Energie Cottbus - Union Berlin: Wie viel Freude bereitet eine Auswärtsfahrt?

MB Updated
"Wir sind nur zum feiern hier...", tönte es aus dem Gästesektor des Stadions der Freundschaft. Mit 2:4 musste sich der 1. FC Union Berlin geschlagen geben, doch die gute Laune ließen sich die rund 2.500 mitgereisten Berliner Anhänger nicht verderben. Der Klassenerhalt ist quasi  so oder so geschafft und das Berlin-Brandenburg-Duell war ein netter Ausklang zum Ende der Saison. Über 15.000 Zuschauer an einem Montagabend trotz Nieselregen, tolle Stimmung auf den Rängen und ein flottes Spiel auf dem Rasen? Was möchte man mehr?
 
alt"Wir sind nur zum feiern hier...", tönte es aus dem Gästesektor des Stadions der Freundschaft. Mit 2:4 musste sich der 1. FC Union Berlin geschlagen geben, doch die gute Laune ließen sich die rund 2.500 mitgereisten Berliner Anhänger nicht verderben. Der Klassenerhalt ist quasi  so oder so geschafft und das Berlin-Brandenburg-Duell war ein netter Ausklang zum Ende der Saison. Über 15.000 Zuschauer an einem Montagabend trotz Nieselregen, tolle Stimmung auf den Rängen und ein flottes Spiel auf dem Rasen? Was möchte man mehr?
 
Ja, was möchte man mehr? Eine Frage, die leicht zu beantworten ist. Die Antwort lautet: Etwas mehr Respekt von Seiten der Ordnungshüter. Logischerweise wurde die Begegnung von hunderten Polizisten abgesichert. Etliche Hundertschaften der Berliner Polizei wurden extra mit Mannschaftswagen herangefahren. Nach dem Spiel wirkte einiges wie eine Übung für den bevorstehenden 1. Mai. Nachrücken, absichern, aufschließen, in Vierergruppen stehen.
 
Ganz besonders wichtig nahm am gestrigen Abend die Bundespolizei die Aufgabe, den Cottbuser Hauptbahnhof abzusichern. Wie eine Trutzburg wurde der Bahnhof von den Einsatzkräften abgesichert. So weit, so gut. Alles andere als wünschenswert war der Umgangston mancher Bundespolizisten. Extrem forsch wurde auch zivilen Leuten erklärt, dass das Bahnhofsgebäude und die Zugänge gesperrt seien. Um auf andere Gleise zu gelangen, musste man durch eine Zugangskontrolle gehen. 

Jalteder Fußballfan sei ein potentieller Verbrecher - so mutete mal wieder das Verhalten der Ordnungshüter an. Gerechterweise muss betont werden, dass die Begleitung vom Stadion der Freundschaft zum Bahnhof recht entspannt verlief. Die Brandenburger und Berliner Polizei verhielt sich zurückhaltend und größtenteils freundlich. Weshalb allerdings an manchen Stellen schwarz vermummte Polizisten am dunklen Straßenrand zwischen Büschen verharrten, blieb ein Rätsel. 

Jeder, der mit der Bahn angereist war, musste durch das Nadelöhr am Cottbuser Hauptbahnhof. Egal, ob er mit dem "VIRUS-Sonderzug" oder mit dem normalen Regionalexpress fuhr. 
Eine Freude ist solch eine Abfahrt nicht. Unterschiede zwischen potentiellen jugendlichen Krawallmachern und ganz normalen Erwachsenen wurde nicht gemacht. Selbst freundliches Fragen wurde barsch entgegnet. Kurioserweise wurde auf dem Bahnsteig vergessen, einen Fahrstuhl "abzusichern". Die Fans, die diesen Fahrstuhl benutzten, um zum Regionalexpress zu gelangen, wurden in der Unterführung von überraschten und zugleich ruppigen Einsatzkräften mit Hund empfangen. 
"Was soll das?", fragte ein Fan. "Den ganzen Tag lang werden wir hier nur schlecht behandelt!" 

altAbsurderweise wirkte die Nervosität so groß, als wenn 4.000 schwarz gekleidete Ultras und Hooligans des 1. FC Köln oder der Frankfurter Eintracht angereist wären. Der Stempel war aufgedrückt und basta. Fans des 1. FC Union Berlin fallen in ein spezielles Raster, wenn gleich die Masse überaus entspannt und friedlich war.
Trotz einer 2:4-Niederlage im "brisanten Hassduell". Dass die Unioner über 90 Minuten lang und auch nach dem Spiel friedvoll ihr Team supporteten, spielte keine Rolle. 
Nur als Gruppe ging es zurück zum Bahnhof. Wer mit dem eigenen Fahrzeug angereist war, sollte sich "bei den Beamten am Lausprecherkraftwagen melden".

altDa stellen sich einige Fragen: Tut das Not? Werden nicht Fußballfans immer mehr zum Spielball? Muss man sich selbst als Medienvertreter anmotzen lassen? Müssen Fans teilweise wie hirnlose Idioten behandelt werden? Weshalb müssen sich Fans in einen halben Zug quetschen, obwohl die andere Hälfte so gut wie leer ist?
Ist es notwendig, dass zig Mannschaftswagen der Polizei extra aus Berlin herangekarrt werden? Haben die Stadt Cottbus und das Land Brandenburg nicht genügend Einsatzkräfte? Muss ein Polizeihubschrauber stundenlang über der Stadt schweben und Kerosin verbraten, obwohl unten eh so gut wie jede Straße gesichert ist? Wer bezahlt solche Einsätze? Der Steuerzahler! Also auch die Fußballfans selbst, die Tag ein Tag aus in der Woche ihrer Arbeit nachgehen.

altLogisch, Sicherheit ist wichtig. Ohne Polizei geht es nicht, doch ist die ganze Sache nicht ein Stück weit übertrieben?
Wo soll es hingehen? Was wünscht man sich? Nur noch personalisierte Tickets? Keine Gästefans mehr?
Fans, die sich Woche für Woche bei Auswärtsspielen schikanieren lassen müssen, haben irgendwann einmal schlichtweg "die Schnauze voll". Egal ob in Bielefeld, Paderborn oder Cottbus. Es ist höchste Zeit, mal wieder ein wenig umzudenken. Bei den Vereinen, bei der Polizei und bei den Politikern. Wer meint, es sei alles in Ordnung, kann sich ja mal die Sache vor Ort anschauen...

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