jihostroj Ceské Budejovice zu tun. Dass mit Unterstützung des heimischen Publikums auch gegen hochkarätige russische Mannschaften was zu holen ist, bewies Berlin gegen Nowosibirsk, das mit 3:1 in die Schranken gewiesen wurde.

Der 7. MannKein Wunder als, dass BR Volleys Trainer Mark Lebedew vor dem Kracher gegen Zenit Kazan durchaus optimistisch war. Falls im eigenen  Spiel alles hundertprozentig funktionieren würde, gebe es durchaus eine Chance das Spiel zu gewinnen. Schließlich habe auch ein Team wie das aus Kazan durchaus Schwächen – und diese gilt es gnadenlos auszunutzen. Gesagt, getan. Ohne großes Show- bzw. Vorprogramm ging es in der gut gefüllten Max-Schmeling-Halle – über 6.800 Zuschauer hatten den Weg auf die Ränge gefunden – sogleich zur Sache. Kurzes Warmklatschen, ein wenig Musik, die Mannschaftsvorstellung – und schon wurde die mit Spannung erwartete CL-Partie, die in 50 Länder übertragen wurde, angepfiffen.

Berlin gegen KazanDie Hausherren begannen hochkonzentriert. 4:1, 6:4 und dann sogar 8:4 im ersten Satz. Den BR Volleys gelang es sogar auf 16:9 davonzuziehen. Der erste verlorene Satz für Zenit Kazan? Es sah zu jenem Zeitpunkt ganz danach aus, allerdings legte Zenit ein Schippchen drauf und kämpfte sich heran. Ein paar Fehler auf Berliner Seite und schon stand es nur noch 20:18. Ausgeglichen ging es dem Ende des ersten Satzes zu. 21:19, 22:20 und 23:20. Auszeit für Zenit Kazan. Aus den Lautsprechern ertönte „Tunderstruck“ von AC/DC. Das Publikum war längst auf Betriebstemperatur. Es half nichts. Ein Berliner Aufschlag ins Netz: 23:21. Maxim Mikhailov im Gegenzug mit einem guten Aufschlag zum 22:23 aus russischer Sicht. Dann noch ein Block zum 23:23. Berlin gab den sicher geglaubten ersten Satz aus der Hand. Auszeit für Berlin. Maxim Mikhailov haute anschließend ins Aus. Postwendend das 24:24. Denkbar knapp das 25:24 für Zenit. Pfiffe auf den Rängen, manch einer hatte den Ball im Aus gesehen. Evgeny Sivozhelez mit dem Aufschlag zum Satzball, doch Berlin hält sich wacker und gleicht zum 25:25 aus. Dank des US-amerikanischen Spielers Cameron David Lee konnte Zenit jedoch den ersten Satz mit 27:25 in trockene Tücher bringen.

BR VolleysGeschockt? Keineswegs! Berlin blieb auch im zweiten Satz prima im Rennen und gestaltete diesen über die gesamte Länge hin offen. 3:3, 6:7, 9:11 mit einem klasse Block zum 14:14. Die Halle kochte. Dann riss kurz der Faden. 14:16 und dann sogar 14:19. Wieder Aufschlag für Zenit. Wo ist der Ball? Der Zenit-Spieler forderte einen Ball, doch das Ballmädchen an der Werbebande träumte kurz. Lächelnde Gesichter auf den Rängen. Aus dem Lächeln wurde schon bald ein Strahlen. Die BR Volleys ließen es krachen. Ein Block zum 17:20, später ein verdammt cooles Ding zum 21:22. Das Spiel war auf des Messers Schneide. Beim Spielstand von 22:23 ein Hammerballwechsel. Die Musik wurde bereits eingespielt, doch Kazan fischte einen verlorenen geglaubten Ball zurück ins Spielfeld. Am Ende holte Berlin den wichtigen Punkt. Als anschließend die Volleys das 24:23 holen konnten, sah man reihenweise geballte Fäuste (Persönliche Anmerkung: Auch meine Faust reckte sich gen Hallendecke). Als dann das Ding zum 25:23 klargemacht wurde, stand es fest: Zenit hatte den ersten Satz in der CL-Saison 2012/13 verloren. Auch dieses Team ist schlagbar!

BR VolleysBerlin machte es genau richtig. Dran bleiben im dritten Satz. 7:3, 9:5, dann sogar auf 14:6 erhöht. Die Volleys hatten einen echten Lauf, Zenit zeigte individuelle Fehler, die es bei diesem Weltklasseteam wohl eher selten zu bestaunen gibt. Plötzlich stand es 20:11. In diesem Satz fiel es dem Gastgeber nicht schwer, den Satzgewinn dingfest zu machen. Letztendlich mit 25:17 wurde die Führung mit 2:1 ausgebaut. „Zuerst wurde Kazan gezeigt, wie man Sätze verliert. Jetzt werden wir Kazan zeigen, wie man ein Spiel verliert!“, frohlockte der Hallensprecher. 21 Uhr. Der vierte Satz begann. Zenit war wieder in der Spur. Konzentriert machten sie die wichtigen Bälle und hielten die Berliner stets auf Abstand. 8:12, 10:18, 13:20, am Ende schließlich 16:25 aus Sicht der Gastgeber. 

Zenit KazanDurchatmen. Auf in die Tie-Break. In diesem wurde wieder auf Augenhöhe gespielt. 1:0, 1:1, 2:1. Ein Ball, der ins Aus ging, klatschte an die Füße des einen Linienrichters. Mit dem Spielstand von 8:6 wurden im fünften Satz noch einmal die Seiten gewechselt. 10:7 für Berlin. Die russischen Gäste sahen das anders und diskutierten mit dem Schiedsrichter am Netz. Eine gelbe Karte als Antwort. 11:8 für Berlin, noch eine Auszeit für Kazan. Die Gäste bewiesen starke Nerven und kamen zunächst auf 11:12 heran und glichen dann zum 13:13 aus. Spannender konnte ein Volleyballmatch nicht sein! Beim Stand von 15:14 dann der Matchball für Berlin. Die Sensation war zum Greifen nahe. Zenit konnte abwehren. 15:15. Sogar der Tie-Break musste in die Verlängerung. 15:16 – Matchball für die Russen, Berlin konnte zum 16:16 ausgleichen. Die Halle bebte. Trocken gaben die Gäste den Hausherren dann den KO-Schlag. 16:17 und dann das 16:18. Das Spiel doch noch mit 2:3 verloren. Für einige Sekunden wurde es in der Halle fast mucksmäuschenstill. Dann wurde es wieder laut. Die sichtlich enttäuschte Mannschaft wurde gefeiert wie ein Sieger. Denn sie hatte geschafft, was selten einem Team gelingt: Zwei Satzgewinne gegen den Titelverteidiger, der sogleich Favorit für die laufende CL-Saison ist! Die Hoffnung auf ein Weiterkommen stirbt zuletzt: Das Rückspiel in Kazan findet am 22. Januar 2013 statt.

BR VolleysDie anderen Partien der Play-offs: Mit-Favorit Trentino Diatec musste sich bei Dynamo Moskau mit 2:3 geschlagen geben. Skra Belchatów konnte indes mit 3:1 bei Arkas Izmir gewinnen. Ebenfalls gewinnen konnte der weitere polnischer Vertreter Kedzierzyn-Kozle gegen das belgische Team Noliki Maaseik – und das mit 3:0 (allerdings zwei äußerst knappe Sätze zwei und drei). Polens dritte Mannschaft Asseco Rzeszow musste sich gegen Lube Macerata mit 0:3 geschlagen geben. Ebenfalls mit 0:3 verlor zu Hause der slowenische Vertreter Volley Ljubljana gegen Bre Banca Cuneo. 

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Berlin Recycling Volleys gegen Zenit Kazan

 

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