Albanien bekommt es und auch Bosnien Herzegowina ist auf dem besten Weg nach Europa: Mit der aufgehobenen Visapflicht ab Dezember steht das Tor zum EU-Beitritt weit offen. Die Türkei dagegen muss weiter auf erfolgsgekrönte Schritte in Richtung Europa warten, dabei hing noch vor fünf Jahren der Himmel hinter dem Bosporus voller Hoffnungen.
Türkiye: Keiner mag uns, uns egal
Wie jetzt in Albanien und Bosnien Herzegowina nach bekannt werden der Visafreiheit (sie gilt in 25 EU-Staaten ausgenommen Großbritannien und Irland sowie in den "Schengen"-Länder Island, Norwegen und Schweiz), jubelten die Türken am 3. Oktober 2005 über die ersten Beitrittsverhandlungen zur Europäischen Union. Inzwischen ist mehr als nur Resignation eingetreten und viele der Türken wollen sich gar nicht mehr unter dem Sternbanner des Vielvölkerkontinents einreihen. Manche sehen in der Europäischen Union eine Versammlung von Christen, die Angst vor einer zu großen muslimischen Front haben. Die EU ihrerseits prangert die Verletzung der Menschenrechte insbesondere der Frauenrechte unter dem Halbmond an.
Der Beitritt der Türkei zur EU ist längst ein flächendeckendes Politikum. Internationale Spitzenpolitiker gaben sich in Ankara regelmäßig die Klinke in die Hand, um Fortschritte aus eigenen wirtschaftlichen Interessen zu signalisieren, aber mit einem Rückschritt als Resultat. Die EU will erste alle ihre Kritikpunkte abgearbeitet wissen, bis die Türkei zum Zuge kommt. Die Türkei will nun aber gar nicht mehr und resigniert vor dem Apparat EU.
Dabei sieht es aber selbst die EU nicht immer ganz so eng, wie man beim türkischen Konfliktnachbarn Griechenland in der Vergangenheit bestens zu beobachten: Seit 1981 gehört Griechenland zur Europäischen Union und seit 2001 auch zum Euroland, aber mehr als den Pleitegeier (und ein paar Paketbomben) konnte Hellas bisher nicht vorzeigen. Zu Gute halten muss man den Griechen die positive Einstellung zum Europagedanken, ein Grund für die EU an ihrem derzeit schwächsten Glied festzuhalten.
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