US Créteil vs. SR Colmar: Vermeintliche Trends und bunter Rauch in der dritten französischen Liga

MD Updated

„The trend is your friend!“ Mit dieser alten Börsenphrase lässt sich Bayernpräsident Uli Hoeneß gern während einer Erfolgsserie seines Vereines zitieren. Und einem Uli Hoeneß, das weiß die Fußballwelt, kann so leicht keiner widersprechen. Sollte die Hoeneßsche Weisheit auch für den französischen Fußball gelten, hätte sich die US Créteil Lusitanos vor der Drittligapartie gegen SR Colmar kaum Sorgen machen müssen. Schließlich war das Team aus dem Südosten der Metropolregion Paris in den neun vorangegangenen Punktspielen nicht bezwungen worden, stellte den mit 39 Toren besten Angriff und war mit neun Punkten Vorsprung auf den FC Metz unangefochtener Spitzenreiter der Klasse.

„The trend is your friend!“ Mit dieser alten Börsenphrase lässt sich Bayernpräsident Uli Hoeneß gern während einer Erfolgsserie seines Vereines zitieren. Und einem Uli Hoeneß, das weiß die Fußballwelt, kann so leicht keiner widersprechen. Sollte die Hoeneßsche Weisheit auch für den französischen Fußball gelten, hätte sich die US Créteil Lusitanos vor der Drittligapartie gegen SR Colmar kaum Sorgen machen müssen. Schließlich war das Team aus dem Südosten der Metropolregion Paris in den neun vorangegangenen Punktspielen nicht bezwungen worden, stellte den mit 39 Toren besten Angriff und war mit neun Punkten Vorsprung auf den FC Metz unangefochtener Spitzenreiter der Klasse.

Doch auch der Gegner aus dem elsässischen Colmar spielt bisher eine beachtliche Runde. Nur zwei Mal verließ der Club, für den in vergangenen Tagen die Ex-KSC-Profis Jeff Kornetzky und Marc Keller spielten, in der laufenden Saison als Verlierer den Platz. Allerdings musste sich das ausschließlich aus Franzosen bestehende Team bereits sieben Mal mit einer Punkteteilung begnügen. Dass der Außenseiter dennoch einen über weite Strecken furchtlosen Auftritt aufs Parkett legte, gehörte zu den vielen Überraschungen des Abends.

Aber der Reihe nach. Für den ersten Hingucker im Stade Dominique-Duvauchelle, seit 1983 Spielstätte der USCL, sorgten die Anhänger des Heimteams bereits beim Einlaufen der Mannschaften. Eine dreistufige Choreografie aus Blockfahnen und Spruchbändern, in der die Ultragruppen „Urban Devils“ und „Kop Banlieu“ sich selbst feierten (Ohne Kondom – Ohne Eiswürfel – Ohne Maß), zog alle Blicke auf sich. Kein schlechter Auftritt der etwa 70-köpfigen Gruppe im Herzen der Gegentribüne. Garniert wurde die Performance mit lautstarkem Gesang und stimmgewaltigen Anfeuerungsrufen. Das davon offenbar beeindruckte Dutzend Colmar-Fans, das die Fahrt von mehr als 500 Kilometern auf sich genommen hatte und wenige Minuten vor dem Anpfiff noch eifrig sang und trommelte, stellte den Support im Anschluss fast völlig ein – zu groß war die stimmliche Überlegenheit der Hausherren.

Das Spiel begann ohne viele Torraumszenen. Beide Teams begegneten sich taktisch auf Augenhöhe und so beschränkte sich das Geschehen zum Großteil auf den Bereich zwischen den Strafräumen. Nach Ablauf der ersten zwanzig Spielminuten kristallisierte sich dann jene Rollenverteilung heraus, die vor dem Spiel erwartet worden war: Créteil verlagerte sein Spiel in die Hälfte der Gäste; Colmar, mit nur zehn Gegentreffern beste Defensive der Liga, verteidigte mit Herz und schaffte es, den Gegner am Eindringen in den Sechzehner zu hindern. Gleichzeitig sorgte das Team aus dem Elsass nach Tempogegenstößen immer wieder für Unruhe in der Hintermannschaft der USCL. Vor dem Tor ließen die Colmar-Angreifer jedoch die gebotene Kaltschnäuzigkeit vermissen.

Auf Seiten der Heimmannschaft agierte Kapitän und Spielgestalter Jean-Michel Lesage als oft anspielbarer Aktivposten. Der finale Pass mochte aber auch ihm nicht gelingen. Seinem bulligen und dennoch trickreichen und wendigen Teamkollegen Dabo (bis dato 8 Treffer) fehlte es zudem an Ruhe bei der Ballannahme.

Da der Gast aus Colmar auch auf das variable Angriffsspiel des Tabellenführers und das stetige Rochieren der drei Stürmer zu antworten im Stande war, bat Schiedsrichter Stéphane Bar beim gerechten Spielstand von 0:0 zur Pause. Auf den Rängen wurde es nun ziemlich schnell ziemlich leer. Auch der französische Fußballfan ist anlässlich niedriger Temperaturen dazu geneigt, sich an einer Tasse vin chaud (Glühwein) zu wärmen.   

Durchgang zwei begann mit einem Paukenschlag. Den früher – und offenbar auch frischer – aus den Kabinen gekommenen Gästen gelang bereits 90 Sekunden nach Wiederanpfiff der Führungstreffer durch Frédéric Marques, der nach einer flachen Hereingabe von links den Ball nur noch über die Linie drücken musste. 0:1! Ein völlig neues Gefühl für die USCL. Zu Hause musste die Mannschaft in dieser Saison noch nie einem Rückstand hinterherlaufen, gewann alle acht Heimspiele.

Jeder der 1300 Zuschauer im Stadion erwartete nun eine kräftige Leistungssteigerung der „Béliers“, wie die Créteil-Elf wegen ihres Wappentieres, eines Widders, auch genannt wird. Doch erstaunlicherweise spielte in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit nur der SR Colmar. Das Tor hatte dem Tabellenfünften Mut gemacht. Créteil konnte sich dagegen bei seinem Torhüter sowie Pfosten und Latte bedanken, dass es nach Chancen in der 54., 64. und 66. Spielminute weiterhin nur 0:1 stand. In der 74. Minute war dann aber nicht einmal mehr das Aluminium gnädig mit dem Heimteam. Von der Innenseite des rechten Pfosten prallte ein Flachschuss von Wilfried Louisy-Daniel über die Torlinie zum 0 zu 2. Beinahe ungläubig feierten les verts (die Grünen) ihren zweiten Treffer im Stade Duvauchelle.

Befreit von allen taktischen Fesseln antwortete Créteil mit wütenden Angriffen. Die gut gestaffelte Gästeabwehr ließ jedoch keine gefährlichen Aktionen zu. Vielmehr setzte Colmar durch den sich nun bietenden Platz immer wieder kleinere Nadelstiche und war dem 0:3 näher als Créteil dem Anschlusstreffer. Und so machte sich unter den Spielern der USCL in der Schlussphase Frust breit. Trauriger Höhepunkt einer eigentlich fairen Partie war die Tätlichkeit Christoph Diedhiou gegen den Abwehrchef des SRC, benoît Haaby, die der gute Schiedsrichter mit dem roten Karton ahnden musste.

Der Créteil-Block ließ sich davon jedoch nicht im Geringsten die Laune verderben und entrollte in der Nachspielzeit abermals eine Blockfahne unter welcher ungestört gezündelt werden konnte. Blauer und gelber Rauch stiegen nun in den Nachthimmel der sonst ruhigen Vorstadt, ein, zwei Blinker untermalten das bunte Bild. Und während im Heimblock ein Böller knallte, klingelte es auch noch einmal im Kasten von Créteil-Keeper Verger. Mit einem Traumtor in den linken oberen Angel besorgte der erst kurz zuvor eingwechselte Farez Brahmia aus 20 Metern den 0:3-Endstand. Was für eine Überraschung!

Anschließend ließ sich das Team von Damien Ott auch gebührend von seiner überschaubaren Anhängerschaft feiern. Innig und herzlich klatschten die Spieler mit ihren Freunden ab. Gemeinsam sangen sie und schwenkten Fahnen.
Und so machte sich auch vor den Toren von Paris am Wochenende die Erfahrung breit, dass selbst eine Uli Hoeneß nicht unfehlbar und eben nicht jeder Trend "your friend" ist.

> zur den Bildern des Spiels in der Frankreich-Fotostrecke

 

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