Bahnhofshalle am Ostkreuz: Mal wieder typisch deutsch

MB Updated
Bahnhofshalle am Ostkreuz: Mal wieder typisch deutsch

OstkreuzStahlträger. Klassische Formen. Grau. Tristesse. Kälte. Langeweile. Gibt es in Deutschland als Rostanstrich nur die Farbe Grau? Derzeit wird am S-Bahnhof Ostkreuz die Halle des neuen Ringbahnsteigs errichtet. Die Freude hält sich in Grenzen. Das Ganze hat einen Charme eines Sarkophags für ein abgeschmiertes AKW. Wieder wurde in Berlin eine große Chance vertan. Weshalb am Ostkreuz kein lebensfrohes, heiteres Tor zum Osten? Modernere Formen? Und vor allen Dingen mal etwas Farbe?

OstkreuzDenkmalschutz? Wahrung der alten Traditionen an Berliner Bahnhöfen? Nach der Fertigstellung des Bahnhofs Südkreuz hätte eigentlich klar sein müssen, dass in Zukunft auch einmal anders gebaut werden muss. Große nackte graue Hallen – wer soll sich daran erfreuen? Die Berliner? Die Touristen, die an den Bahnhöfen einen ersten Eindruck der Stadt bekommen? Willkommen in Deutschland, willkommen in Berlin. Glas. Graue Stahlträger. Langweiliger Bodenbelag. Fertig. Prima. Das sprüht nur so vor Lebensfreude. Ganz besonders in Herbst und Winter.

Das geht nun schon seit Jahren so. Auch in anderen Bereichen. Bestes Beispiel das Velodrom. Nackter Beton und graue Träger wohin man auch schaut. Eine Halle – erbaut für die Ewigkeit. In den unteren Gängen hat man das Gefühl, man sei in einem Bunker. Man hatte es nicht geschafft, die graue, triste Zeit von Deutschlandhalle & Co abzustreifen. Allein die o2 World wird dem Anspruch einer modernen Weltstadt halbwegs gerecht. Beim Anblick der grauen Sitze des Olympiastadions kommen mir dagegen wieder die Tränen.

altGrau, grau, grau. Weshalb ist man in Deutschland – und ganz speziell in Berlin - so sehr in diese Farbe, wenn man sie überhaupt als Farbe bezeichnen kann, verliebt? Dass es auch anders gehen kann, wurde in der Gemeinde Hoppegarten vor den Toren Berlins gezeigt. Am dortigen Bahnhof wurde viel Holz verbaut – und schon gleich wirkt das Ganze viel freundlicher und wärmer. Auch ein Bahnhof weiter – in Neuenhagen bei Berlin – wurde reichlich Farbe ins Spiel gebracht. Es geht doch. Weshalb funktioniert das nicht bei den großen Bahnhöfen Berlins? Weshalb wird nicht einmal über den Schatten gesprungen und mal etwas gewagt? Allein mit farbigem Licht kann man abends eine ganze Menge bewegen.

altBeispiele gibt es auf der ganzen Welt reichlich. Die Metrostationen in Madrid – bunte Beleuchtung. Der Estação do Oriente in Lissabon – moderne Dachformen. St. Pancras Railway Station in London – klassische Formen, doch blaue angestrichene Stahlträger. Der Bahnhof von Antwerpen – klassisch, jedoch rötliche Stahlträger. Ganz zu schweigen von der Southern Cross Station in Melbourne – sehr moderne Dachformen. Oder die TGV-Station im belgischen Liège – eine tolle Architektur von Santiago Calatrava. Auch nicht übel: Der geplante Bahnhof im polnischen Katowice. Ein Hingucker die neue Railway Station in Peking – farbige Beleuchtung und an der Decke Malerei. In Berlin dürfen wir uns dagegen an der grauen Sachlichkeit erfreuen. Der Bahnhof Ostkreuz wird ein bestes Beispiel sein. Ich freu mich schon darauf, im Winter - wenn mal wieder die Berliner S-Bahn versagt - dort ein nettes Päuschen einzulegen...

> zur turus-Fotostrecke: Alltag in Berlin

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