Todesangst: Hertha BSC nach Match gegen Fortuna ein schlechter Verlierer?

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Große Worte werden am Tag nach dem Relegationsspiel zur ersten Bundesliga zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC bewegt, um die eigene Sichtweise zu definieren. So spricht der Anwalt der Berliner Hertha von einer Mannschaft, die mit Todesangst leichenblass in der Kabine saß und nur auf das Spielfeld zurückkehrte, um ein Blutbad zu verhindern. Als neutraler Beobachter kann man dies schwer berurteilen, ob dies Übertreibung oder Wahrheit ist. Zwar kann keiner in die Köpfe der Spieler und der Hertha-Strategen schauen - es geht immerhin um ein Millionengeschäft - aber neutrale Interpretationen und Meinungen zum gestrigen Fußballabend sind zugelassen. Auch dazu, ob nicht auch die Düsseldorfer Spieler ein Anrecht auf den Begriff "Todesangst" haben, immerhin mussten sie vor den Pyro werfenden und massiv von Polizei eingekesselten Fans aus Berlin spielen.

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Große Worte werden am Tag nach dem Relegationsspiel zur ersten Bundesliga zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC bewegt, um die eigene Sichtweise zu definieren. So spricht der Anwalt der Berliner Hertha von einer Mannschaft, die mit Todesangst leichenblass in der Kabine saß und nur auf das Spielfeld zurückkehrte, um ein Blutbad zu verhindern. Als neutraler Beobachter kann man dies schwer berurteilen, ob dies Übertreibung oder Wahrheit ist. Zwar kann keiner in die Köpfe der Spieler und der Hertha-Strategen schauen - es geht immerhin um ein Millionengeschäft - aber neutrale Interpretationen und Meinungen zum gestrigen Fußballabend sind zugelassen. Auch dazu, ob nicht auch die Düsseldorfer Spieler ein Anrecht auf den Begriff "Todesangst" haben, immerhin mussten sie vor den Pyro werfenden und massiv von Polizei eingekesselten Fans aus Berlin spielen.

Aber beginnen wir am Anfang: Nach dem 2:1 Hinspielsieg von Fortuna Düsseldorf vergangene Woche standen die Zeichen für die rot-weißen ganz klar in Richtung Aufstieg - und das nach 15 Jahren Abstinenz. Das Rückspiel in der Düsseldorfer Arena vor 51.000 Zuschauern begann furios und zwar mit dem Führungstreffer vom Düsseldorfer Beister nach 25 Sekunden. Fortuna stand Kopf und Hertha BSC drängte auf den Ausgleich, der in der 22. Spielminute durch einen Kopfball durch Ben-Hatira gelang. Noch ein Tor für die Berliner und das Hinspiel wäre egalisiert. Das Tor machten aber die Düsseldorfer in einem insgesamt ausgeglichenen Spiel. Nachdem der Berliner Ben-Hatira in der 54. Spielminute die Gelb-Rote Karte sah, folgte kurz darauf die Düsseldorfer Führung durch Jovanovic in der 59. Spielminute.

Herthas Anhänger sahen nun alle Hoffnungen auf einen Verbleib in der ersten Liga schwinden und zündeten Böller und Bengalos. Auch die Düsseldorfer Fans brannten ihr Freudenfeuer ab, aber anders als die Berliner entsorgten sie ihre Pyroshow nicht auf dem Spielfeld. Da die Leuchtfeuer der Hertha-Fans den Spielbetrieb massiv einschränkten, unter anderem fingen Werbebanden Feuer, wurde das Spiel für rund fünf Minuten unterbrochen, was im Endeffekt für eine Nachspielzeit von rund sieben Minuten sorgte.

Der weitere Spielverlauf gestaltete sich mühsam. Fortuna brauchte nicht und Hertha konnte nicht. In der 85. Spielminute kamen die Berliner durch Raffael trotzdem zum Ausgleich - was die Fans aus der Hauptstadt mit ordentlichem Pyro-Getöse honorierten, um die eigene Mannschaft zu motivieren, aber auch um den Gegner einzuschüchtern. Bedrohlich wirkte das Szenario vor dem Gästeblock schon in den Minuten davor: Ordner und behelmte Polizisten positionierten sich vor dem Block und an der Seitenlinie, um für Ruhe zu sorgen, trotzdem qualmte und knallte es in der nord-östlichen Ecke des Stadion. Dazwischen versuchten die Spieler aus Düsseldorf das Spiel zu ihrem Gunsten zu Ende zu führen.

Die Nachspielzeit von sieben Minuten begann mit einer drückenden Hertha und einer konternden Fortuna. Und hätte der Düsseldorfer Jovanovic in der fünften Minute (90 + 5:33) freistehend vor Thomas Kraft den Ball im Netz versenkt, dann würde heute keiner mehr über die Geschehnisse von gestern reden und diese schon gar nicht ins Negative ziehen. Kraft hielt aber und setzte gerade zum Abschlag aus, als einige hundert Düsseldorfer Fans (keine Hooligans und keine Randale wie die ARD und manch andere Medien es den Zuschauer weiß machen wollen) das Feld stürmten und den "angeblichen" Aufstieg feierten. Aber noch war das Spiel nicht offiziell beendet - es fehlten noch 90 Sekunden der offiziellen Nachspielzeit. Kaum zu glauben aber wahr, die Düsseldorfer schafften es das Spielfeld innerhalb von 20 Minuten wieder zu räumen und das Spiel konnte tatsächlich wieder angepfiffen werden. Es endete beim Stand von 2:2 und mit einem zweiten Platzsturm der Fans.

Nach 15 Jahren ist Fortuna Düsseldorf wieder in der ersten Liga, wenn auch Verein und Stadt dies sich in anderer Weise gewünscht hätten. Und Hertha BSC ist abgestiegen, obwohl ja noch nicht so ganz. Fans und Verein hoffen die Partie noch gerichtlich für sich zu entscheiden. So denkt der Klub noch über einen Einspruch der Wertung des Spiels nach, unter anderem weil die Spieler unter "Todesangst" in die letzten 90 Sekunden der Verlängerung gehen mussten. Sicherlich kaum vorstellbar das Szenario hätten die Berliner das Siegtor noch erzielt. Wie schon oben geschrieben: Beurteilen lässt sich das Ganze nicht, sah man aber das Interview des Hertha-Spielers Christian Lell, das er der ARD nach offiziellem Ende der Partie gegeben hat, ist von einer "Todesangst" und "Leichenblässe" nicht viel zu sehen. Völlig locker beantwortete er die Fragen bis zu dem Zeitpunkt als der Pressesprecher der Berliner ihn live vor der Kamera aus der Mixed Zone beförderte. Jeder mag für sich diese Situation interpretieren, genauso die Tatsache, ob nicht auch die Düsseldorfer Spieler eine "Todesangst" in der Berliner Pyroshow und dem Polizeiaufgebot begründen könnten. Aber andersrum gefragt: Hätten die Berliner Fans den Platz gestürmt oder hätte die Pyro-Aktionen zur Niederlage der Fortuna geführt, hätten sich dann auch die Düsseldorfer Verantwortlichen alle Mühe gegeben, das Spiel auf gerichtlichen Weg für sich zu entscheiden?
 
Beantworten lässt sich das nicht. Viel wenn und aber. Aber eines ist klar: Wir von turus.net sind neutral in Bezug auf die Aktionen der Fans von beiden Seiten, aber nicht in Bezug auf die Berichterstattung der Medien. Die ARD als übertragenes Medium der Partie zeigte einmal mehr mit der Kommentatoren- und Moderatoren-Kombo Beckmann, Scholl und Bartels ihre Behäbigkeit und Unwissenheit. Da war schnell von Hooligans, die das Feld stürmen, Krawalle sowie schweren Ausschreitungen die Rede. Am Ende uferte es zu einem Skandalspiel aus, das der deutsche Fußball noch nie gesehen hat. Die Fakten sprechen über solche großen Begriffe sprechen eine andere Sprache: Es wurde Pyro gezündet und der Platz gestürmt. Bilanz der Düsseldorfer Polizei während des Spiels und den anschließenden Feierlichkeiten: 8 Körperverletzungen, 8 Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz, 1 Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, 17 Strafanzeigen, 8 freiheitsentziehende Maßnahmen. Hätte die Pitch-Invasion nach dem offiziellen Ende stattgefunden, hätte kein Medium nur einen Pieps darüber verloren und der Rauch wäre schnell verflogen.

So muss Fortuna Düsseldorf um den Aufstieg bangen, denn alles was im Sportrecht Rang und Namen hat will nun mitreden und auch der DFB-Kontrollausschuss ermittelt inzwischen. Eine hohe Strafe ist wahrscheinlich vor allem wenn man die Vorkommnisse mit denen im DFB-Pokalspiel zwischen Borussia Dortmund und Dynamo Dresden vergleicht, bei dem die Dresdener Anhänger es ordentlich krachen lassen haben und der Verein mit einer Geldstrafe von 100.000 Euro und einem Geisterspiel (vorher Pokalausschluss-Drohung) davon kam. So wird eine saftige Geldstrafe sowohl Hertha BSC und auch Fortuna Düsseldorf treffen, auch ein Geisterspiel für die Fortuna ist wahrscheinlich. Aber auch ein Wiederholungsspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit wäre möglich - aus Sicht der Fortuna bestimmt kein optimales Szenario.  

Unsere Frage zu Beginn an unsere Leser: Ist Hertha BSC nach Match gegen Fortuna Düsseldorf ein schlechter Verlierer oder doch nicht?

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