FK Dukla Praha vs. Slovan Liberec: Offensive auf dem Militärgelände

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Dukla Praha wurde ursprünglich 1948 als „Armeeverein für Leibeserziehungen“ gegründet. Nach spärlichen Beginnen und einigen Umbenennungen wurde der heutige Name Dukla 1956 bestimmt, eine Anspielung auf den Dukla-Pass in dessen Gebiet tschechoslowakische Soldaten 1944 nach langer Schlacht begannen, ihre Heimat zu befreien. Ab Ende der 1950er Jahre und vor allem in der ersten Hälfte der 1960er dominierte die Mannschaft die Liga, gewann zahlreiche Titel und hatte auch internationale Achtungserfolge. 

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Dukla TorDukla Praha wurde ursprünglich 1948 als „Armeeverein für Leibeserziehungen“ gegründet. Nach spärlichen Beginnen und einigen Umbenennungen wurde der heutige Name Dukla 1956 bestimmt, eine Anspielung auf den Dukla-Pass in dessen Gebiet tschechoslowakische Soldaten 1944 nach langer Schlacht begannen, ihre Heimat zu befreien. Ab Ende der 1950er Jahre und vor allem in der ersten Hälfte der 1960er dominierte die Mannschaft die Liga, gewann zahlreiche Titel und hatte auch internationale Achtungserfolge. 

Bei Weltmeisterschaften standen stets eine große Anzahl von Dukla-Spielern im Kader. Ab Ende der 1960er bis hin zur Mitte der 1980er wurde der Trophäenschrank dann nur noch langsam gefüllt: die elfte und letzte Meisterschaft datiert von 1982, der achte und letzte Pokalsieg 1990.

Dukla PrahaWie bei vielen von der Staatsmacht unterstützten Clubs im Ostblock begann mit dem Fall der Sowjetunion auch Duklas vorläufiger Niedergang. Das Verteidigungsministerium konnte es sich nicht mehr leisten, den Club finanziell zu unterstützen, daraufhin ließen Abstiege und Lizenzverweigerungen die Nordprager Mitte der 1990er nur noch in Liga drei antreten. Nachdem die Pläne eines ehrgeizigen Unternehmers scheiterten, musste die Herrenmannschaft am Ende sogar mit dem FK Pribram (eine Stunde südwestlich von Prag) fusionieren. In Prag spielten im eigenen Verein weiterhin Jugendteams, 2001 wurde wieder eine eigene Herrenmannschaft angemeldet, die sich in den Ligen 4-6 herumquälte, ehe Dukla die Lizenz eines Zweitligisten übernahm und schließlich 2010/11 in die erste Liga aufstieg. Dort haben sich die rot-gelben bisher sehr gut geschlagen: in der letzten Saison gelang ein achtbarer sechster Platz und auch in diesem Jahr ist man mit Platz 7 (vor dem heutigen Spiel) gut dabei.

Dukla FansViele Zuschauer konnte der Verein trotz seiner Erfolge nie für sich gewinnen. Der Kuchen war schon an die Traditionsvereine Slavia, Bohemians oder Schwester-Armeeclub Sparta verteilt, und erzwungene Spielertransfers zu Dukla auf Anordnung der Staatsführung halfen der Beliebtheit des Clubs nicht unbedingt. Im Durchschnitt kamen damals weniger als 6.000 Zuschauer, lediglich in der Meisterschaftssaison 1963/64 waren es mal knapp 10.000. Seit dem Wiederaufstieg verlaufen sich im Schnitt nur etwas über 2.000 im riesigen Stadion Juliska, dass 1960 eigens für Dukla erbaut wurde und 28.000 Zuschauern Platz bietet.

Das Stadion steht auf einem Hügel, von den obersten Plätzen der steilen Haupttribüne hat man einen herrlichen Blick auf die Vltava, den botanischen Garten und kann bis in die Altstadt und auf das Prager Schloss blicken. Mit Durchschreiten der Eingangstore betritt man im Übrigen Militärgebiet – das Stadion gehört immer noch der Armee.

Slovan FansAuch am heutigen Freitagabend im Spiel gegen den punktgleichen Konkurrenten Slovan Liberec gibt es quasi freie Platzwahl, 1.641 Zuschauer werden am Ende verkündet. Darunter befinden sich auch handgezählte 84 eingezäunte Gäste, die wie auch das kleine Dukla-Trommler-Grüppchen das Spiel über tapfer ihre Lieder von sich geben – wenngleich diese im weiten Rund verhallen. Ansonsten ist die Atmosphäre entspannt auf der mächtigen Tribüne, die gleichzeitig ein wenig bedrohlich und gespenstisch wirkt.

TorjubelDer Landschaftsblick fällt heute wegen abendlicher Dunkelheit aus, aber das Geschehen unter den grellen Scheinwerfern ist unterhaltsam genug. Schnell zeigt sich, warum Dukla so gut dasteht: Die Mannschaft bietet einen sehr erfrischenden offensiven Fußball, geht immer wieder nach vorne, kämpft und grätscht um jeden Ball, und erarbeitet sich so Feldüberlegenheit. Nach einer halben Stunde münzt sie diese auch in ein Tor um, weitere gute Möglichkeiten bleiben ungenutzt. Slovan versucht das Spiel offen zu halten, spielt munter mit aber muss sich nach zwei weiteren Gegentoren in der Schlussphase doch verdient 0:3 geschlagen geben. Attraktiver Fußball, ein architektonisch interessantes Stadion mit wunderschönem Blick in Landschaft und Stadt von der steilen Tribüne aus sowie ein gewisser Retro-Charme machen Dukla Praha in jedem Fall zu einer Bereicherung und Empfehlung im Prager Fußball.

Fotos: Felix Natschinski

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Auf www.GroundhoppingEtc.com und www.facebook.com/GroundhoppingEtc berichtet Felix über seine Stadionerlebnisse, u.a. in Berlin, London oder Prag.

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