Mal ehrlich: Der Flughafen-Standort Sperenberg wäre optimal!

MB Updated

FlugzeugHätte man sich nicht all die Diskussionen um die Flugrouten und all die Rechtsstreitigkeiten sparen können? Je näher der Zeitpunkt der Eröffnung des neuen Großflughafens Berlin-Schönefeld rückt, desto abstrakter wirkt das Ganze. Noch immer sind die endgültigen Flugrouten nicht bekannt gegeben. Startende und landende Flugzeuge über Wohngebiete und ein Wasserschutzgebiet. Zehntausende direkt betroffene Bürger in der Region rings um Schönefeld. Darüber hinaus abermals hunderttausende Menschen, die im südlichen Berlin und den angrenzenden Gemeinden leben und partiell betroffen sind.

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Wie kommen Menschen eigentlich auf die Idee, im 21. Jahrhundert einen Großflughafen in direkter Nähe zu Siedlungsgebieten zu errichten? Dass man dies im vergangenen Jahrhundert getan hat, liegt auf der Hand. Auch ein innerstädtischer Flughafen wie Berlin-Tempelhof hatte damals durchaus Sinn gemacht. Glücklicherweise ist dieser Airport nun geschlossen. Seit 2001 wohne ich in Berlin-Rixdorf im Stadtbezirk Neukölln. Anfangs durfte ich am Richardplatz noch hautnah miterleben, wie es ist, wenn Flugzeuge über den Dächern der Häuser zur Landung ansetzen. Ab und zu war sogar eine Boeing von Condor dabei. Herrlich, was für eine Geräuschkulisse bei offenem Fenster an einem milden Sommermorgen. Und die Region Richardplatz war noch nicht einmal richtig betroffen. Schlimmer war es für die Leute, die noch dichter am Flughafengelände wohnten. Nun ist Schluss mit Lärm und Gestank und man kann jetzt hier sogar in einer Dachgeschosswohnung leben.

Gewiss. Die Menschen in Schönefeld, Bohnsdorf und Altglienicke mussten sich jeher mit dem dortigen Flughafen arrangieren. Dass dort jedoch eines Tages ein richtiger Großflughafen hochgezimmert wird, hätte man sich nicht träumen lassen.
Wirtschaftliche und politische Interessen mal außen vorgelassen – in den 90er Jahren wurde die einmalige Chance verpasst, mit dem Standort Sperenberg eine bessere Lösung für die gesamte Region Berlin-Brandenburg zu haben. Und zwar auf Dauer. Gutachten belegten, dass Sperenberg die weitaus bessere Variante sei, die Politik setzte sich allerdings drüber hinweg und wählte Schönefeld als neuen Standort aus.

Flugplatz 1949Wo genau liegt eigentlich Sperenberg? Sperenberg, das seit Februar 2002 zur Gemeinde Am Mellensee gehört, hat 1.600 Einwohner und liegt südlich von Berlin. Die Entfernung zu Berlin beträgt etwa 40 Kilometer. Bis 1994 wurde der dortige Flughafen intensiv vom Militär genutzt. Die sowjetische Armee hatte dort sogar große Truppentransporter wie die Iljuschin IL-76 und die Antonow AN-22 stationiert. Das dortige Gelände wurde bereits seit 1870 für militärische Zwecke genutzt. Hübsch versteckt inmitten der Brandenburgischen Wälder war dieses Areal in der vergleichsweise dünn besiedelten Region optimal.

Dünn besiedelt? In der Tat. Ein Blick auf eine Satellitenaufnahme beweist es. Gewiss, auch dort gibt es Ortschaften und somit von einem Flughafen betroffene Menschen, doch ist die Zahl der unmittelbar Betroffenen weitaus geringer als in der Region Schönefeld, die direkt vor den Toren der Millionenmetropole Berlin liegt.
Gut zu sehen auf der Satellitenaufnahme ist zudem der einstige Flugplatz mit seinen Start- und Landebahnen. Das rund 2.400 Hektar große Areal gehört der Bundesrepublik Deutschland. Zum Vergleich: Der jetzige Flughafen Berlin-Schönefeld hat eine Fläche von 630 Hektar. Der neue Großflughafen BER (BBI) wird knapp 1.500 Hektar groß sein. Fakt ist, in Sperenberg hätte man allen Platz der Welt gehabt.
Mit Hilfe des Zooms kann man sich nun beide Satellitenaufnahmen bzw. Karten nebeneinanderlegen. Schönefeld und Sperenberg. Was für ein Vergleich! Was für ein Irrsinn! Auf der Karte wird einem erst einmal richtig deutlich, wie eingebettet dieses Schönefeld liegt. Im Geiste hat man fix das Gefühl, ach dieses Schönefeld liegt da vor der Stadt auf dem Felde. Fakt ist: Ringsherum große Siedlungsgebiete. Waltersdorf, Schulzendorf, Eichwalde, Blankenfelde und im Norden die Stadt Berlin mit all ihrer Pracht. Wie sehr man nun die Flugrouten hin- und herschieben wird, es werden zehntausende Bürger unmittelbar betroffen sein.

Planungssicherheit zu GrabeUnd in Sperenberg im Landkreis Teltow-Fläming? In der gesamten Gemeinde Am Mellensee leben rund 6.500 Menschen. Zur Gemeinde gehören all die Ortschaften und Dörfer auf der rechten Seite des einstigen Flughafengeländes: Kummersdorf Gut, Fernneuendorf, Klausdorf, Rehagen, Kummersdorf-Alexanderdorf, Am Mellensee und Sperenberg. Nördlich und südlich des Areals befinden sich Waldgebiete und winzige Ortschaften. Rund zehn Kilometer südwestlich liegt die Stadt Luckenwalde mit ihren 20.000 Einwohnern. Hätte man die Flugrouten angepasst, wäre diese Stadt wohl nicht direkt betroffen gewesen.
Man kann sich sicher sein. Die Generationen nach uns werden nur die Köpfe schütteln über die Entscheidung, die in den 90er Jahren getroffen wurde. Es ist gewiss nicht ausgeschlossen, dass eine kommende Politikergeneration komplett umdenken und sagen wird: Schönefeld bleibt als City-Airport erhalten und in Sperenberg bauen wir ganz neu. Ein Drehkreuz für die gesamte Region. Halle-Leipzig gleich mit eingeschlossen. Basta.
Foto oben: Deutschland aus der Luft betrachtet
Mitte: Sowjetische Delegation, 1949
Unten: Planungssicherheit wird begraben, Demo Januar 2011

> der einstige Flughafen Sperenberg bei google maps

> zur turus-Fotostrecke: Proteste gegen Flugrouten und gegen den BBI / BER

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