Sparta Praha vs. Olympique Lyonnais: Ultras geben den Takt vor

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Meine ersten beiden Sparta-Spiele waren enttäuschend: in einem Qualifikationsspiel zur Champions League im Jahre 2010 gegen Liepäjas Metalurgs kam Stimmung nur durch die leicht selbstironischen Gesänge der etwa zwölf mitgereisten Gästefans auf. Ein Jahr später wurde ich dann Zeuge eines eher blutleeren Derbys gegen Dukla, den anderen Prager Armeeclub aus der Nachbarschaft – eiskalt, torlos und stimmungsfrei. Bei beiden Spielen war das Stadion zudem noch nicht mal halbvoll. Aber aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei, daher gab ich dem Club im Europa League Spiel gegen Olympique Lyon noch mal eine Chance.

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Sparta UltrasMeine ersten beiden Sparta-Spiele waren enttäuschend: in einem Qualifikationsspiel zur Champions League im Jahre 2010 gegen Liepäjas Metalurgs kam Stimmung nur durch die leicht selbstironischen Gesänge der etwa zwölf mitgereisten Gästefans auf. Ein Jahr später wurde ich dann Zeuge eines eher blutleeren Derbys gegen Dukla, den anderen Prager Armeeclub aus der Nachbarschaft – eiskalt, torlos und stimmungsfrei. Bei beiden Spielen war das Stadion zudem noch nicht mal halbvoll. Aber aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei, daher gab ich dem Club im Europa League Spiel gegen Olympique Lyon noch mal eine Chance.

Sparta PragUnd wurde belohnt: zum einen war es nicht so garstig kalt wie zuletzt, ich kam in den Genuss zusätzlicher Wärme durch großer Heizstäbe, die unter dem Dach der Gegengeraden angebracht waren. Nicht unbedingt umweltfreundlich, aber wer sich schon einmal im Winter die Zehen im Stadion abgefroren hat, wird verstehen, dass ich dankbar war. Zum anderen war die Generali Arena ordentlich gefüllt: 17.121 Zuschauer wollten Sparta in die nächste Runde peitschen, ein Unentschieden würde dafür heute schon genügen. Die Franzosen waren mit einigem Abstand Gruppenerster und konnten sich daher erlauben, einige Spieler zu schonen.

Sparta PragDas gut gefüllte Stadion folgte nicht selten dem Takt, den die Ultras mit ihren zahlreichen Gesängen vorgaben. Zu Beginn schmückte eine schimmernde rot-goldene Choreographie den kleinen Ultra-Block, später entrollten sie ein Poster auf dem ein roter Sparta-Ritter genüsslich einen Frosch und eine Schnecke aufgabelt, untertitelt mit „Bon Apétit.“

Aber ganz so wehrlos waren die Franzosen dann doch nicht: beide Mannschaften begannen vorsichtig aber dennoch intensiv, so dass der Schiedsrichter in der ersten Halbzeit mehrfach die gelbe Karte zücken musste. Spielerische Glanzpunkte setzte nur Spartas Leonard Kweuke (der eine oder andere Cottbusser wird sich vielleicht an Kweukes fünf Tore in 30 Spielen in der Lausitz erinnern), der zweimal frech zum Fallrückzieher ansetzte. Vermutlich wollte er es Ibrahimovic oder Mexes gleichtun, kam aber nicht wirklich an den Ball. Die Fans würdigten seine Versuche dennoch mit “Leo! Leo!” Rufen.

Sparta UltrasDie zweite Halbzeit startete dann gleich mit dem Element, das ich in der ersten so schmerzlich vermisst hatte: einem Tor. Mit dem ersten Angriff übertölpelte Lyon die Prager Abwehr, so dass der Ball keine 20 Sekunden nach Anpfiff im Tor landete. Plötzlich wurde es still im Stadion, das leicht monotone Hintergrundrauschen aus der ersten Halbzeit (“Sparta Paraha olé olé olé!”) verstummte. Spartas Mannschaft half aber, die Stimmung wiederherzustellen: das Team übernahm die Kontrolle über das Spiel und die Fans zogen langsam mit. Es begann mit ein paar zarten “Sparta! Sparta!” Rufen und wuchs zu einem mächtigen Jubelgewitter, als Josef Husbauer den Ball zum Ausgleich über die Linie drückte. Vorangegangen war ein schöner Flügellauf auf rechts durch den gerade erst eingewechselten Tomas Prikyl. 

PyroDie Ultras zündelten ein wenig und auch die Emotionen flackerten wild auf, da Sparta das Spiel weiterhin bestimmte. Gefahr entstand jedoch nicht mehr, beide Teams schienen sich früh mit dem Remis abgefunden zu haben. So mussten sich die Fans wieder mit sich selbst beschäftigten und ließen – von den Ultras ausgehend – vier Wellen durch das Stadion gehen die auch am Gästeblock nicht halt machten.

Nach dem Schlusspfiff feierten die Spieler ausgefallen und vor allem ungestört mit den Fans. Der Verein ließ erst Musik laufen, als die Spieler nach langer Zeit in ihren Kabinen verschwunden waren. Der Takt, den die Ultras auf den Rängen vorgegeben haben, war wichtiger.

Fotos: Felix Natschinski (& Marco Bertram / Fotostrecke)

> zur turus-Fotostrecke: AC Sparta Praha

Auf www.GroundhoppingEtc.com und www.facebook.com/GroundhoppingEtc berichtet Felix über seine Stadionerlebnisse, u.a. in Berlin, London oder Prag.

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