Fußballerlebnis ohne Schnickschnack: Babelsberg gegen Rot-Weiß Erfurt

MB Updated

Man mag zu den politisch eher links eingestellten Anhängern des SV Babelsberg 03 stehen wie man mag, doch eine Sache steht fest: In Babelsberg kann man Fußball erleben ohne viel Drumherum. Bereits der Weg vom S-Bahnhof zum Karl-Liebknecht-Stadion hat etwas. Am Spätkauf noch ein Fläschchen Bier gekauft, und auf geht’s gen Karli. Ein Hauch von England. Als Fußballfan marschiert man durch ein Wohngebiet mit kleinen Häusern, Geschäften, Kneipen und Cafés und nicht über eine planierte Fläche, die eher einem Gewerbegebiet ähnelt. Kein Stadion auf dem Acker, keine sterile Arena – das ist Babelsberg 03.

altMan mag zu den politisch eher links eingestellten Anhängern des SV Babelsberg 03 stehen wie man mag, doch eine Sache steht fest: In Babelsberg kann man Fußball erleben ohne viel Drumherum. Bereits der Weg vom S-Bahnhof zum Karl-Liebknecht-Stadion hat etwas. Am Spätkauf noch ein Fläschchen Bier gekauft, und auf geht’s gen Karli. Ein Hauch von England. Als Fußballfan marschiert man durch ein Wohngebiet mit kleinen Häusern, Geschäften, Kneipen und Cafés und nicht über eine planierte Fläche, die eher einem Gewerbegebiet ähnelt. Kein Stadion auf dem Acker, keine sterile Arena – das ist Babelsberg 03.

Genug der Lobhudelei. Doch eine Sache ist noch erwähnenswert. Der Gästebereich könnte besser nicht sein. Kein away-Winkel auf dem obersten Rang, kein Sicherheitstrakt in der letzten Ecke des Stadions. Nein, ein Stehbereich wie er sich gehört. Als Gästefan steht man gefühlt nur wenige Zentimeter hinter dem Tor. Nur blöd, wenn Fans und Ultras den Zaun komplett mit Transparenten und Fahnen zu hängen. Nach dem Umbau in der Sommerpause hat der Gästebereich des Karl-Liebknecht-Stadions sogar einen Sitzplatzbereich. Nicht übel! Ja, die ganze Sache ist ein wenig old school, aber nicht muffig oder schäbig.

altAm Dienstagabend war der FC Rot-Weiß Erfurt zu Gast bei den Filmstädtern. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn bildete sich sogar eine Schlange vor den Kassen. Gut gelaunte Thüringer waren angereist. Erfurter, denen noch der 3:0-Sieg gegen den Erzrivalen Carl-Zeiss Jena ins Gesicht geschrieben war. Gut gelaunt waren auch die Ordner. Selten sieht man solch einen freundlichen, entspannten Einlass in einem Gästebereich. Sogar als bei einem Erfurter Fan sage und schreibe ein Taschenmesser zum Vorschein kam, blieb der Ordner freundlich. Das Messer wurde abgenommen, und trotzdem durfte der Fan ins Stadion. Woanders hätten gleich die Handschellen geklickt.

Das Spiel wurde bereits angepfiffen, da standen noch Erfurter Fans draußen. Kein Wunder, dass in einem Ticker von 200 Erfurtern die Rede war. Tatsache ist, es waren wohl doppelt so viel. Ein bisschen Stau gab es auch auf Babelsberger Seite. Erstaunlich bei einer Zuschauerzahl von 3.500. Die Zahl klingt nicht berauschend und erinnert an Burghausen, Unterhaching oder Heidenheim. Das Tolle am Karl-Liebknecht-Stadion: Auch mit 3.500 Fußballfreunden kann dort schon gute Atmosphäre herrschen. Die Nähe zwischen Gästebereich und den Fans und Ultras des SVB 03, die auf der Geraden stehen, ermöglicht zudem einen regen Gesangs- und Meinungsaustausch.

altKurz vor Anpfiff präsentierte das Babelsberger Filmstadtinferno eine nette Choreographie: „Graswurzelbewegung zu Babelsberg“. Zudem: „Das Unkraut wurde jäh vernichtet. Der Garten ist nun angerichtet. Wir sind so klein und doch so groß. Auf die Zukunft, fertig, los!“ Grün die Wiese, gelb die blühenden Blumen. Frischer Wind im Karl-Liebknecht-Stadion. Ausgemistet der Karnickelstall, fröhlich hoppeln die Hasen.
Auf Erfurter Seite gab es Fahnen und einen 90-minütigen Dauergesang. Kurzum: Eine nette Atmosphäre für eine Drittligapartie. Wie der Stadionsprecher vor dem Spiel betonte: Rot-Weiß Erfurt ist in Babelsberg bereits Dauergast. Bereits zum sechsten Mal waren heute die Thüringer seit 1997 vor Ort im Karli. Gewinnen konnten sie erst einmal, und zwar beim 4:1-Auswärtssieg in der Regionalligasaison 1998/99.

altDaran sollte sich am heutigen zweiten Spieltag der 3. Liga nichts ändern. Und das, obwohl die Gäste in einer ausgeglichenen Partie gar nicht mal so übel spielten. Tore schossen allerdings nur die Hausherren. Drei an der Zahl – alle in der zweiten Halbzeit. Den ersten Gegentreffer steckten die Erfurter Anhänger noch recht locker weg, beim zweiten Treffer wurden sie dagegen recht sauer. Vorbei war es mit der guten Stimmung. Nach einer Notbremse musste Erfurts Thomas Ströhl mit Rot vom Platz. Manch einer rechnete mit einem Elfer, doch es gab Freistoß kurz vor dem Sechzehner. Den Babelsbergern war es egal, das Ding ging so oder so rein. Florian Grossert war der Torschütze. In der 87. Minute legte Mickael Nelson gar mit seinem Tor zum 3:0 nach. Festtagstimmung auf Babelsberger Seite, Ernüchterung beim Erfurter Anhang. Ab mit den Transparenten.

altDie Fußballfans von Rot-Weiß Erfurt und Babelsberg 03 eint mit Sicherheit nicht viel, doch einig war man sich in der 65. Minute. „Pro Banner – Contra DFB“, ein Transparent mit dieser Aufschrift wurde beim Babelsberger Anhang gezeigt. Prompt antworteten die Erfurter Fans mit „Scheiß DFB“ und „Fußballfans sind keine Verbrecher, gegen alle Stadionverbote!“.
Nicht ganz so locker ging es nach Abpfiff zu. Verbalattacken von beiden Seiten. Ein Anhänger der Babelsberger hatte sogar einen Hormonüberschuss, stellte sich ganz frech in den Pufferblock und provozierte mit angedeuteten Masturbationsbewegungen. Für manch einen Erfurter war dies zu dreist. Trotz der Ordner waren ein paar Jungs drauf und dran über den Zaun zu klettern, was wiederum die Brandenburger Polizei auf den Plan rief. Für Faxen war heute nicht der Tag, ohne weitere Diskussionen musste der Erfurter Anhang den Gästebereich zügig verlassen.

altWas es sonst aus Babelsberg zu berichten gibt? Erwähnenswert vielleicht ein Spruchband, das die Babelsberger Fans und Ultras auf der neuen Hintertortribüne zeigten: „Auch bei neuen Zivis gilt: Wer mit Bullen quatscht, wird gekillt!!“
Harte Sitten in der Filmstadt. Sei es drum, ein Fußballbesuch ist Babelsberg allemal wert. Man muss ja nicht gleich ein Pläuschchen mit den zivilen Einsatzgruppen halten...

> zur turus-Fotostrecke: SV Babelsberg 03

> zur turus-Fotostrecke: FC Rot-Weiß Erfurt

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