Leutzscher Derby mit Brisanz, Boykott und Kuriositäten

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Der Gastgeber läuft mit orangefarbenen Leibchen auf. Wo gibt es so was? Im Alfred-Kunze-Sportpark in Leipzig-Leutzsch. Dort fand am Sonntagnachmittag das wohl verworrenste Derby der Republik statt. Willkommen in der Sachsenliga (sechste Spielklasse). Die Ansetzung lautete SG Leipzig Leutzsch gegen die BSG Chemie Leipzig. Dieses Derby lässt wohl nicht nur Außenstehende mit dem Kopf schütteln, sondern auch Vereinsinterne. So treffen bei dieser Begegnung nicht nur die Teams aufeinander, sondern mittlerweile auch die Fans beider Lager. 

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Der Gastgeber läuft mit orangefarbenen Leibchen auf. Wo gibt es so was? Im Alfred-Kunze-Sportpark in Leipzig-Leutzsch. Dort fand am Sonntagnachmittag das wohl verworrenste Derby der Republik statt. Willkommen in der Sachsenliga (sechste Spielklasse). Die Ansetzung lautete SG Leipzig Leutzsch gegen die BSG Chemie Leipzig. Dieses Derby lässt wohl nicht nur Außenstehende mit dem Kopf schütteln, sondern auch Vereinsinterne. So treffen bei dieser Begegnung nicht nur die Teams aufeinander, sondern mittlerweile auch die Fans beider Lager. 

Leutzsch

Am 14. Spieltag der zurückliegenden Saison kam es zum ersten Mal zur kuriosen und zugleich brisanten Situation, dass nach dem tragischen Aus des FC Sachsen Leipzig die beiden jetzigen Leutzscher Klubs aufeinandertrafen. 2.690 Zuschauer strömten am 27. November 2011 in den altehrwürdigen Alfred-Kunze-Sportpark, um die neue sportliche Situation am Leutzscher Holz in Augenschein zu nehmen. Tore gab es keine zu sehen. 

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Nachdem beim Hinspiel die BSG Chemie der Gastgeber war, trug das Rückspiel die SG Leipzig Leutzsch aus. Großes Murren auf BSG-Seite. Die Fans mussten in ihrem AKS in den Gästekäfig. Gewiss ein ungewohntes Gefühl, allerdings war es beim ersten Spiel halt andersherum. Knapp 2.000 Zuschauer hatten sich am 09. Juni 2012 eingefunden. Matthias von der Weth schoss für die „Gäste“ den Treffer des Tages. Mit 1:0 konnte die BSG das Duell für sich entscheiden. 

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Großes Getöse und zahlreiche Diskussionen auch im Vorfeld des am 16. September 2012 ausgetragenen Derbys. Auf den Eintritt wurde ein Sicherheitszuschlag von 2 Euro draufgeschlagen. Dass die Einschätzung eventueller Ausschreitungen nicht unbegründet war, zeigte sich bei der Fahrt zum Stadion. Dort gab es Ausschreitungen im Bereich der SGLL Fankneipe „Abseitsfalle“. Rund 150 BSG-Fans wurden vor der Station Rathaus Leutzsch eingekesselt und durften ihre Personalien feststellen lassen. Auch bis zur 90. Minute befanden sich einige BSG-Anhänger noch in Polizeikesseln, wie Fans vor Ort am Stadion zu berichten wussten. Die Anwesenden veranstalteten einen Boykott vor dem Stadion mit einem kleinen Fest mit Ausschank und Essen.  

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Ernsthaft auf sich aufmerksam machten sich die Anhänger der BSG Chemie erst zum Ende der ersten Halbzeit mit einem „Hier regiert die BSG“. Was jetzt wohl kommen mag, dachte sich der eine oder andere beim Blick hinter den Block. Es blieb jedoch ruhig. Zu Beginn der zweiten Halbzeit ging es dann hin und her mit Gesängen und Anfeindungen. Die obersten Herren beider Vereine machen es ja vor, sich gegenseitig zu verleumden und schlecht zu reden. Sei es beim Thema Trainingsbedingungen oder nun neuerdings beim Thema Leibchen. Von SGLL-Seite kamen indes Schlachtrufe wie: „Die Nummer eins in Leutzsch sind wir“, „Unser Stadion, unser Stadion“,  „Wir sind Leutzscher und ihr nicht!“. Auf der anderen Seite hieß es „SG Leutzsch niemals wie wir“. Der über die Leipziger Grenzen bekannte Schlachtruf „Nur ein Leutzscher ist ein Deutscher“ durfte auch nicht fehlen, worüber ein paar junge Zuschauer mit Migrationshintergrund lauthals lachen mussten. 

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Die Veranstaltung vor dem Stadion sollte noch bis 18 Uhr gehen und auch die Helden vom Rasen, die sich heute nicht als solche präsentierten, wollten dort vorbeikommen. Das Team der BSG Chemie ging mit 2:0 unter, wobei das Ergebnis sogar noch schmeichelhaft war. Bereits nach 45 Minuten lagen die „Gäste“ durch Tore von Gregor Spitzke in der 20. und Antonio Nilesen in der 32. Minute zurück. Der stark aufspielende Stürmer Vincent Markus leitete einige Torszenen ein, so auch das 2:0. Er selbst scheiterte selbst in der 30. Minute knapp. Zudem gab es noch den einen oder anderen Pfostentreffer zu sehen, allerdings war auch ein Lattenknaller der BSG zu verzeichnen. Die 1.147 im Stadion anwesenden Zuschauer sahen ein Spiel, das die SG Leipzig Leutzsch klar bestimmte. Sie hatte bei diesem Derby einfach mehr vom Spiel. Die Gäste machten im zweiten Spielabschnitt vor allen Dingen durch die Rote Karte für Marcus Wolf in der 68. Minute auf sich aufmerksam.

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Das nächste Leutzscher Derby wird voraussichtlich am 23. März 2013 steigen. Dann wird wieder die BSG Chemie der Gastgeber im Alfred-Kunze-Sportpark sein. Wie es bis dahin weiter geht? Man darf gespannt sein. Ruhig wird es ganz gewiss nicht werden im Leutzscher Holz...

Fotos: P. Schoedler

> zur turus-Fotostrecke: Impressionen vom Leutzscher Derby

 

 

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