Varusschlacht: Ging vor genau 2.000 Jahren das römische Reich unter?

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Varusschlacht: Ging vor genau 2.000 Jahren das römische Reich unter?

Wenn man dem römischen Geschichtsschreiber Florus Glauben schenkt, dann hat am 2. August im Jahr 9 n. Chr. die Varusschlacht, auch bekannt als Schlacht im Teutoburger Wald, alosmorgen genau vor 2.000 Jahren stattgefunden: Im Jahr 9 n. Chr. war Publius Quinctilius Varus römischer Statthalter in Germanien, wo er die Provinzverwaltung ausbauen, Recht sprechen und für Ordnung sorgen sollte. Doch beim Rückmarsch von der Weser in die Winterlager an Rhein und Lippe geriet Varus mit drei Legionen in eine tödliche Falle. Der Cheruskerfürst Arminius lockte Varus unter einem Vorwand in unwegsames Gelände. Dort warteten bereits germanische Krieger, die die langgezogene Marschreihe der Legionäre wieder und wieder aus dem Hinterhalt angriffen. Mindestens 15.000 römische Soldaten kamen ums Leben.

Nach Angaben des LWL-Römermuseums in Haltern am See soll das Gemetzel drei bis vier Tage gedauert haben. Wenn dem so sei könne das überlieferte Datum nicht stimmen, so die Experten, denn auch in anderen Details weiche dessen Werk deutlich von den Darstellungen anderer Chronisten ab. Sie berichteten von Regen, Sturm und Kälte während der Schlacht, also von typischem Herbstwetter, das auf den Verlauf großen Einfluss genommen hätte. Zudem hätten sich die Römer wohl kaum mitten im Sommer auf dem Weg ins Winterquartier befunden. Aber wie kam Florus auf den 2. August?

Dem Geschichtsschreiber ging es nach Ansicht des Museums weniger um das tatsächliche Datum der Varusschlacht, als vielmehr darum, das Geschehen in Germanien mit einer der schlimmsten Katastrophen Roms in Verbindung zu bringen: Bei Cannae (Unteritalien) konnte Hannibal aus Karthago den Römern am 2. August 216 v. Chr. eine vernichtende Niederlage zufügen. Etwa 60.000 Legionäre blieben auf dem Schlachtfeld zurück, in Italien stand kein römisches Heer mehr. Hannibal bedrohte Rom, das Ende der Stadt am Tiber schien nahe. Ein solches Katastrophenszenario war auch nach der Varusschlacht nicht undenkbar. Die Germanen drohten, den Rhein zu überqueren und nach Italien vorzustoßen. Der römische Kaiser Augustus ließ die Hauptstadt durch Militärposten bewachen und eilig neue Truppen ausheben. Bereits entlassene Soldaten wurden wieder zu den Waffen gerufen. Letztlich blieb der befürchtete Angriff aus, doch die Varusschlacht leitete das Ende der römischen Eroberungspläne in Germanien ein. Im Jahr 16 n. Chr. zogen sich die Legionen entgültig hinter den Rhein zurück.

Als Florus Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. seinen Abriss der römischen Geschichte verfasste, deutete er die Varusschlacht als Hauptursache für das römische Scheitern östlich des Rheins. Um seinen Zeitgenossen Ausmaß und Dramatik der Ereignisse vor Augen zu führen, verknüpfte Florus die Niederlage in Germanien mit der von Cannae und datierte sie ebenfalls auf den 2. August, somit bleibt der wahre Zeitpunkt weiter im Dunkeln. Allen Interessenten an der Thematik sei die Kooperationsausstellung "Imperium Konflikt Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht" an den drei Standorten in Haltern am See, Kalkriese und Detmold empfohlen, die noch bis zum 11. Oktober läuft.

So wendet sich die Ausstellung "Imperium" in Haltern am See und im Römermuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) dem historischen Geschehen aus der Perspektive des Verlierers, des Römischen Reiches, zu. In Haltern standen vor 2000 Jahren die bedeutendsten römischen Militäranlagen östlich des Rheins. Hier war mit der 19. Legion ein Teil der Truppen stationiert, die später in Germaniens Wäldern untergingen. Als ihr Befehlshaber hat sich auch Varus wahrscheinlich häufiger in Haltern aufgehalten. Am Vorabend der Varusschlacht befand sich Rom auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Macht und erlebte eine Zeit wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Die Ausstellung "Imperium" lässt dieses "Goldene Zeitalter" vor den Augen der Besucher wiederauferstehen und beleuchtet die innen- und außenpolitischen Erfolge des Kaisers Augustus. Den Roten Faden durch die aufwändig inszenierte Ausstellung bildet die Biographie des Publius Quinctilius Varus, der als glückloser Statthalter in Germanien bis heute untrennbar mit der Varusschlacht verbunden ist. (Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 9 bis 18 Uhr, Samstag: 10 bis 20 Uhr, Sonntag: 10 bis 18 Uhr)

Die Ausstellung "Konflikt" in Kalkriese beleuchtet noch bis zum 25. Oktober die Ursachen und Folgen kriegerischer Konflikte in der germanischen Welt. Am Beispiel dreier „Konfliktzonen“ zeigt die Ausstellung Facetten des germanischen Kriegers und germanischer Auseinandersetzungen aus mehreren Jahrhunderten. (Öffnungszeiten: Täglich 9 bis 18 Uhr, Samstag bis 20 Uhr)

Seit 1875 thront das Hermannsdenkmal bei Detmold über dem Teutoburger Wald - als weithin sichtbares Zeichen für einen Mythos, der über 500 Jahre lang Deutschland und die Deutschen bewegte. Heute würde sich kaum noch jemand an die Varusschlacht und den siegreichen Cheruskerfürsten Arminius erinnern, wäre das historische Ereignis nicht zu einem Mythos und Arminius nicht zu einer der wichtigsten Symbolfiguren der Deutschen geworden. Von germanischen Fürstengräbern und römischen Germanenbildnissen über frühe Handschriften und Buchdrucke zu bildgewaltigen Historiengemälden von Lucas Cranach bis Anselm Kiefer - die Ausstellung „Mythos“ vereint auf 1.000 Quadratmetern rund 900 herausragende Exponate internationaler Museen, die den Mythos um Arminius, die Germanen und die Varusschlacht von der Antike bis heute lebendig werden lassen. (Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 20 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr)


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