Mal ehrlich: Danke, danke, danke Berliner Stress-Bahn!

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Bekanntlich soll man in der Vorweihnachtszeit enger zusammenrücken, mehr kuscheln und einfach länger beieinander sein. Die Berliner S-Bahn macht es möglich. Gemütlichkeit auf ganzer Breite, auf ganzer Länge. Man hat auf Bahnsteigen und in S-Bahnwaggons derzeit reichlich Zeit, ein Pläuschchen zu halten und einfach mal runter zu kommen. Hektik in der Adventszeit? Nicht bei der S-Bahn. Bei ihr läuft alles ruhiger ab. Und sie schafft sogar noch mehr! Der Berliner S-Bahn gelingt es gar, die Zeit zu strecken. Wie ein Kaugummi ziehen sich 15 Minuten hin. Wahnsinn!





Schauplatz Ringbahn. Bahnhof Ostkreuz. Die nächste S41 soll laut Anzeige in 17 Minuten kommen. Da keiner der frierenden Wartenden ein Pläuschchen halten möchte, wird ein Handyspielchen angemacht. Klick, klick, klick - Level acht ist mit Mühe erreicht. Zack, aus. Der Blick zur Anzeige: Wow. Ist gar keine Zeit vergangen. Die S41 soll in 16 Minuten kommen. Wahnsinn. Auf dem Ringbahnsteigen scheinen die Uhren langsamer zu laufen. Ob man gar langsamer altert?

Danke Berliner S-Bahn! Dank ihr ist es möglich, ganz neue Ecken der Stadt zu entdecken. Schauplatz S-Bahnhof Mahlsdorf. Sonntagabend. Man steht hübsch brav auf dem Bahnsteig in Richtung Westkreuz. Komisch, dass niemand zum Kuscheln da ist, und auch niemand zum Quatschen. Minuten vergehen. Dann eine Durchsage. Ein nettes Fräulein erklärt, dass die S5 gar nicht mehr verkehrt. Stattdessen soll man diverse Buslinien nutzen und den Weg zur U-Bahnlinie 5 finden.
Fein, fein. Okay, zugegeben, es war schon blöd, dass der Bus gerade weg war und man nun 19 Minuten warten musste. Trotzdem ein Dankeschön, denn später ging es mit dem Bus nach Kaulsdorf-Nord. Dort wollte man schon immer hin, schaffte es nur nicht. Mit der langweiligen U-Bahn dann bis Frankfurter Allee. Und dort: Die pure Freude. Was für ein Genuss. S-Bahn-Pendelverkehr. Alle 20 Minuten bis Treptower Park. Wieder Zeit, all die Leutchen zu studieren und um in sich zu gehen.

Freudenschreie gab es auch heute gegen 17 Uhr auf dem Bahnhof Köpenick. Der nächste Zug in Richtung Erkner 17 Uhr ... war es 37? Schade, dass ich in die andere Richtung musste. Freude wieder einmal auf dem Ringbahnsteig am Ostkreuz. Die besagte Zeit-Streck-Machine wurde wieder angeworfen. Und dann, nach gefühlten 30 Minuten Wartezeit das Highlight des Tages. Knuffeln und Knuddeln im Waggon. Schade, dass ich nur zwei Stationen fahren musste. Der Trost, in der Treptower Kurve wurde mit geschätzten zehn km/h geschlichen. Da kam Laune auf bei den Pendlern. Das muss hier einmal den Nicht-Berlinern gesagt werden. Man mag sich gar nicht vorstellen, was ein bisschen Kälte und Schnee im hochtechnisierten Wirtschaftsland Deutschland bewirken können.

Die Perspektive: Bleiben Sonneneruptionen und Sonnenflecken die kommenden Jahre aus und schwächt sich gar der Golfstrom etwas ab, können wir hier in Europa über die globale Erwärmung nur müde lächeln. Dann heißt es: Alle Jahre wieder... Jährlich grüßt das Murmeltier... Oder wie immer man es nennen möchte...