Türkiyemspor Berlin: Blank bis auf die Knochen, doch zurück auf der Erfolgsspur

MB Updated

TürkiyemsporNoch ist nichts durchgestanden. Der 1978 ins Leben gerufene Klub Türkiyemspor Berlin steht weiter vor dem Aus. Der Verein sei blank bis auf die Knochen, die Insolvenz hängt als Damoklesschwert über dem Kreuzberger Multi-Kulti-Klub, der vor kurzer Zeit noch in der Regionalliga gespielt hatte und zu Berlin gehöre wie das Curry zu der Wurst. So die Aussage der Macher der Stadionzeitung. „Liebling Kreuzberg“ brauche das Herz der Berliner. 600 Freunde werden gesucht, die jeweils 100 Euro spenden und somit das drohende Unheil abwenden. Team 600 – so nennt sich die Kampagne zur Rettung für Türkiyemspor. Im Stadionheft auch als Rettungsschirm bezeichnet. Ein Begriff jedoch, der in letzter Zeit von Seiten der Politiker zu arg strapaziert wurde.

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TürkiyemsporSei es drum. Die Spendengelder müssen her. Allerdings meinen Kritiker, Türkiyemspor interessiere in Berlin niemanden mehr. Vorbei die Zeiten, in denen einst Zuschauerscharen dem Treiben der Türkiyem-Kicker auf dem grünen Rasen beigewohnt hatten. Zu sehr eingebrannt haben sich die peinlichen Zuschauerzahlen der Regionalliga-Saison 2010/11. Das Ganze wurde zum Desaster. Leere Ränge im Jahn-Sportpark. Eine katastrophale Punktausbeute. Eine finanzielle Fehlplanung vom Herrn. Runter ging es in die Oberliga NOFV-Nord. Gegen den BFC Dynamo wurde noch einmal ein 1:0-Sieg gefeiert. Im VIP- und Presseraum wurde leckeres Essen serviert. Und dann wurden die Lichter ausgemacht. Aus und vorbei. 

Kreisliga oder Berlin-Liga (sechste Liga) – das war vor Beginn der Saison 2012/13 die große Frage. Ein Neuanfang in der Berlin-Liga wird gewagt. Back to the roots. Zurück im Katzbachstadion. Zurück zur Basis. Tennis Borussia Berlin, Hürtürkel, Maccabi Berlin und Eintracht Mahlsdorf heißen unter anderen die Gegner. Und SV Tasmania Berlin aus Neukölln. Genau gegen die wurde das erste Heimspiel der laufenden Berlin-Liga-Saison ausgetragen. Allerdings musste auf den Sportplatz in der Blücherstraße ausgewichen werden. Keine schlechte Wahl. Ein Kunstrasenplatz mit Charme. Auf einer Seite befinden sich sogar ein paar Stufen, im Hintergrund bildet die Kirche am Südstern eine beeindruckende Kulisse. Eingerahmt wird die Anlage von Wohnhäusern. Mitten drin in Kreuzberg. Mitten im Leben. 

BlücherstraßeÜber 200 Zuschauer fanden am Mittwochabend den Weg zur Blücherstraße. Mehr als zu manch einem Heimspiel der Regionalligasaison 2010/11. Vielleicht ist es für Türkiyemspor wirklich besser, gegen Tasmania und Tebe zu spielen als gegen Oberneuland und ZFC Meuselwitz. Für eine anständige Kulisse war gesorgt. Am Rande des Platzes waren zwei Kameras auf Stativen aufgebaut. Der emotionale Neustart sollte bestmöglich eingefangen werden. Allein zu wünschen übrig ließ das Catering. Das Angebot war mau, Bier wurde gar nicht ausgeschenkt. In Anbetracht dessen, dass in jedem türkischen Kiosk auch alkoholische Getränke verkauft werden, eine eher merkwürdige Tatsache. Bei 250 Zuschauern lässt sich über Catering in Form von Gebäck, Würsten und Getränken ganz fix ein ordentlicher Betrag einfahren. Geld, das der Verein dringend benötigt. 

1:0Mit trockener Kehle mussten somit auch die älteren Herrschaften, die der Tasmania seit Jahrzehnten die Daumen drücken, das Spiel verfolgen. Ein paar zerknirschte Gesichter, ansonsten aber eher gut gelaunte Heimzuschauer. Und das mit gutem Grund. Das Team von Türkiyemspor spielte gegen Tasmania eine solide Partie. In der 20. Minute prüfte Ismail Kalem den Tasmania-Keeper Lennard Peter. Wenig später verfing sich ein Freistoß in der Tasmania-Abwehr. Vor und nach der Pause der gleiche Anblick: Chancen für Türkiyemspor, wenige Entlastungsangriffe der Tasmanen. Ab der 60. Minute legten die Hausherren noch ein Schippchen drauf. Der Sieg sollte her. Nur noch selten konnte sich Tasmania befreien. Die Emotionen nahmen zu. Tasmania-Torwart Peter schimpfte wie ein Rohrspatz. Einen Freistoß schoss Tasmanias Arber Shuleta in die Zwei-Mann-Mauer. Noch ein Grund mehr, um mit der Vordermannschaft zu schimpfen. 

Es nutzte nichts, Türkiyemspor erhöhte den Druck. Der Treffer lag in der Luft. Und in der Tat: Zehn Minuten vor Schluss war der Ball nach einem Freistoß drin. Baris Demircan hatte mit dem Kopf Maß genommen. Stimmung auf den Rängen. Ein Hauch vom großen Fußball. Ohne Probleme brachte Türkiyemspor die knappe Führung über die Runden und somit die drei Punkte in trockene Tücher. Hinter den Wohnhäusern schimmerte es noch leicht rot. Es war inzwischen dunkel geworden. Was im Hellen um 19 Uhr begann, endete als echtes Flutlichtspiel. Nur fünf Minuten später begann es zu nieseln. Echte Maßarbeit – kann man wohl sagen.

> zur turus-Fotostrecke: Türkiyemspor / Berlin-Liga 2012/13

> zur turus-Fotostrecke: SV Tasmania Berlin

 

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