DFB-Sicherheitskonferenz: Mit Knete und Drohungen gegen die Fankultur

RS Updated

Die um die es ging, waren nicht eingeladen. Somit konnten die um die es ging ihre Standpunkte auch nicht darlegen. Dies war offensichtlich auch nicht gewollt und so bleibt am Ende einer fader Beigeschmack der vom Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Ligaverbandes im Beisein von Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich sowie des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz der Länder, Lorenz Caffier initiierten Sicherheitskonferenz zum (Zitat) „Schutz der einzigartigen Fankultur in Deutschland“. Ein turus.net Kommentar.

Das diese einzigartige Fankultur und die Faszination für den deutschen Fußball sich aber erst durch bestimmte Aktionen (auch Pyro) der jeweiligen Gruppierungen entwickelt hat, scheint an den Beteiligten der Konferenz vorbei gegangen zu sein. Da werden wieder einmal fälschlicherweise Gewalt, Ausschreitungen, das Abbrennen von Pyrotechnik oder der Platzsturm von Düsseldorf in einen Topf geworfen, durchgerührt und am Ende ein Ergebnis (im Politikdeutsch: Maßnahmenkatalog) serviert über den der geneigte Fan nur mit dem Kopf schütteln kann:

„Stehplätze bleiben in den deutschen Fußball-Stadien erhalten“, „Erhöhung der Zuwendungen für Fan-Projekte um 50 Prozent“, „Verschärfung der Richtlinie für Stadionverbote“, „Verhaltenskodex mit klarer Ablehnung und Sanktionierung von Pyro-Technik“

Was sich locker daher liest, ist eigentliche eine Farce: Das überhaupt die Abschaffung der Stehplätze, für deren Verbleib die Fans über Jahre kämpfen, in Frage stand sowie als Drohgebärde diente und jetzt als großes und gutmütiges Entgegenkommen des DFB initiiert wird, wirkt geradzu grotesk und peinlich - gerade weil das Thema noch nicht abgeschlossen ist. Garantiert werden Verband und Politik die Drohkulisse „Stehplätze“ gegenüber den Fans an der einen oder anderen Stelle wieder aufbauschen.  Apropos Drohkulisse: Auch die Zuwendungen an Fan-Projekte die von Vereinsseite um 50 Prozent erhöht werden sollen (und von Länder sowie Kommunen gleichzeitig gesenkt) dient scheinbar auch nur als Schwurgeschäft: Geld gibt es nur für die Loslösung von pyrotechnischen Aktionen und deren Initiatoren.

Harte Linie heißt das Motto der Verantwortlichen: So soll die Dauer von Stadionverboten von bislang drei auf fünf Jahre, in besonders extremen Ausnahmefällen sogar zehn Jahre erweitert werden. Und jeder noch so kleine Funke in den Kurven soll massiv bestraft werden. Damit ist die Hoffnung der Faninitiativen jemals das kontrollierte Abbrennen von Pyrotechnik zu ermöglichen oder wenigstens darüber zu diskutieren gestorben. Eine Diskussion seitens der Verbandsverantwortlichen ist nicht gewollt, auch wenn dies Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball vollmundig mit den Worten „Dialog und Kommunikation bleiben immer die Grundlage unseres Handelns“ in einer DFB-Pressemitteilung erklärt. Denn bei den wichtigen Entscheidungen bleiben die Fans außen vor. Was zählt ist das Geschäft und nicht die Stimme der Fans. Adieu Fankultur – willkommen kommerzielle Popcorn- und Showkultur.

Bild: > Fandemo zum Erhalt der Fankultur in Berlin 2010

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