Verzögerung der BER-Eröffnung: Flughafen Berlin Tegel wird massiv ausgebaut

MB Updated
Tegel

TegelEr galt lange Zeit als vorbildliches Modell für einen großstädtischen Flughafen, der zeitgemäß, praktisch und sowohl beim Personal als auch bei den Reisenden überaus beliebt ist. Die Rede ist vom Flughafen Tegel. Kurz TXL. Auch wenn er nie so richtig ans öffentliche Nahverkehrsnetz angebunden wurde und nur mit dem Bus, dem Taxi oder dem eigenen PKW erreichbar ist, so haben ihn vor allem die Berliner fest ins Herz geschlossen. Sechseckig, praktisch, gut. Ein Terminalgebäude der kurzen Wege. Vom Check-in bis zum Flugzeug sind es an den Gates des Hauptgebäudes nur wenige Meter. Sicherheitscheck und Zoll inklusive.

TegelNicht wenige weinten dem TXL bereits dicke Tränen nach, weil dieser nach der Eröffnung des neuen Berliner Großflughafens „Willy Brandt“ in Schönefeld geschlossen werden sollte. Westberliner sind in doppelter Hinsicht traurig. Nicht nur aufgrund der Praktikabilität, sondern auch als eines der wichtigsten Wahrzeichen des Westteils der deutschen Hauptstadt wird der citynahe Airport von hunderttausenden Bürgern vermisst werden. Erst das Schöneberger Rathaus, dann der Fernbahnhof Zoo, nun der Flughafen Tegel. 

TegelEs gibt jedoch Hoffnung für sämtliche TXL-Liebhaber, die ihre Zuneigung inzwischen auch mit blauen Stoffbeuteln in aller Öffentlichkeit zeigen. Nicht nur, dass wegen der Verzögerungen auf der desaströsen Großbaustelle Schönefeld der Flughafen Berlin-Tegel vorübergehend weiter im Betrieb bleibt, viel mehr soll dieser Standort in der Tat großflächig erweitert werden. Man rechne damit, dass Tegel über das Jahr 2025 hinaus geöffnet bleibt, heißt es in Berliner Senatskreisen. Dass in absehbarer Zeit der neue Großflughafen Berlin-Schönefeld im vollen Umfang eröffnet werde, sei ausgeschlossen. Überraschend ist dies nicht, um so erstaunlicher ist jedoch, wie konkret bereits die Ausbaupläne für Tegel sind.

TegelIn der Schublade liegen bereits drei Varianten, die in Frage kommen und bereits ab Mitte 2014 umgesetzt werden könnten. Wie schnell und flexibel Baumaßnahmen in Tegel durchgeführt werden, hatte man bereits während der vergangenen 20 Jahre immer wieder bestaunen dürfen. Das markante Hauptgebäude – sprich der Terminal A – hatte schon seit geraumer Zeit nicht mehr ausgereicht, immer wieder wurde angebaut. Direkt angebettet der kleine Terminal B, in südlicher Richtung Terminal E und D sowie auf der östlichen Seite das große Terminalgebäude C, das über einen langen Gang erreichbar ist. Genau an dieser Stelle würden die Planer als erstes ansetzen. Terminal C würde komplett neu gebaut und extrem vergrößert werden, so dass es von den Abfertigungszahlen her mit Terminal A gleichziehen kann. 

Weitere Überlegungen gehen soweit, dass an der Stelle, wo sich jetzt die Luftfracht und das Catering befinden, ab 2016 ein neues Terminalgebäude F hochgezogen wird. Die Luftfracht würde westlich der Hangars in neuen Hallen untergebracht werden. Der neue Standort des Caterings ist indes noch ungeklärt. Eine zentrale Stelle nahe des Terminal A erscheint logisch. Bezüglich einer neuen Landebahn ist man sich noch nicht einig. Zu groß ist die Sorge, dass eine weitere Klagewelle der Anwohner rollen könnte. Bereits jetzt gehen Grundstücks- und Hausbesitzer im Nordwesten Berlins auf die Barrikaden, weil sie fest damit gerechnet hatten, dass bereits zum jetzigen Zeitpunkt kein einziger Flieger mehr zur Landung ansetzen würde. Zur Erinnerung: Der Umzug von Tegel nach Schönefeld war bereits bis ins letzte geplant und wurde Anfang Mai 2012 kurzfristig abgeblasen. 

FlugroutenWer sich vor drei, vier Jahren erhofft hatte, dass sein Fleckchen Erde bei Staaken und am Tegeler Forst nach der Schließung des TXL über Nacht ein Schippchen mehr Geld wert sei, wurde bereits bitter enttäuscht. Die jetzigen Ausbaupläne werden da kaum noch überraschen. Dass man auch in Zukunft besser zweigleisig fahren sollte, hatte schließlich der neue BER-Chef Mehdorn bereits mehrfach angedeutet. Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck hatten diese Äußerungen sichtlich nicht geschmeckt, doch wenn es um die wirtschaftliche Sicherheit der deutschen Hauptstadt geht, werden die Planer in Berlin in Zukunft nicht mehr lange fackeln. 

„Es geht um Prestige und um verdammt viel Geld,“, meint Julius Brächner von der Zetamet-Akademie, „da werden sie einen Teufel tun, den Flughafen Tegel in absehbarer Zeit stillzulegen. Manch einer hatte bereits bereut, den Cityairport Tempelhof so voreilig geschlossen zu haben. Schließlich wäre dieser für kleine und mittelgroße Geschäftszubringer optimal gewesen. Solch einen Fehler werden sie nicht noch einmal begehen. Tegel wird auch in 20 Jahren noch im Betrieb sein, da lege ich meine Hand für ins Feuer. Aber es ist doch klar, dass die Politiker erst nach und nach mit der Wahrheit herausrücken. Nach dieser Sache mit dem Milliardengrab am Luftschloss Drehkreuz Schönefeld.“

BegräbnisUnd was wird nun aus dem neuen BER „Willy Brandt“? Hat dieser Großflughafen überhaupt eine reelle Chance? „Machen wir uns doch nichts vor, die Generation nach uns wird uns für bekloppt erklären und zwischen Halle-Leipzig und Berlin einen ganz neuen Standort für einen europäischen Großflughafen suchen! Und mit diesem neuen Standort meine ich nicht Sperenberg!“, erklärte Prof. Dr. Werner Penzendorf, Stadtplaner an der Uni Greifswald, gegenüber turus.net.

> zur turus-Fotostrecke: Berliner Impressionen

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