1. FC Lok Leipzig feiert in Chemnitz den Aufstieg, Polizeiauftritt als Wermutstropfen

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Aufstieg in die Regionalliga Nordost! Wie lange haben die Fans des 1. FC Lokomotive Leipzig auf diesen Moment warten müssen? Eine gefühlte Ewigkeit! Endlich warten wieder richtig knackige Duelle auf die Jungs aus Probstheida. Gegen den 1. FC Magdeburg, den FC Carl Zeiss Jena und RB Leipzig. Zudem stehen gleich drei Fahrten nach Berlin auf dem Programm. Kein Wunder, dass unter den rund 2.500 mitgereisten Lok-Fans riesige Euphorie herrschte. Ein echter Wermutstropfen war am Samstagnachmittag allerdings die Polizei, die bereits 15 Minuten vor Abpfiff mit aufgesetzten Helmen Stellung vor der Gästekurve bezog.

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Aufstieg in die Regionalliga Nordost! Wie lange haben die Fans des 1. FC Lokomotive Leipzig auf diesen Moment warten müssen? Eine gefühlte Ewigkeit! Endlich warten wieder richtig knackige Duelle auf die Jungs aus Probstheida. Gegen den 1. FC Magdeburg, den FC Carl Zeiss Jena und RB Leipzig. Zudem stehen gleich drei Fahrten nach Berlin auf dem Programm. Kein Wunder, dass unter den rund 2.500 mitgereisten Lok-Fans riesige Euphorie herrschte. Ein echter Wermutstropfen war am Samstagnachmittag allerdings die Polizei, die bereits 15 Minuten vor Abpfiff mit aufgesetzten Helmen Stellung vor der Gästekurve bezog.

„Kein einziger Knaller, das ist ein Ding...“, so meinte ein Polizist zu seinem Kollegen rund drei Stunden zuvor. Völlig friedlich verlief nämlich der Fanmarsch der Anhänger des 1. FC Lok vom Chemnitzer Hauptbahnhof zum Stadion an der Gellertstraße, in dem normalerweise der Chemnitzer FC aufläuft. Zwischenfälle waren keine zu vermelden. Trotz einer Stunde Warten (inklusive Polizeikette) vor dem Bahnhofsgebäude, trotz Sonne, Anspannung und Alkoholkonsum bei dem einen oder anderen Lokisten. Die Laune verderben lassen wollte man sich nicht. Lautstark und voller Vorfreude zogen die mit der Bahn angereisten Fans gegen 11:30 Uhr in Richtung Stadion.

Auf dem Programm stand ein echtes Aufstiegsduell. Der VfB Fortuna Chemnitz empfing die Blau-Gelben aus Leipzig. Apropos: In Blau-Gelb spielen auch die Fortunen, die zu DDR-Zeiten als BSG Motor Fritz Heckert bekannt waren. Gegen Lok überließ man jedoch den Gästen ihre Stammkleidung, die Chemnitzer liefen mit leuchtend orangen Trikots auf. Eine interessante Farbkonstellation auf dem grünen Rasen. Eine Gegenüberstellung, die man sonst nur vom Länderspiel Brasilien gegen Holland kennt.

Da das heimische Stadion an Chemnitztalstraße zu klein ist, zog die Fortuna kurzerhand in die Spielstätte der Himmelblauen um. 3.319 zahlende Zuschauer sollen es gewesen sein, die gestern Nachmittag bei schönstem Sonnenschein den Weg auf die Ränge gefunden haben. Gefühlt waren es weitaus mehr. Der Gästeblock war brechend voll. Ebenfalls gefüllt waren die Sitzplatztribüne und eine weitere Stehkurve. Schätzungsweise rund 2.500 Leipziger unterstützten ihr Team aus allen Ecken des Stadions beim durchaus schweren Auswärtsspiel.



Dass Fortuna Chemnitz die Aufgabe wirklich ernst nahm, war bereits kurz nach Anpfiff zu sehen. Als gleichwertiger Gegner machten die Gastgeber der Loksche das Leben anfangs schwer und erspielten sich durchaus gute Möglichkeiten. Ganz andere Dinge beschäftigte indes der Fortuna-Nachwuchs, der von unten neugierig das Stadion inspizierte. „Warum haben die eigentlich keine Anzeigetafel?“, fragte einer der Kids seinen Kumpel. „Ist doch eine da. Guck. Eine Null und noch eine Null. Unten stehen schon die Eins und die Zwei...“, „Ha ha, da ist nichts voll elektronisch. Also ist das keine!“



Richtig. Im Stadion an der Gellerstraße stammt noch so einiges aus alten Zeiten. Bei Gästefans und Groundhoppern ist diese Sportstätte durchaus beliebt, weil sie so schön „old school“ ist. Echte unüberdachte Stehplatzränge. Fußballschauen ohne viel Schnickschnack. Genauso wie in Probstheida.

In der Pause dann die große Überraschung. Holstein Kiel lag bei den kleinen Wölfen mit 0:3 zurück. Da konnte der mit dem 1. FC Lok befreundete Hallsche FC spielen wie er wollte. Dem HFC-Aufstieg in die 3. Liga schien nichts mehr im Weg zu stehen. Dass die Roten Bullen indes noch eine weitere Regionalligasaison dran hängen müssen, stand bereits vor dem Spieltag fest. Was aus Lok-Sicht jetzt nur noch fehlte, war ein Tor. Zwar hätte auch ein 0:0 genügt, doch im Falle eines Sieges der Gastgeber, wäre die Fortuna in die reformierte Regionalliga Nordost aufgestiegen.

Mit weitaus mehr Dampf setzten die Gäste in der zweiten Halbzeit die Partie fort. Zwei Schippen Kohle drauf und los ging´s. Bissig und offensiv ging es nun zu Werke. Sebastian Seifert brachte sogleich über links den Ball rein und der Schuss von Rico Engler wurde zur Ecke geklärt. Nur vier Minuten später war es Rico Engler selbst, der über die linke Seite ordentlich Druck machte. Im Gegenzug verfing sich ein Fortuna-Freistoß in der Leipziger Abwehrreihe. In der 55. Minute lag den Chemnitzern bereits der Torjubel auf den Lippen, doch der Kopfball konnte von Lok-Keeper Gäng sicher gehalten werden.
Wenig später floss Blut. Fortuna-Spieler Kenny Schmidt wurde von Kevin Kittler am Kopf getroffen. Einige Zeit musste Schmidt an der Nase behandelt werden. Blut abgewischt, Nasenloch zugestopft und weiter ging´s.

Lok machte weiter Druck. Chemnitz hielt zwar weiter gegen, doch das erste Tor des Tages schossen die Leipziger schließlich in der 66. Minute. Und was für eins! Der zuvor eingewechselte Marcus Brodkorb zirkelte den Ball von schräglinks über den Keeper hinweg ins obere Eck. 1:0 für die Loksche. Es gab kein Halten mehr. „Nie mehr Oberliga, nie mehr, nie mehr!“ Der Klassiker wurde angestimmt. Als nur fünf Minuten später Jens Werner mit einem genialen Freistoß zum 2:0 nachlegte, war der Aufstieg quasi in trockenen Tüchern.

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Wenig später zeigte schließlich auch die Polizei Präsenz. Ob sie einfach nur mitfeiern wollte, blieb ungeklärt. Immerhin waren die Helme bereits aufgesetzt, was eher vermuten ließ, dass keine Spaßfraktion zu erwarten war. Dazu die Durchsage des Stadionsprechers, dass für alle Leipziger nur der Zug um 16:32 Uhr zu Verfügung stehe. Die Stimmung drohte zu kippen. Fans, die auf dem Zaun saßen, wurde Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. Eins war klar: Ein Platzsturm, egal ob vollkommen friedlich oder nicht, sollte mit allen Mitteln verhindert werden. Ordner wurden abgerückt, stattdessen bezogen die polizeilichen Einsatzkräfte massiv Stellung.

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„Fußballfans sind keine Verbrecher!“ und „Ihr seid so lächerlich!“, ertönte es nun aus der Leipziger Kurve. Kurz nach Abpfiff regnete es Pyrotechnik. Bengalos, die zum Feiern gedacht waren, wurden nun in Richtung Polizeikette geworfen. Getroffen wurde auch ein Spieler, der zum Abklatschen bzw. Schlichten an den Zaun kam. Wieder hatte man das Gefühl, das Ganze könnte noch einmal komplett kippen. Ein paar harte Jungs rissen bereits bedenklich an einem Tor zum Innenraum, doch Fanbeauftragte und daneben stehende Fans taten ihr bestes und beruhigten die Gemüter. Die beste Tat kam von den Spielern, denn diese ließen sich nicht von der behelmten Polizei beirren und feierte – nachdem die Bengalos auf dem Rasen langsam erloschen - mit den Fans ausgelassen am Zaun.

Nach einigen Minuten kam schließlich auch der von den Fans herbeigerufene Trainer des 1. FC Lok zur Kurve. Willi Kronhardt hatte sich in Probstheida ein Denkmal gesetzt und wurde ausgiebig gefeiert. Zurecht, wenn man bedenkt, wie schlecht Lok Leipzig noch im Herbst letzten Jahres dastand.

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Der 1. FC Lokomotive Leipzig hat nun das geschafft, was die meisten ihm niemals zugetraut hätten: Den Sprung nach oben. Plötzlich steht die Loksche sportlich wieder auf einer Stufe mit dem Stadtrivalen RB Leipzig. So kann es kommen. Statt des Durchmarschs verharren die Rasenballisten in der Regionalliga. Die Stadt Leipzig darf sich nun in der kommenden Saison auf zwei knackige Derbys freuen. Zudem wird sich manch ein Politiker fragen, ob manch eine Entscheidung in der Vergangenheit richtig war. Die Roten Bullen als Leipzigs Nummer eins? Gut möglich, dass die Loksche weiter nach vorne dampft und den Bullen eins vor die Hörner gibt.

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Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Lokomotive Leipzig

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