Fortuna Köln: Ende der 3.368 Tage andauernden Durststrecke

MB Updated

26 Jahre lang in der 2. Bundesliga. Der SC Fortuna Köln war so etwas wie der Inbegriff der Zweitklassigkeit. Wer erinnert sich nicht an die Spiele im Kölner Südstadion? Anfang der 90er. Freitagabend unter Flutlicht. Am besten an einem nebeligen, verregneten Novembertag. Rund 1.000 Zuschauer. Gegen den VfB Leipzig, Hertha BSC, Waldhof Mannheim oder den 1. FSV Mainz 05. Auf Höhe der Mittellinie auf der Stehgeraden das wackere Häufchen Fortuna-Fans, die vehement versuchten, südländische Stimmung ins Stadion zu bringen. Sichwort: Fortuna Eagles Supporters - die Ultras der Fortuna. Meine Erinnerungen verblassen allerdings. Im Geiste gab es bei Fortuna Köln immer Nieselregen, Flutlichtspiele, müdes Gekicke und leere Ränge.

26 Jahre lang in der 2. Bundesliga. Der SC Fortuna Köln war so etwas wie der Inbegriff der Zweitklassigkeit. Wer erinnert sich nicht an die Spiele im Kölner Südstadion? Anfang der 90er. Freitagabend unter Flutlicht. Am besten an einem nebeligen, verregneten Novembertag. Rund 1.000 Zuschauer. Gegen den VfB Leipzig, Hertha BSC, Waldhof Mannheim oder den 1. FSV Mainz 05. Auf Höhe der Mittellinie auf der Stehgeraden das wackere Häufchen Fortuna-Fans, die vehement versuchten, südländische Stimmung ins Stadion zu bringen. Sichwort: Fortuna Eagles Supporters - die Ultras der Fortuna. Meine Erinnerungen verblassen allerdings. Im Geiste gab es bei Fortuna Köln immer Nieselregen, Flutlichtspiele, müdes Gekicke und leere Ränge.

Der SC Fortuna Köln. Das war für mich eine echte Hass-Liebe. Als fußballverrückter 18-jähriger Berliner mit einem dreijährigen Wohnsitz im Rheinland wollte ich fußballtechnisch alles mitnehmen, was in NRW so ging. Am Samstag 1. Bundesliga. 1. FC Köln, Bayer 04 Leverkusen oder eine Auswärtspartie auf Schalke, in Dortmund oder Düsseldorf. Der Sonntag war meist geprägt von Drittligapartien. Viktoria Köln (zwischenzeitlich Preußen Köln) oder ein Amateurspiel von Bayer 04 II im kleinen Haberlandstadion. Am Freitagabend war Zweitligazeit. Es konnte auch schon mal die Partie Wuppertaler SV – Hertha BSC sein, doch in der Regel war Fortuna Köln eine sichere Bank. Fortuna spielte gefühlt immer am Freitag. Für mich ein kurzer Anfahrtsweg, das machte die Sache am Freitag nach der Arbeit leicht.

altBei Fortuna Köln hatte man das Gefühl, es würde alles auf immer und ewig so bleiben. Das Dauerabo für die 2. Bundesliga war ausgeschrieben bis zum Jahre 2135. Mindestens. Und der Vorsitzende und Mäzen Jean Löring würde ebenso immer dort am Ruder sitzen. Eine Fortuna ohne Löring? Eine 2. Liga ohne Fortuna Köln? Das war undenkbar. Ich war längst zurück in Berlin, als Fortuna Köln kurzzeitig aus dem Muff der Kölner Südstadt herauskam. In der Saison 1998/99 spielte Fortuna mit dem 1. FC Köln in einer Liga. Fortuna nutzte die Gelegenheit und frühstückte in beiden Zweitligapartien den großen Rivalen aus Müngersdorf ab.
41.000 Zuschauer sahen am neunten Spieltag im Müngersdorfer Stadion einen 4:2-Sieg, bei dem Brdaric zweimal für Fortuna traf. Apropos: Das damalige Trainerduell hieß Schumacher gegen Schuster. Am 26. Spieltag waren es 32.000 Zuschauer, die ein klares 3:0 der Fortuna sahen. Westerbeek, Spanier und Schütterle trafen den Geißbocken mitten ins Herz. Am Ende der Saison schaffte Fortuna ganz knapp den Klassenerhalt vor Fortuna Düsseldorf, der SG Wattenscheid 09, KFC Uerdingen 05 und dem FC Gütersloh, die allesamt den bitteren Weg in die Drittklassigkeit antreten mussten. Dem 1. FC Köln gelang nicht der direkte Wiederaufstieg und somit gab es in der Saison 1999/2000 nochmals zwei knackige Kölner Derbys.

altEs war die Saison, in der sich die Wege der beiden Kölner Vereine trennten. Der 1. FC Köln stieg am Ende der Spielzeit als Tabellenführer auf, Fortuna Köln stieg als Tabellensechzehnter in die Regionalliga ab. Am neunten Spieltag schlugen die Geißböcke vor 38.000 Zuschauern die Südstädter glatt mit 3:0 und revanchierten sich somit für die beiden Pleiten in der Saison zuvor. Im Rückspiel war es allerdings noch einmal Fortuna, die ein Achtungszeichen setzte. Mit 4:1 schlugen sie den großen Rivalen im Müngersdorfer Stadion vor 34.000 Zuschauern. Younga-Mouhani gelangen damals zwei Tore. Später führten ihn seine Wege nach Burghausen, zu Rot-Weiss Essen und zum 1. FC Union Berlin.
Für Fortuna Köln hieß es: Willkommen in der Regionalliga Nord! Sportlich blieb Fortuna zunächst am Ball und belegte am Ende der Spielzeit 2000/01 den vierten Rang hinter Union Berlin, Babelsberg 03 und dem VfB Lübeck. Eine Katastophe wurde die kommende Saison. Magere 26 Punkte wurden während der gesamten Spielzeit eingefahren, nur sechsmal ging Fortuna als Sieger vom Platz. Das Spiel gegen den VfL Osnabrück am 34. Spieltag sollte das letzte Regionalliga-Spiel für die Fortunen für über neun Jahre werden. Vor 1.200 treuen Fans gab es zum Abschied eine 1:3-Niederlage. Gaitan erzielte in der 48. Minute das Abschiedstor...

Der Absturz wurde immer bitterer. Der SC Fortuna geriet in arge finanzielle Schieflage. Das Kölner Urgestein Löring erkrankte schwer und verstarb am 06. März 2005. Sein Lebenswerk drohte komplett auseinanderzubrechen. Noch vor seinem Tod zog sich Fortuna im Januar 2005 aus dem Spielbetrieb der Oberliga Nordrhein zurück. In der gesamten Hinrunde konnten nur drei magere Pünktchen eingefahren werden.

Es folgten eine große Spendenaktion und ein Benefizspiel gegen den 1. FC Köln (10:0 für den FC vor 6.350 Zuschauern). Der Spielbetrieb der Fortuna war vorerst gerettet. 2005/06 wurde in der Verbandsliga Mittelrhein gespielt. Rund 400 Zuschauer verfolgten im Schnitt die Heimspiele – nicht schlecht für einen Verbandsligisten! Nach dem siebten Platz in der Saison 2005/06 und dem neunten Platz in der Saison 2006/07 folgte 2007/08 der zweite Rang. Am letzten Spieltag hätte Fortuna sportlich mit einem Sieg gegen den VfL Leverkusen alles klar machen können, doch die Kölner kamen nicht über ein 1:1 hinaus. Da die Leverkusener jedoch nicht die Lizenz bekamen, rückte Fortuna Köln in die neu geschaffene NRW-Liga nach. Der erste Aufstieg nach 35 Jahren! Zur Erinnerung: 1973 stieg Fortuna Köln in die 1. Bundesliga auf. Nach einem Jahr Erstligaabenteuer folgten die besagten 26 Jahre zweite Liga.

altMit neuem Schwung ging es in die NRW-Liga-Saison 2008/09. Immerhin gab es nun wieder Duelle gegen Westfalia Herne, den Bonner SC, die Sportfreunde Siegen und die SG Wattenscheid 09. 863 Fans besuchten die Heimspiele im Stadion Süd. Nur die Sportfreunde Siegen (1.540) und der Bonner SC (1.012) konnten bessere Zahlen verbuchen. Auswärts zog Fortuna sogar die zweitmeisten Zuschauer an (nach Westfalia Herne). Am Ende der Saison sprang der neunte Rang heraus, die Spielzeit 2009/10 wurde anschließend mit einem 15 Platz beendet. Messerscharf schlitterte Fortuna am Abstieg vorbei. Nur die um zwei Törchen bessere Tordifferenz sorgte dafür, dass der VfB Hüls und nicht die Fortuna absteigen musste.
Grund zum Jubeln gab es am Ende der zurückliegenden Spielzeit. Gemeinsam mit Rot-Weiss Essen geht es eine Etage höher. Sportlich belegte Fortuna nach dem 34. Spieltag zwar nur den dritten Platz, doch da der Tabellenzweite Germania Windeck keine Lizenz beantragt hatte, spielen nun die Kölner in der Regionalliga West.

Welcome back, Fortuna! Auf geht’s zu Eintracht Trier, zum Wuppertaler SV, zu den Sportfreunden aus Lotte, wieder nach Essen und zum 1. FC Köln – wenn auch nur zur zweiten Mannschaft. 7.300 zahlende Mitglieder sind noch bei Deinfussballclub registriert, 10.500 Personen waren es im Oktober 2009. Gut möglich, dass es wieder ein paar mehr Leute werden, die für einen Jahresbeitrag ein Mitspracherecht bei Transfers, Abschlüssen von Freundschaftsspielen, den Trikotfarben, Merchandising und anderen vereinsinternen Belangen haben...

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