Süßes oder Saures: Kitkat-Desaster für Nestlé

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Viraler Aktionismus vom Feinsten und ein riesiger PR-Gau für den größten Lebensmittelkonzern der Welt. Die Umweltorganisation Greenpeace protestiert in einer weltweit organisierten und zielgerichteten Aktion gegen Nestlé, da dieser den Umweltschützern zufolge für die Produktion von Schokoriegeln wie Kitkat die Zerstörung des indonesischen Urwalds und damit die Lebensgrundlage der vom Aussterben bedrohten Orang-Utans in Kauf nimmt. Zur öffentlichen Bekanntmachung setzte Greenpeace wie bekannt auf spektakuläre Mittel. Die Knusperwaffel in Milchschokolade wird so zur blutrünstigen Waffe.


So wurden nicht nur Flugblätter vor der deutschen Zentrale in Frankfurt/Main sowie vor den Nestlé-Standorten in Hamburg, Berlin, München, Nürnberg, Soest und Singen verteilte, sondern auch flächendeckend die Web 2.0 Gemeinde für sich vereinnahmt. So veröffentlichte Greenpeace über YouTube ein Schockvideo, indem in einem Kitkat-Riegel ein blutiger Finger eines Orang-Utans steckt. Dies rief die Rechtsabteilung des Nestle-Konzerns auf den Plan, um das Video löschen zu lassen. Pech für das Unternehmen, das wahrscheinlich noch nie etwas vom "Streisand Effekt" gehört hat. Benannt nach der Schauspielerin, die die Publikation einer Luftaufnahme von ihrem Haus im Web verbieten lassen wollte. Bereits nach kurzer Zeit verbreitete sich das Bild aber lawinenartig im Web, genauso wie jetzt das Kitkat-Video. Via Twitter und Facebook wird es tausendfach weiterempfohlen.



Das PR-Desaster ist kaum abwendbar und für Nestlé kaum zu stoppen. Der Konzern ließ nun sogar seine KitKat Facebook-Seite mit rund 750.000 Fans sperren. Es wirkt wie ein Gegensteuern gegen das sinkende Kommunikationsschiff. Ein Erfolg für Greenpeace, die damit ihre Botschaft viral unter die Konsumer bringt: Kauft kein KitKat, denn Nestlé kauft die Rohstoffe vom indonesischen Hersteller Sinar Mas. "Dieser Lieferant verletzt internationale Standards und indonesisches Recht, ist an Landkonflikten beteiligt, rodet wertvolle Regenwälder in Orang-Utan-Gebieten und hat massive Expansionspläne. Auf den gerodeten Urwaldflächen werden Ölpalmplantagen in Monokulturen angelegt. Allein Nestlé, der größte Nahrungsmittel- und Getränkehersteller der Welt, hat seinen Bedarf an Palmöl in den letzten drei Jahren auf 320.000 Tonnen verdoppelt", heißt es in einer Pressemeldung.

Nestle wirkt verunsichert und hat in einer schnell zusammen gezimmerten Pressemeldung angekündigt, die Verträge mit Sinar Mas zu kündigen und bis 2015 ausschließlich zertifiziertes Palmöl zu kaufen. Greenpeace sieht darin nur eine Verschleierung der Tatsachen und fordert weiterhin von Nestlé, dass sie kein Sinar Mas-Palmöl mehr für ihre Produkte verwenden, also auch ihre indirekten Verträge kündigen. Und auch der Punkt "Zertifizierung" bringt die Umweltschützer auf die Palme: So schütze auch die Zertifizierungsorganisation RSPO (Round Table on Sustainable Palm Oil) den Lebensraum der Orang-Utans nicht. Der RSPO sei ein Zusammenschluss von Unternehmen, um die Produktion von Palmöl nachhaltig zu gestalten und nicht um die Umwelt zu schützen. Einzige Lösung aus sicht von Greenpeace: "Die Firmengruppe Sinar Mas muss jetzt ökonomisch, also durch Vertragskündigungen gezwungen werden, ihre Blockade endlich aufzugeben. Nestlé könnte einen wichtigen Beitrag leisten, tut es aber noch nicht."

Foto und Video: Greenpeace

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