Irrsinnig oder überfällig? Dynamo Dresden vom DFB-Pokal ausgeschlossen!

MB Updated

Dynamo DresdenJa, ist denn heut schon Weihnachten? Noch nicht ganz. Allerdings hatte der DFB für die SG Dynamo Dresden bereits 14 Tage vor Heiligabend mächtig was im Sack. Und zwar eine knüppeldicke Rute in Form eines Pokalausschlusses für die kommende Saison. Etwas kurios kommt auf der offiziellen DFB-Seite das Aufmacherfoto der entsprechenden Meldung daher: Ein Handschlag zwischen DFB-Sportrichter Lorenz und Dynamo-Geschäftsführer Müller. Mit einem Lächeln im Gesicht. Gute Miene zum bösen Spiel? Für Dresden ein drastisches Strafmaß, das sich laut DFB aus den zahlreichen, einschlägigen Vorbelastungen und dem Ausmaß der Ausschreitungen beim Pokal-Spiel in Hannover erkläre.

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Dynamo DresdenJa, ist denn heut schon Weihnachten? Noch nicht ganz. Allerdings hatte der DFB für die SG Dynamo Dresden bereits 14 Tage vor Heiligabend mächtig was im Sack. Und zwar eine knüppeldicke Rute in Form eines Pokalausschlusses für die kommende Saison. Etwas kurios kommt auf der offiziellen DFB-Seite das Aufmacherfoto der entsprechenden Meldung daher: Ein Handschlag zwischen DFB-Sportrichter Lorenz und Dynamo-Geschäftsführer Müller. Mit einem Lächeln im Gesicht. Gute Miene zum bösen Spiel? Für Dresden ein drastisches Strafmaß, das sich laut DFB aus den zahlreichen, einschlägigen Vorbelastungen und dem Ausmaß der Ausschreitungen beim Pokal-Spiel in Hannover erkläre.

Dynamo DresdenDas Sportgericht folgte bei seiner mündlichen Verhandlung in Frankfurt am Main somit in vollem Maße dem Strafantrag des DFB-Kontrollausschusses. Auch Hannover 96 kam nicht ungeschoren davon. Der Klub aus der niedersächsischen Landeshauptstadt wurde mit einer Geldstrafe in Höhe von 70.000 Euro belegt. Da Hannover 96 laut DFB-Sportgericht jedoch nur gering vorbelastet sei, genüge in diesem Fall eine Geldstrafe. Hintergrund: Vor dem DFB-Pokalspiel zwischen den 96ern und Dynamo Dresden wurden auf beiden Seiten Einlasskontrollen „überlaufen“. Diese Wortwahl wurde in der DFB-Meldung getroffen. Von einer „Erstürmung“ wollte man in diesem Fall eher nicht sprechen. Dass auf beiden Seiten Pyrotechnik gezündet wurde, war für jeden Stadionbesucher und TV-Zuschauer unübersehbar. Knackpunkt war wohl vor allem, dass in der 28. Minute rund 30 Dynamo-Fans auf den Rasen liefen, und zudem nach Abpfiff rund 200 Gästefans sich Zugang zum Spielfeld verschafften. Allerdings gewaltfrei, wie es auch in der DFB-Meldung betont wird. 

Dynamo DresdenAuf das drastische Urteil gibt es nun drei Reaktionen: Die einen meinen, solch eine drakonische Strafe sei für die SG Dynamo Dresden längst überfällig. Die anderen meinen, ein Verein bzw. die Mannschaft soll nicht auf sportlichem Wege dafür büßen, was ihre Anhänger auswärts auf den Rängen verzapfen. Die dritte, nicht zu verachtende Gruppe winkt eher müde ab. All die Diskussionen während der letzten Monate machten mürbe. Der ganz große  Aufschrei blieb im Gegensatz zum letzten Mal aus. Endlose Debatten um Stadionsicherheit, Pyrotechnik und gezielte Medienpropaganda und all die Proteste gegen das DFL-Sicherheitspapier erzeugten bei vielen Fußballfreunden mittlerweile eine gewisse Abgeschlafftheit, Resignation und Lethargie. 

StadionDass die SG Dynamo Dresden eine Reaktion in Form einer Meldung zeigt, ist allzu verständlich. Der Verein gerät derzeit sportlich in eine Schieflage, da ist der Ausschluss aus dem DFB-Pokal 2013/14 ganz gewiss keine Lappalie. Und der größte Knackpunkt des Ganzen: Die „verschuldensunabhängige Haftung“ von Dynamo Dresden. Obwohl der Verein laut Sportgericht nichts falsch gemacht habe, wird er nun noch härter bestraft als beim letzten Mal. Was kann ein Verein dagegen tun, dass ein Teil seiner Anhängerschaft bei Auswärtsspielen aus dem Rahmen fällt? Vor allem: Weshalb soll eine Mannschaft bestraft werden, indem sie nicht in einem Wettbewerb antreten darf? Dieser Ansatz kann so nicht funktionieren, und das sehen auch die Verantwortlichen der SG Dynamo so. 

Dr. Jörg Heyer, der für seinen Verein eine möglichst milde Strafe beantragt hatte, erklärte in seinem Schlussplädoyer: „Sie (die verschuldensunabhängige Haftung) passt nicht zu dem Konzept, dass sich wiederholende Vergehen zu immer härteren Strafen führen. Ein Verein, dem attestiert wird, dass er alles in seiner Macht stehende tut, steht solchen Vorfällen und den sich daraus ergebenden immer drastischeren Konsequenzen hilflos gegenüber. Das Phänomen, dass Menschen am Rande von Fußballspielen Straftaten begehen, steht offensichtlich nicht im Kausalzusammenhang mit den Bemühungen der Vereine, dies zu verhindern. Wäre das so, hätte Dynamo Dresden diese Probleme nicht. Der Ansatz der Kollektivbestrafung hat sich nicht bewährt, er funktioniert nicht.“

„Perspektivisch verschärft diese Rechtsprechung das gesellschaftliche Problem, vor dem der deutsche Fußball steht, statt es zu lösen.“, brachte es Dynamo-Geschäftsführer Christian Müller auf den Punkt. Und in der Tat. Wieder steht die Frage im Raum: Wem ist mit solch einem Urteil geholfen? Die klare Antwort: Niemanden. Denn irgendein Problem ist auf diesem Wege nicht gelöst. Vielmehr werden die Fronten zwischen Verband und Fans noch weiter verhärten. Der Glaube an einen Hauch Gerechtigkeit wird weiter schwinden. 

K-BlockDie Reaktion der Fußballfans? Wie bereits erwähnt. Gespalten, teilweise sogar genervt. Die Dynamo-Fans hätten sich auch mal zurückhalten können, erklärte ein User in einem Ultrà-Forum. Erhitzter natürlich die Reaktionen im Fanforum von Dynamo Dresden. Nicht zuletzt aufgrund der Wortmeldung der Gewerkschaft der Polizei. So erklärte der Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut, dass die GdP von der Entscheidung des DFB-Sportgerichts eine erhebliche Signalwirkung erwarte. So treffe die Nichtteilnahme am DFB-Pokal den Verein und seine friedlichen Fans ins Mark. Vorstand und Anhänger würden sich bei der Auslosung auf die Nägel beißen. So erklärte Witthaut auf der GdP-Webseite: „Jetzt kommt die Zeit der großen Gruppe wahrer Fußballfreunde, die die kleine Schar der Fußballzerstörer in die Schranken weisen kann. Den Anfang haben Tausende Schalker Fans vor kurzem gemacht, als sie unverbesserlichen Pyro-Ultras die Teilnahme an der Schalker Gemeinschaft lautstark und eindeutig abgesprochen haben.“

West Ham in DresdenMobil wird derzeit in den sozialen Netzwerken gemacht. Bereits kurze Zeit nach dem Urteil kursierte auf Facebook tausendfach ein Foto eines Spruchbandes mit der Aufschrift: „Dann macht doch euren DrecksPOKAL alleene!!“ Gemalt als Sprechblase eines Pittiplatsch-ähnlichem Geschöpfes mit schwarz-gelbem Schal. Fix formierten sich neue Gruppen. „Wo bleibt die Gerechtigkeit? Nur noch Hass...“ meinen die einen. „Her mit einer eigenen NOFV-Liga!“, meinen andere. „Her mit sechs Freundschaftsspielen gegen lukrative ausländische Gegner!“, erklärt die große Mehrheit. Mit Hilfe dieser Spiele soll verhindert werden, dass der derzeit arg abstiegsgefährdete Verein in eine extreme finanzielle Schieflage gerät. Vor dem Gang vor ein Zivilgericht raten indes zahlreiche Dynamo-Fans ab...

Fotos: R. Lichtenfeld, P. Schoedler, M. Bertram

> zur turus-Fotostrecke: SG Dynamo Dresden

 

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